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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hinunter. „Verdammt anders.“ Sie musterte ihn neugierig. „Ich nehme an, deine Leute sind noch fremdartiger. Wir verehren den Madar, aber das verstehst du nicht wirklich, oder? Ich schätze, es gibt noch mehr, die so sind wie Kahruba, aber die meisten teilen Lust nur mit jenen, zu denen sie Zuneigung empfinden. Es ist ein Teil unseres Glaubens. Je tiefer die Lust, desto besser gedeihen unsere Tiere, unsere Felder – und um so besser gefallen wir dem Madar.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wir preisen den Madar, ihr schneidet den Frauen, die fremdgehen, die Kehle durch. Ich glaube, ich ziehe unsere Art vor.“
    „Haben eure Männer keinen Stolz, daß sie einen anderen Mann nehmen lassen, was ihnen gehört?“
    „Ihnen gehört?“ Sie runzelte die Stirn. „Niemand kann einen anderen Menschen besitzen.“
    Er senkte seine Augen. Sie betrachtete seine angespannten Muskeln. „Niemand“, wiederholte sie fest. „Glaubst du das nicht?“
    „Was ist mit jenen, die ihr Asiri nennt?“
    „Wir besitzen sie nicht. Sie sind Teil der Sippe. Genau wie … Ich wollte sagen: genau wie ich. Aber das ist falsch. Mehr als ich, muß es heißen.“
    Er sagte nichts, aber sein Zweifel war fast greifbar.
    Sie schniefte. „Doch was spielt das überhaupt für eine Rolle? Wie gesagt: Erzähle niemandem …“
    Noch bevor sie den Satz beenden konnte, zischte ein Kieselstein heran und prallte von der Schulter des Karawanenmannes ab. Er sprang auf seine Füße.
    Ein kleiner Junge – etwa Kurs Größe, dachte Aleytys – brach aus dem Zardagul-Busch nahe der Pfadbiegung und stellte sich grinsend vor sie hin. Eine Steinschleuder baumelte von einer Hand, ein kleiner Beutel mit Steinen von der anderen. Aleytys war verblüfft und empört über die böswillige Grausamkeit in dem kleinen Gesicht.
    „Dreckskerl hat ’n Gurrul, Dreckskerl hat ’n Gurrul …“ Immer und immer wieder, wie ein Messer, das in einer Wunde gedreht wurde, sang er diese Worte und unterstrich sie mit weiteren geschleuderten Steinen.
    Aleytys erwartete, daß der Karawanenmann etwas unternahm, daß er den Jungen packte und ihm Manieren beibrachte.
    Der Karawanenmann senkte seinen Kopf, schien unter ihren Blicken zu schrumpfen.
    „Ai-Aschla, Zigeuner!“ Sie starrte ihn verächtlich an. „Damit willst du ihn durchkommen lassen?“
    Er blickte stumm zu Boden. Ein weiterer Stein knallte gegen seine Wange, hinterließ einen blaßroten Fleck zurück. Aleytys schüttelte den Kopf.
    Dann verfehlte der Junge sein Ziel, und ein Kiesel streifte ihre Wange. Sie sprang auf. Der Schrecken jagte den Hohn aus seinem Gesicht, und er krabbelte rückwärts zum Busch hin. Aber Aleytys war zu schnell. Ihre Hand schloß sich um seine dünne Schulter und riß ihn in die Mitte des Weges zurück. Er schrie zornig, bemühte sich loszukommen, wand sich, kratzte, biß, fluchte bösartig. Aleytys fiel auf ein Knie und legte ihn über das andere. Dann erhitzte sie sein Hinterteil mit einer Reihe guter, gesunder Schläge und überhörte sowohl sein Jammern wie auch sein Fluchen. Sie stellte ihn wieder auf die Füße, behielt jedoch sein Handgelenk in festem Griff.
    „Die hier brauchst du nicht, kleine Ratte.“ Sie warf die Steinschleuder und den Beutel mit den Kieselsteinen in den Fluß.
    Der Junge verdrehte seinen Kopf und spuckte ihr ins Gesicht. Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Achte auf dein Benehmen, Ratte.“ Sie wischte ihr Gesicht mit seinem Hemdsärmel ab.
    „Ich sag es meinem Vater, und er wird dich umbringen.“
    „Bist du jetzt fertig?“ fragte sie kühl.
    Er funkelte sie an.
    „Dann halt deinen Mund.“ Sie schloß ihre Hand kräftiger um sein Handgelenk, ihre Stimme war leise und tödlich. „Du hast das Benehmen eines halbintelligenten Maimun. Bis du alt genug bist, dein Recht, unbeliebt zu sein, zu verteidigen, lerne es, deine minderwertigen Impulse zu kontrollieren. Sag deinem Vater, was du willst.“ Sie lachte, wobei ihre blaugrünen Augen wild funkelten – hoffte sie wenigstens. „Aber denke daran …“ Sie beugte sich über ihn und hauchte ihm die Worte ins Gesicht. „Ich bin eine Hexe, und ich werde einen Fluch auf dich legen, so daß du einen krummen Hals bekommst und für den Rest deines erbärmlichen Lebens über deine Schulter schaust …“
    „Hexe? Ich glaube dir nicht!“ Er versuchte, trotzig zu sprechen, aber seine Stimme brach, und er zerrte nicht mehr an ihrem Griff. Argwöhnischer Respekt begann, die Wut in seinem Gesicht zu

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