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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nicht aus dem di­rek­ten Ge­fah­ren­be­reich sei­ner De­to­na­tio­nen her­aus ge­we­sen. Bes­ten­falls an der äu­ßers­ten, eben noch er­trag­ba­ren Gren­ze.
    Die CA­LI­GU­LA ver­wan­del­te sich in einen blau­wei­ßen Feu­er­ball. Erst schi­en es, als soll­ten die frei­wer­den­den Kräf­te von dem enor­men Was­ser­druck der Tief­see für al­le Zei­ten fest­ge­hal­ten wer­den. Doch Se­kun­den­bruch­tei­le spä­ter wölb­te sich die Glut­ku­gel auf. Wie­der wur­de das nas­se Ele­ment von fürch­ter­li­chen Kräf­ten ver­dampft und ver­drängt. Für uns kam der Stoß dies­mal von schräg un­ten.
    »Sie ex­plo­diert«, drang es schwach aus den Laut­spre­chern. Ich sah den Kom­man­dan­ten einen knall­ro­ten Schal­ter nach un­ten schla­gen. In­mit­ten des In­fer­nos klang hal­len­des Don­nern auf. Kon­trol­lam­pen wie­sen aus, daß sich die Si­cher­heits­schotts des B-161 ge­schlos­sen hat­ten, dar­un­ter die schwe­ren Strahl­schutz­wän­de zum Ma­schi­nen­raum.
    Schall und Druck ka­men er­neut fast gleich­zei­tig an. Was nun ge­sch­ah, ent­zog sich mei­nem kla­ren Er­fas­sungs­ver­mö­gen. Mei­ne Oh­ren wur­den taub. Gleich den an­de­ren Be­sat­zungs­mit­glie­dern wur­de ich von Angst ge­schüt­telt und kämpf­te ge­gen das Grau­en des To­des an.
    Wir wur­den im stei­len Win­kel in­mit­ten wir­beln­der Was­ser­mas­sen nach oben ge­ris­sen. Ich fühl­te, daß un­ser Tief­see­boot die längst ge­bors­te­ne Pack­eis­de­cke durch­brach, em­por­ge­schleu­dert wur­de, um an­schlie­ßend in die ko­chen­de, ver­damp­fen­de Höl­le zu­rück­zu­fal­len.
    Dann ging es wie­der nach un­ten. Das Äch­zen des Druck­kör­pers hör­ten wir über­haupt nicht, doch da­für ge­wahr­ten wir plat­zen­de Schweiß­näh­te und ge­schoß­ar­tig her­aus­flie­gen­de Ar­ma­tu­ren.
    Au­to­ma­ten­stim­men mel­de­ten Was­ser­ein­brü­che. Als die ro­ten Warn­lam­pen zu fla­ckern be­gan­nen, gab ich auf. Mit mir ga­ben al­le auf, denn dies konn­te nur das En­de sein.
    »Ra­dio­ak­ti­vi­tät im Boot« be­deu­te­te es. Et­was muß­te un­dicht ge­wor­den sein, was bei die­sen Er­schüt­te­run­gen kein Wun­der war. Es gab zahl­lo­se Mög­lich­kei­ten für ei­ne ent­ste­hen­de Gam­ma­strah­lung. Da­zu war es nicht ein­mal er­for­der­lich, daß die Ab­schir­mung des Re­ak­tors zu Bruch ging.
    Schon Ris­se im kom­pli­zier­ten Rohr­sys­tem, des Wär­me­aus­tau­schers muß­ten hoch­gra­dig ver­seuch­te Queck­sil­ber­dämp­fe ins Boot zi­schen las­sen. Die Tur­bi­nen, von de­nen die vom Trä­ger­me­di­um über­mit­tel­te Ther­mo-Ener­gie in Ar­beits­ener­gie um­ge­setzt wur­de, wa­ren oh­ne die Schutz­hül­le eben­falls har­te Strah­lungs­her­de.
    Die Män­ner im Tur­bo­raum wa­ren jetzt schon ver­lo­ren, wenn sie nicht recht­zei­tig die Schutz­an­zü­ge an­ge­legt hat­ten. Ich er­fuhr erst spä­ter, daß dies ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit war, so­bald Klar­schiff be­foh­len wur­de.
    Es dau­er­te noch Mi­nu­ten, bis un­ser Boot von den Au­to­ma­ten auf­ge­fan­gen wur­de. Zu der Zeit stan­den wir über drei­ßig See­mei­len von der Küs­te ent­fernt. Das Grol­len der Ex­plo­sio­nen ver­klang. Nur die an­fäng­lich auf­ge­nom­me­nen Fremd­ge­räusche blie­ben kon­stant. Sie wa­ren noch laut und un­über­hör­bar, aber we­sent­lich mä­ßi­ger als das ur­welt­li­che Kra­chen und Rol­len spon­ta­ner Kern­pro­zes­se.
    »Wahn­sinn«, stöhn­te ne­ben mir ein Mann. »Wel­cher Narr ist auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, U-Boo­te mit Atom­tor­pe­dos aus­zu­rüs­ten.«
    Es war TS-19, der sei­nen Ge­füh­len auf die­se Art Luft mach­te.
    Ich be­ob­ach­te­te die hek­ti­sche Ak­ti­vi­tät der Be­sat­zung. In der Zen­tra­le eil­ten die Män­ner an­schei­nend völ­lig ver­stört durch­ein­an­der. Laut­star­ke Be­feh­le der Of­fi­zie­re klan­gen auf, da­zu das Schril­len ver­schie­den­ar­ti­ger Alarm­an­la­gen und op­ti­scher Si­gna­le.
    »Was­ser­ein­bruch im ach­teren Tor­pe­doraum – Lenz­pum­pe IV aus­ge­fal­len – Trimm­zel­len drei – acht­zehn – zwei­und­zwan­zig leck­ge­schla­gen –

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