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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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noch zwölf­hun­dert Me­ter. Von dem Dampf­druck­wel­len wur­den wir prak­tisch im­mer wei­ter ins of­fe­ne Was­ser hin­aus­ge­trie­ben. Sie konn­ten uns in kei­ner Wei­se ge­fähr­lich wer­den, es sei denn, das hin­ter uns lie­gen­de Un­be­kann­te wür­de et­was un­ter­neh­men, das man als di­rek­ten An­griff be­zeich­nen konn­te.
    Se­kun­den spä­ter brach weit hin­ter uns die Höl­le los. Wir stan­den et­wa fünf­zehn See­mei­len vom De­to­na­ti­ons­punkt ent­fernt. Die CA­LI­GU­LA konn­te bes­ten­falls neun See­mei­len Ab­stand ge­won­nen ha­ben. Wahr­schein­lich war sie eben erst aus dem tie­fen Gra­ben auf­ge­taucht und in freie Ge­wäs­ser ge­kom­men.
    Die grel­le Glut der frei­wer­den­den Ener­gi­en mach­te sich zu­erst be­merk­bar. Na­he der Fels­wand, of­fen­bar dicht vor dem Leucht­ge­bil­de, wa­ren Mal­ver­de­ens Atom­tor­pe­dos in den Kern­pro­zeß ge­tre­ten.
    Das Dröh­nen des Schalls er­reich­te uns fast gleich­zei­tig mit der Druck­wel­le. Wir wur­den von un­ge­heu­ren Kräf­ten er­faßt, in die Tie­fe der See und an­schlie­ßend wie­der nach oben ge­ris­sen.
    Her­aus­knal­len­de Si­che­run­gen und to­ben­de Tur­bi­nen be­glei­te­ten ein In­fer­no oh­ne­glei­chen. Weit über uns hat­te sich das Meer ge­öff­net. Dort, wo eben noch das fes­te Pack­eis über den Tie­fen ge­las­tet hat­te, braus­te jetzt das aus dem Was­ser em­por­ra­sen­de Glut­meer ei­nes künst­lich ent­fes­sel­ten Vul­kans.
    Ich fühl­te, wie un­ser Boot um sei­ne Ach­se ge­wir­belt wur­de. Die Atom­kräf­te bra­chen sich ge­walt­sam Bahn. Was an son­nen­hei­ßen Ga­sen nicht so­fort nach oben ent­wei­chen konn­te, preß­te und dräng­te auf die um­lie­gen­den Was­ser­mas­sen, von de­nen wir nun an den äu­ßers­ten Aus­läu­fer er­faßt wur­den.
    Da­zu kam noch die ex­tre­me Damp­f­ent­wick­lung, die eben­falls nach ei­nem Ab­laß­ven­til streb­te.
    In der auf­blin­ken­den Not­be­leuch­tung sah ich die auf­ge­ris­se­nen Lip­pen der Män­ner. Das Boot war völ­lig aus der Kon­trol­le ge­ra­ten, ob­wohl die Au­to­ma­ten wahr­schein­lich al­les ver­such­ten, den schwe­ren Stahl­kör­per zu bän­di­gen. Im Mo­ment war er zum un­schein­ba­ren Nichts ge­wor­den; zu ei­nem zer­brech­lich wir­ken­den Ge­bil­de grol­len­der Ur­ge­wal­ten.
    Die Spe­zi­al­bild­schir­me der Au­ßen­bord­auf­nah­me funk­tio­nier­ten wei­ter. Es war er­staun­lich, daß wir über­haupt noch et­was se­hen konn­ten.
    Der ato­ma­re Glut­ball der bei­den Tor­pe­do­ex­plo­sio­nen hat­te sich mit dem Leuch­ten ver­ei­nigt. In­ten­si­ver als je zu­vor strahl­te es in die Tief­see hin­aus. Blut­ro­te Feu­er­lo­he misch­te sich mit dem bläu­li­chen Leuch­ten ei­ner Er­schei­nung, die ich nicht zu iden­ti­fi­zie­ren wuß­te. Es war die Höl­le!
    Als die tor­keln­den Be­we­gun­gen un­se­res Boo­tes nachlie­ßen, sa­hen wir das glei­ßen­de Et­was. Gleich ei­nem un­end­lich lan­gen Leucht­fin­ger schoß es durch das Was­ser. An­schei­nend un­ge­hemmt, of­fen­bar über­haupt kei­nen Wi­der­stand spü­rend, ras­te der Strahl auf je­nen Punkt zu, wo wir die CA­LI­GU­LA wuß­ten. Ich sah, daß TS-19 auf­schrie! Hö­ren konn­te ich nichts. Und – ich fühl­te das läh­men­de Ent­set­zen.
    Was da durch das Was­ser schoß, war nie und nim­mer von Men­schen­hand kon­stru­iert! So et­was kann­te die ir­di­sche Tech­nik noch nicht!
    Ne­froth be­griff nicht recht, das sah ich sei­nem blas­sen Ge­sicht an. Er hing hilf­los im Kom­man­dan­ten­ses­sel und brüll­te zu den Tie­fen­ru­der­gän­gern der Ma­nu­ell-Steue­rung hin­über. Die in mei­nem Blick­feld lie­gen­den Tie­fen­ma­no­me­ter voll­führ­ten wil­de Ka­prio­len. Wir wur­den von zwei­tau­send auf fünf­hun­dert Me­ter ge­ris­sen und zu­rück. Es war un­vor­stell­bar, wel­che tur­bu­len­ten Strö­mun­gen sich ge­bil­det hat­ten.
    Ehe ich den Ge­dan­ken be­en­den konn­te, traf der Leucht­fin­ger sein Ziel. Es konn­te nur die CA­LI­GU­LA sein. Gleich­zei­tig er­hielt ich Ge­wiß­heit dar­über, daß Mal­ver­de­en viel zu früh ge­schos­sen hat­te. Wahr­schein­lich war er noch

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