Diagnose negativ
Flugschrauber hing mit wirbelnden Rotorkränzen über dem Boot. Der Sitzkorb schwebte am Aufzugsseil nach unten. TS-19 wurde zuerst nach oben gezogen.
»Verlieren Sie nicht die Nerven«, rief ich dem Kommandanten zu. »Die Sache geht Sie nichts mehr an. Reparieren Sie die leckgeschlagenen Flutzellen, und fahren Sie gemütlich unter dem Eis zu den Falklands hinüber. Die Engländer sind informiert. Sie werden Hilfe bekommen. Gehen Sie keine Risiken ein. Halten Sie sich vom Festland fern. Auf den Falklandinseln geben Sie Ihr Boot in die Werft. Warten Sie dort weitere Befehle ab. Alles Gute, Nefroth. Vielen Dank!«
Ich fuhr im Korb nach oben. Es waren nur zwei Mann in der Maschine. Sie brachten uns schnellstens zum Flughafen des Marinestützpunktes. Von dort aus war der Ort der unheilvollen Geschehnisse nicht mehr zu sehen, doch dafür schien eine militärische Invasion stattzufinden.
Fliegende Truppeneinheiten wurden von gewaltigen Großraumtransportern in ununterbrochener Folge gelandet. Ich starrte sprachlos auf die mächtigen Panzer, die aus den Lufttransportern rollten. War die Welt verrückt geworden? Was wollte man mit Panzern und Spezialtruppen in der Antarktis?
Siple-Base schien panikartig geräumt zu werden. Ein Offizier teilte mir mit, daß sämtliche Boote Auslaufbefehl erhalten hätten.
Weiter drüben, am Ende der langen Rollbahn, hatten sich unsichtbare Eisschächte geöffnet. Darüber standen gigantische Lufttransporter der Navy und der Air-Force. Die sorgfältig verpackten Lasten kamen mir sehr bekannt vor. Hier wurden in fliegender Eile Atomsprengköpfe abtransportiert. Wenn eine Maschine gestartet war, wurde schon die nächste eingewinkt.
Weit hinten, kaum erkennbar, standen die Maschinen des GWA-Einsatzkommandos. Nur der kleine Jagdbomber kam mit wummernden Starthilfe-Turbinen angerollt.
Als wir eingestiegen waren und die Druckkabine geschlossen wurde, sagte ich völlig erschöpft zu dem Piloten:
»Seid ihr alle verrückt geworden? Was soll das? Als ich mit dem Tiefseeboot auf Fahrt ging, war alles noch schön ruhig! Man konnte sich am Ende der Welt wähnen. Was hat der Alte von ›Atomalarm‹ gemurmelt?«
Captain Monsund drehte sich um.
»Sir, ich bin nur zur Antarktis gekommen, um Sie abzuholen. Soviel ich weiß, werden zehn bis zwölf Luftlandedivisionen in Marsch gesetzt. Die großen Flugzeugträger der Navy sind unterwegs, desgleichen die Riesenkonstruktionen der Asiaten und Russen. Sie haben mit Ihrer Fahrt zum Hols-Graben eine Kettenreaktion ausgelöst. Mehr weiß ich auch nicht, Sir.«
Wir starteten mit Hilfe der gegenläufigen Rotoren. Gefährlich dicht über dem Platz wurde bereits das kernchemische Triebwerk eingeschaltet. Wir jagten mit etwa sechs Gravos in den bleifarbenen Himmel. Ehe wir die Wolkendecke durchstießen, gewahrte ich am Horizont einen blutroten Feuerschein. Das mußte in der Gegend sein, wo es uns bald erwischt hätte.
Der Marinestützpunkt fiel zurück. Als bei achtfacher Schallgeschwindigkeit die Turbinen ausliefen und das Atom-Strahltriebwerk einsetzte, fiel ich in einen gewissen Dämmerzustand. Ich wurde erst wieder munter, als der Anruf des Hauptquartiers durchkam.
Washington meldete sich mit einem scharfen Verweis an den Piloten. Wir hätten gefälligst die vorgeschriebene Luftstraße zu benutzen!
Fluchend riß der Captain die Maschine herum. Erst dicht über dem HQ bekamen wir Landeerlaubnis. Wenn mich nicht alles täuschte, schien hier ebenfalls einige Unruhe zu herrschen.
Ich sagte kein Wort mehr, als man mich nach sorgfältiger Kontrolle in den Lift schob. Die Bunker der GWA nahmen mich auf. Ich hatte
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