Diabolus
Anruf des Amerikaners, North Dakota, war inzwischen überfällig. Numataka spürte einen Anflug von Nervosität. Hoffentlich war nichts schief gegangen. Wenn Diabolus leistete, was man ihm versprochen hatte, würde er das begehrteste Produkt des Computerzeitalters erhalten - einen absolut unverwundbaren digitalen Verschlüsselungs-Algorithmus. Numataka würde damit einen manipulationsgeschützten, versiegelten hochintegrierten Mikroprozessor, einen VLSI-Chip, programmieren und Weltweit massenweise vertreiben - an Computerhersteller, Zulieferindustrien, Regierungen und vielleicht sogar in dunkle Kanäle . . . den Markt des internationalen Terrorismus. Numataka lächelte. Wie gewöhnlich schien er auch diesmal die Gunst der shichifukujin gefunden zu haben - der sieben Glücksgötter. Seine Numatech Corporation war drauf und dran, die alleinige Kontrolle über Diabolus zu bekommen. Zwanzig Millionen Dollar war enorm viel Geld - aber angesichts eines solchen Produkts war es der Spottpreis des Jahrhunderts!
KAPITEL 19
Und wenn noch jemand anders hinter dem Ring her ist?«, fragte Susan, die plötzlich nervös geworden war.
»Wäre das für David nicht gefährlich?« Strathmore schüttelte den Kopf.
»Kein Mensch weiß, dass es diesen Ring überhaupt gibt. Ich habe David ja gerade deswegen geschickt, weil mir daran gelegen ist, dass es auch so bleibt. Einem Lehrer sind normalerweise keine Schnüffler auf den Fersen.«
»David ist Professor!«, verbesserte Susan und bedauerte die Klarstellung noch im selben Atemzug. Leider hatte sie häufig das Gefühl, dass David dem Commander irgendwie nicht gut genug war. Strathmore schien zu glauben, Susan hätte etwas Besseres verdient als einen Pauker.
»Commander«, sagte sie, um beim ursprünglichen Thema zu bleiben.
»Sie haben David heute früh doch per Autotelefon instruiert. Könnte da nicht jemand mitgehört. . .«
»Die Wahrscheinlichkeit ist eins zu eine Million«, fiel ihr Strathmore ins Wort.
»Der Lauscher hätte sich im engsten Umkreis befinden und außerdem wissen müssen, worum es überhaupt geht.« Er legte Susan beruhigend die Hand auf die Schulter.
»Ich hätte David niemals losgeschickt, wenn ich die Sache in irgendeiner Weise für gefährlich gehalten hätte.« Er lächelte.
»Vertrauen Sie mir. Beim geringsten Anzeichen von Ärger schicke ich meine Profis ins Feld.« Ein heftiges Pochen gegen die gläserne Schiebetür von Node 3 akzentuierte Strathmores Worte. Susan und Strathmore fuhren herum. Draußen presste der System- Security-Techniker Phil Charturkian verzweifelt das Gesicht gegen das Spiegelglas der Schiebetür und versuchte etwas zu erkennen, wobei er wie wild gegen die dicken Scheiben hämmerte. Dass er aufgeregt etwas rief, war zwar zu sehen, aber durch die schalldichte Verglasung nicht zu hören. Charturkian sah aus, als wäre ihm ein Gespenst begegnet.
»Was zum Teufel hat der Mann hier zu suchen?«, brummte Strathmore ärgerlich.
»Er hat doch heute keinen Dienst!«
»Das sieht nach Ärger aus«, meinte Susan.
»Vermutlich hat er auf seinem Monitor die Kontrollanzeige gesehen.«
»Verdammt!«, fluchte Strathmore.
»Ich habe den Sys-Sec vom Dienst gestern Nacht extra noch angerufen und ihm gesagt, dass er nicht zu kommen braucht!« Susan war nicht überrascht - eine Sys-Sec-Schicht abzublasen war mehr als ungewöhnlich. Strathmore hatte natürlich ungestört sein wollen. Diabolus an die große Glocke zu hängen, weil ein nervöser Sys-Sec meinte, Lärm schlagen zu müssen, war das Letzte, woran ihm gelegen sein konnte.
»Wir sollten einen Programmabbruch vornehmen«, sagte Susan.
»Dann fängt der Kontrollmonitor vom TRANSLTR wieder bei null an zu zählen, und wir können behaupten, Phil hätte sich etwas eingebildet.«
»Nein, noch nicht«, sagte Strathmore nach kurzem Nachdenken.
»Der TRANSLTR fährt jetzt seinen Angriff seit fünfzehn Stunden. Ich möchte ihn volle vierundzwanzig Stunden durchlaufen lassen - um endgültig sicher zu sein.« Susan musste ihm Recht geben. Diabolus war das erste Chiffrierprogramm mit rotierendem Klartext. Vielleicht hatte Tankado etwas übersehen. Vielleicht würde es der TRANSLTR nach vollen vierundzwanzig Stunden doch geschafft haben. Aber Susan wollte nicht so recht daran glauben.
»Der TRANSLTR läuft weiter«, entschied Strathmore.
»Ich muss wissen, ob dieser Algorithmus unangreifbar ist.« Charturkian hämmerte immer noch gegen die Schiebetür.
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