Diagnose negativ
noch zwölfhundert Meter. Von dem Dampfdruckwellen wurden wir praktisch immer weiter ins offene Wasser hinausgetrieben. Sie konnten uns in keiner Weise gefährlich werden, es sei denn, das hinter uns liegende Unbekannte würde etwas unternehmen, das man als direkten Angriff bezeichnen konnte.
Sekunden später brach weit hinter uns die Hölle los. Wir standen etwa fünfzehn Seemeilen vom Detonationspunkt entfernt. Die CALIGULA konnte bestenfalls neun Seemeilen Abstand gewonnen haben. Wahrscheinlich war sie eben erst aus dem tiefen Graben aufgetaucht und in freie Gewässer gekommen.
Die grelle Glut der freiwerdenden Energien machte sich zuerst bemerkbar. Nahe der Felswand, offenbar dicht vor dem Leuchtgebilde, waren Malverdeens Atomtorpedos in den Kernprozeß getreten.
Das Dröhnen des Schalls erreichte uns fast gleichzeitig mit der Druckwelle. Wir wurden von ungeheuren Kräften erfaßt, in die Tiefe der See und anschließend wieder nach oben gerissen.
Herausknallende Sicherungen und tobende Turbinen begleiteten ein Inferno ohnegleichen. Weit über uns hatte sich das Meer geöffnet. Dort, wo eben noch das feste Packeis über den Tiefen gelastet hatte, brauste jetzt das aus dem Wasser emporrasende Glutmeer eines künstlich entfesselten Vulkans.
Ich fühlte, wie unser Boot um seine Achse gewirbelt wurde. Die Atomkräfte brachen sich gewaltsam Bahn. Was an sonnenheißen Gasen nicht sofort nach oben entweichen konnte, preßte und drängte auf die umliegenden Wassermassen, von denen wir nun an den äußersten Ausläufer erfaßt wurden.
Dazu kam noch die extreme Dampfentwicklung, die ebenfalls nach einem Ablaßventil strebte.
In der aufblinkenden Notbeleuchtung sah ich die aufgerissenen Lippen der Männer. Das Boot war völlig aus der Kontrolle geraten, obwohl die Automaten wahrscheinlich alles versuchten, den schweren Stahlkörper zu bändigen. Im Moment war er zum unscheinbaren Nichts geworden; zu einem zerbrechlich wirkenden Gebilde grollender Urgewalten.
Die Spezialbildschirme der Außenbordaufnahme funktionierten weiter. Es war erstaunlich, daß wir überhaupt noch etwas sehen konnten.
Der atomare Glutball der beiden Torpedoexplosionen hatte sich mit dem Leuchten vereinigt. Intensiver als je zuvor strahlte es in die Tiefsee hinaus. Blutrote Feuerlohe mischte sich mit dem bläulichen Leuchten einer Erscheinung, die ich nicht zu identifizieren wußte. Es war die Hölle!
Als die torkelnden Bewegungen unseres Bootes nachließen, sahen wir das gleißende Etwas. Gleich einem unendlich langen Leuchtfinger schoß es durch das Wasser. Anscheinend ungehemmt, offenbar überhaupt keinen Widerstand spürend, raste der Strahl auf jenen Punkt zu, wo wir die CALIGULA wußten. Ich sah, daß TS-19 aufschrie! Hören konnte ich nichts. Und – ich fühlte das lähmende Entsetzen.
Was da durch das Wasser schoß, war nie und nimmer von Menschenhand konstruiert! So etwas kannte die irdische Technik noch nicht!
Nefroth begriff nicht recht, das sah ich seinem blassen Gesicht an. Er hing hilflos im Kommandantensessel und brüllte zu den Tiefenrudergängern der Manuell-Steuerung hinüber. Die in meinem Blickfeld liegenden Tiefenmanometer vollführten wilde Kapriolen. Wir wurden von zweitausend auf fünfhundert Meter gerissen und zurück. Es war unvorstellbar, welche turbulenten Strömungen sich gebildet hatten.
Ehe ich den Gedanken beenden konnte, traf der Leuchtfinger sein Ziel. Es konnte nur die CALIGULA sein. Gleichzeitig erhielt ich Gewißheit darüber, daß Malverdeen viel zu früh geschossen hatte. Wahrscheinlich war er noch
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