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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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mich entschieden weigere, meinen Vermutungen Glauben zu schenken.

    15. März 1890
    Ich habe das Buch die ganze Nacht hindurch studiert. Was ich darin gefunden habe – jene Passagen, die in französischer Sprache gehalten wurden, erschrecken mich. Fast beschleicht mich das widersinnige Gefühl, ein Buch über Hexenkünste und dunkle Machenschaften in Händen zu halten, was ich zuerst versucht hatte zu leugnen. In jenen mir verständlichen Sätzen habe ich Beschreibungen für die Wiederbelebung von Toten gefunden, ebenso die Vorgehensweise, mit welchen Mitteln und Beschwörungen man Kontakt zu einer Welt aufbauen kann, die in dem Buch als “Re´grid Dath” benannt wird. Auch werden einige Namen von Gottheiten bezeichnet, die in diesem Totenreich angebetet werden und die Seelen der Verstorbenen wie Jünger um sich zu scharen scheinen.
    Mit jedem Wort, das ich in der Nacht gelesen hatte, stellte ich mir mehr und mehr die bange Frage, wie sehr mein Großvater in solche Machenschaften verstrickt war. Immerhin fand ich dieses merkwürdige Buch in seinem Haus, in jenem Verschlag, den zu betreten mir stets streng verboten war.
    Wusste der alte Uriah Wilkes von der Existenz dieses Buches? Und falls ja, die Frage, die mir am meisten Sorge bereitet: Hatte er sich womöglich von den fremdartigen Worten und Darstellungen in ihren Bann schlagen lassen? Darüber nachzusinnen verbietet mir meine Hochachtung vor meinem Großvater.

    16. März 1890
    Das Studium des Buches hat mich zutiefst beunruhigt. Kaum wage ich darüber zu sinnen, welch grauenhaftes Hexenwerk in der mir unbekannten Sprache, womöglich Latein, verborgen liegt. Ebensolchen Abscheu rufen in mir die altertümlichen Abbildungen hervor. Pentagramme und Hexaeder sind noch die mildesten für die Seele verträglichen. Vielmehr sind es die grässlichen Illustrationen dämonischer Gestalten und grotesk verunstalteter Schädel mit nach hinten geneigten Hörnern und Augen, die eng beieinander liegen, und in denen ein Feuer von tief unter der Erde zu glimmen scheint. Manche der Kreaturen, deren Abnormitäten das Auge nur in geringem Maße dem Schaudern aussetzen, weisen erstaunliche Ähnlichkeiten mit menschlichen Zügen auf, doch scheint ihr eigenwilliges Antlitz eher unbeschreibliche Pein ausdrücken zu wollen als abgrundtief Böses, wie es den abscheulichen Zügen der Dämonenwesen eigen ist.
    Ein ebengleiches Rätsel bilden die Zahlen und offenbar mathematischen Formeln. Eine jede Zahl scheint eine Verbindung zwischen Beschwörung und Teufel einzugehen, finde ich sie doch ebenso in den Texten – sowohl den in Französisch gehaltenen wie auch denen in Latein – und auch unter den Darstellungen der widerlichen Wesen wieder. Manche tragen gar jene unglückselige Zahl als vernarbtes Brandmal oder eiternde Wunde an ihren widerwärtigen Leibern.
    Was mir hingegen nicht mehr verschlossen bleibt ist die Bedeutung von “Re´grid Dath”. In einem düsteren Kapitel, dessen Verfasser sich sowohl der französischer Sprache wie auch in der deutschen bedient hatte – eine Sprache, die ich nur bruchstückhaft beherrsche, die mir aber dennoch den grauenvollen Gehalt des Textes vermittelte – wird “Re´grid Dath” als “Stadt der Toten” bezeichnet, ein Ort jenseits aller Dimensionen und Vernunft, in der weder Raum noch Zeit existieren und in dem seit Urgedenken dämonische Gottheiten ebengleich wie die Leiber der Verstorbenen darauf warten, dass ihnen das Tor geöffnet wird.
    Die Vernunft gebietet mir die Kammer so schnell als möglich zu verlassen und sie wieder der Vergessenheit zu überlassen, so wie es mein Großvater Uriah getan hatte. Denn es gibt Dinge, die besser in der Dunkelheit bleiben.
    Doch da ist diese Tür. Diese seltsame Tür, die unmöglich zum Garten hinaus führen kann, habe ich doch von außen keinen Zugang gefunden. Meine Neugierde ist stärker als mein Verstand. Danach werde ich die Kammer wieder verschließen.

    16. März 1890, am Abend
    Die Tür zu öffnen gestaltet sich schwieriger, als ich angenommen hatte. Was mich sehr verwundert, kann ich doch kein Schloss erkennen, das sie verriegelt. Es gibt lediglich einen eisernen Griff, doch so sehr ich mich auch bemühe, die Tür öffnet sich keinen Spalt.
    Ich war versucht mit dem Stemmeisen nachzuhelfen. Doch sobald ich das Werkzeug in Händen hielt, überkamen mich derart heftige Zweifel an meinem Tun, dass ich davon abließ.
    Fast hatte ich das merkwürdige Gefühl, als versuche etwas mich mit Gewalt –

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