Diagnose negativ
Überwasserfahrt. Die Risse in den Fluttanks müssen abgedichtet werden. Das ist reine Werftarbeit.«
»Können Sie Siple-Base über Funk erreichen?«
»Mit Unterwasserfunk nicht mehr, Sir. Die Geräte sind hin.«
»Dann tauchen Sie auf. Den Packeisgürtel dürften wir hinter uns haben. Wie lange dauert es noch?«
Er sah mich eine Weile an.
»Ihnen brennt es auf den Nägeln, wie?« fragte er nachdenklich.
»Gar kein Ausdruck, Nefroth. Es scheint noch an mehreren Orten zu brennen. Bringen Sie das Boot nach oben, sobald Sie es verantworten können. Ich will Sie nicht drängen, verstehen Sie.«
Er verstand! Nach einer weiteren Stunde waren die Abdichtungsarbeiten am zweiten Hauptkondensator beendet. Die Männer im Turboraum arbeiteten in schweren Schutzanzügen. Mit dem Anlaufen des Reaktors erhielt das Boot wieder Energie. Die Notaggregate hatten ihren Dienst getan.
Normalerweise wurde zum Ausblasen der gefluteten Tauchtanks Preßluft verwendet. Das System funktionierte aber erst ab tausend Meter Wassertiefe. Zur Zeit reichte der Druck nicht aus, um das Wasser aus den Zellen zu blasen.
Die Haupt-Tiefenlenzpumpe war zum Glück nicht beschädigt. Immerhin benötigte sie zu ihrer Energieversorgung die Steuerbord-Ato-Turbine, die mit voller Leistung auf den Steuerbord-Lenzgenerator geschaltet wurde.
Nachdem die unbeschädigten Tauchzellen entleert waren, begann der Kampf mit den programmwidrig vollgelaufenen Tanks. Lange, nervenzermürbende Minuten verstrichen, ehe sich das leichter werdende Boot vom Grund löste.
Nach der Fahrtaufnahme mit der Backbord-Ato-Turbine reagierte B-161 wieder auf die Ruder. Ab hundert Meter fauchte die Preßluft in die beschädigten Tanks.
Der Vorrat reichte aus, um uns gleich einem wildgewordenen Ballon nach oben zu reißen. Nefroth ging das Risiko ein, mit dem eventuell noch vorhandenen Packeis zu kollidieren.
Wir hörten das Krachen und Knirschen; wir fühlten auch den harten Stoß, als wir förmlich aus dem Wasser sprangen. Augenblicke später wußten wir, daß wir inmitten mächtiger Treibeisfelder herausgekommen waren. Von da an hatte der LI das Boot wieder in der Gewalt.
Beim ersten Rundblick sahen wir die weit hinter uns liegende Hölle. Direkt vor der kaum erkennbaren Küste brodelte und kochte das Wasser. Ein Gebirge aus zerborstenen, abschmelzenden Eisschollen hatte sich gebildet. Aus den Tiefen des Meeres schien sich ein ungemein aktiver Vulkan zu erheben. Die Dampfschwaden wurden landeinwärts getrieben. Greller Feuerschein lag über dem Kohler-Gebirge.
»Unheimlich!« flüsterte Nefroth. »Die See kocht. Ich …«
Er wurde von TS-19 unterbrochen. Als wäre nichts geschehen, stand der Kollege mit dem tragbaren Ultra-Gerät neben dem Sockel des Frischluft- und Abgasschnorchels.
Zusammen mit ihm vernahm ich die laute, drängende Stimme aus dem Lautsprecher unseres Spezialgerätes.
»… melden Sie sich, dringend! HC-9, Anruf aus HQ. Melden Sie sich. Hier spricht Captain Monsund, militärische GWA. Anruf für HC-9, bitte melden. Was ist geschehen? HC-9!«
Ich drückte den Schalter nach unten. Sofort erschien auf dem Bildschirm das Gesicht eines jüngeren Mannes.
»HC-9 an Captain Monsund, ich höre«, sagte ich laut ins Mikrophon. »Wir sind gerade erst aufgetaucht. Verbinden Sie mich mit dem HQ in Washington. Sehr dringend.«
»Gott sei Dank«, sagte Monsund erleichtert. »Wir dachten schon, Sie wären in dem Hexenkessel geblieben. Ich bin vor drei Stunden auf Siple-Base mit einem Einsatzkommando gelandet. Meine Maschine steht für Sie bereit. Bleiben Sie bitte mit Ihrem Boot auf gleicher Position. Sie sind soeben von Siple-Base-Ortung
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