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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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stiften, und das wiederum erhöhte seine Chancen, dass sie strategische Fehler machten und sich ihm endlich zu erkennen gaben! Carsten empfand das Glücksgefühl eines Bislang-Wehrlosen, der endlich zurückschlagen konnte.
    In der Abstellkammer bewaffnete er sich mit dem längsten greifbaren Schraubendreher. Da die Beschädigung von außen nicht sofort erkennbar sein durfte, musste er versuchen, ihr mit einem solchen Werkzeug eine innere “Verletzung“ beizubringen. Rasch ging er, den Schraubenzieher in der Hand wiegend, sämtliche Körperöffnungen durch, die in Frage kamen, und entschied, dass Ohren oder Nasenlöcher am geeigneten wären. Im Schlaf musste es geschehen! Denn Tatjana hatte einen tiefen Schlaf (oder Ruhezustand). Carsten suchte in der Ritze zwischen Bett und Wand ein Versteck für den Schraubendreher und sagte sich, dass die Idee gut war.
    Nachdem er jedoch stundenlang über seinem Plan gebrütet hatte, hatte er zu trinken begonnen und irgendwann mit einer Flasche unter dem Arm die Wohnung verlassen. Er hatte weitergetrunken und fremde Menschen angepöbelt. Es war dunkel geworden, eine Fußgängerbrücke über einer Schnellstraße hatte ihn angezogen.
    Unter dem Einfluss des Alkohols erschien ihm plötzlich eine ganz andere Erklärung für die Vorkommnisse der jüngsten Vergangenheit plausibel: Er war verrückt geworden, die Birne in seinem Kopf war durchgeknallt! Roboter-Spione, was für ein Schwachsinn! In diesem Augenblick schien es besser, sich vor einen Zug zu werfen, als noch eine Stunde länger in diesem Alptraum weiterzuleben.
    Verschmutzt, schwitzend und auf schwankenden Beinen hatte er kurz nach Zehn und damit zwei Stunden später als verabredet, die Klingel an Georgs Wohnung betätigt.

    *

    Nachdem Carsten seinen Bericht beendet hatte, trat eine minutenlange Stille ein.
    Georg zog an seiner Pfeife, schien zu überlegen, räusperte sich. »Vielleicht soll sie dein Sperma sammeln«, gab er zu bedenken und fügte hinzu, als Carsten verständnislos blinzelte: »Ich meine, deine Roboter-Freundin! Vielleicht ist es ihre Mission, dein Sperma für die Außerirdischen zu sammeln, denn die sind wegen der Strahlung alle zeugungsunfähig oder so. Bis sie wieder hochgebeamt wird, sammelt sie dein Sperma und irgendwann wirst du der Vater einer ganzen Galaxis.«
    Jetzt musste auch Carsten lächeln, in dessen Kopf sich ein bohrender Schmerz eingestellt hatte. Er war dankbar, dass Georg Humor zeigte und gelassen blieb. Die Geschichte war ja auch zu lächerlich. »Ich sollte mich einweisen lassen«, murmelte er schulterzuckend.
    »Unsinn«, widersprach Georg, zupfte an seinem Bart und schüttelte missbilligend den Kopf: »Psychiatrie ist keine Lösung. Meiner Ansicht nach würde sich deine Situation nur verschlimmern, wenn du dich in deren Hände begibst.«
    Carsten sah ihn fragend an. In deren Hände – das klang aus Georgs Mund ähnlich mysteriös und bedrohlich wie Carstens Vorstellung der Verschwörer, von denen er glaubte, sie trachteten nach seinem Leben.
    »Ich kenne mich damit nicht aus«, sagte Carsten und kämpfte mit seiner Zunge, die vom vielen Sprechen schwer geworden war. »Ich glaube nur, dass es jetzt darum geht, eine Antwort zu finden, ob ich …«, er wollte das Wort verrückt vermeiden, »… also, was mit mir los ist. Alleine komme ich nicht dahinter. Ich muss doch wissen, ob es …« Er machte eine Pause. »Ob es Heilung gibt.«
    Georg schüttelte den Kopf. Dieses Mal energischer. »Du machst dir was vor. Die Psychiatrie hat lediglich den Auftrag, den Kranken wieder tauglich zu machen für den Arbeitsprozess, damit er wieder Mehrwert produzieren kann.« Als er sah, dass Carsten mit dieser Aussage nichts anfangen konnte, seufzte Georg schwer und fuhr sich durch die Haare. »Hör mir zu! Wenn du dich dafür entscheidest, werden sie dich auch behandeln. Ich will nicht ausschließen, dass das Resultat eventuell eine kurzfristige Besserung wäre – doch würde das nur eine scheinbare sein. Ich fürchte, dass eine psychiatrisch-medizinische Behandlung für dich einen viel größeren Schaden als Nutzen haben würde.«
    Carsten bemerkte ein leichtes Zittern seiner Hände, als er sein Trinkglas abstellte. Seine Finger waren eiskalt bis in die Spitzen. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«, fragte er.
    »Ich kann etwas dazu sagen, wenn du mir zuhören magst«, erbot sich Georg. »Ich glaube, deine Herangehensweise ist falsch.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wahrscheinlich werden sie bei

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