Diagnose negativ
Lecksicherungstrupp zum vorderen Maschinenleitstand – Boot sinkt – anblasen Flutzellen rot-4 – vorderes Tiefenruder klemmt –«, das waren die Meldungen, die in rascher Folge auf uns einstürmten.
Das Boot war zweifellos vorlastig. Wir rauschten mit hoher Fahrt in die Tiefe. Jetzt begriff ich, warum der Chef bei seiner letzten Anfrage so hohen Wert auf einen möglichst stabilen Druckkörper gelegt hatte.
Was wußte er? Was hatte er vermutet, als er uns den Feuerbefehl erteilte? Einen Befehl, der sich für CALIGULA so nachteilig ausgewirkt hatte!
Ein harter Stoß unterbrach meine Überlegungen. Es folgen Schlingerbewegungen, verbunden mit kratzenden, schabenden Geräuschen.
»Grundberührung, Boot liegt fest«, meldete der Leitende Ingenieur. Als seine gefaßt klingende Stimme über die Lautsprecher erscholl, wurde es etwas stiller im Boot.
Auch die Menschen waren zur Ruhe gekommen. Jeder hatte seine Aufgaben, alle befanden sich auf ihren vorgeschriebenen Stationen.
Nefroth stand neben einem Berg aus verbogenen und zersplitterten Trümmern. Das waren die Überreste des Impulstisches, der die harten Stöße schlecht vertragen hatte. Immerhin funktionierte die Sprechanlage, deren Verstärkersystem aus hochwertigen Volltransistor-Geräten bestand. Sie hatten die Erschütterungen schadlos überstanden.
Ich erhob mich stöhnend aus dem Sessel. Nefroths Gesicht war von wächserner Blässe überzogen. Während er laufend Befehle erteilte und Fragen beantwortete, während hundert hervorragend ausgebildete Männer alles unternahmen, um das Boot wieder klarzumachen, rief er mir zu:
»Glück gehabt! Bei Malverdeen muß ein Torpedo hochgegangen sein. Wahrscheinlich hatte er noch einen dritten, scharfgemachten Aal in den achteren Ausstoßrohren. Aber was war mit dem Leuchtstrahl los? Woher kam der?«
Ich verzichtete auf eine Antwort. Jetzt war keine Zeit, dem verstörten Kommandanten Auskünfte zu erteilen. Ich hätte ohnehin nur Vermutungen aussprechen können.
Ich stapfte über die Trümmer der Hauptzentrale. Hier hatte es an den zahllosen Geräten schwere Zerstörungen gegeben.
»Ein Wunder, daß der Druckkörper gehalten hat«, meinte der LI. »In eine schöne Patsche haben Sie uns hineingebracht. Ich begreife überhaupt nichts mehr. Was war eigentlich los? Eh – Tempo da vorn! Beeilung mit dem Strahlungstrupp. Kondensator zwei ist leckgeschlagen. Wahrscheinlich hat auch die Kreislaufpumpe einen Riß im Schutzmantel. Abdichten, aber schnell! Nosth, Sie bringen die Gefechtsbesatzung sofort zur Entseuchung. Wir haben bestimmt fünfzehn Röntgeneinheiten im Turboraum.«
Ich zog mich leise zurück. Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis die normale Beleuchtung wieder aufflammte. Die Klarmeldungen liefen von den einzelnen Stationen ein. Der Reaktor selbst war unbeschädigt. Am angeschlagenen Kondensator wurde gearbeitet.
Wir hatten ungeduldig in der Kommandantenkajüte gewartet. Nefroth tauchte nach einer weiteren Stunde auf. Sein Gesicht zeigte die Spuren der Anstrengung. Schweratmend ließ er sich auf der gepolsterten Eckbank nieder.
»Okay, wenigstens haben wir den Wassereinbruch beseitigen können. Wir können dankbar sein, daß wir in einem Tiefseeboot saßen. Was nun?«
»Wie ist der Gesamtzustand Ihres Bootes?«
»Beschränkt tauchklar, Sir. Die leckgeschlagenen Flutzellen müssen laufend lenzgepumpt werden. Wir liegen in einer Tiefe von etwas über zweieinhalbtausend Meter. Mit den Trimmzellen kommen wir klar. Es wäre mir lieb, wenn wir sofort zum Stützpunkt zurückkehren könnten. Möglichst in
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