Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
über zehn Stun­den. In­fol­ge­des­sen wird die Ex­plo­si­on ge­nau zehn Stun­den nach Ein­gang der Te­le­pa­thie-Nach­richt er­fol­gen, gleich­gül­tig ob wir ent­kom­men, fest­ge­nom­men oder ge­fal­len sind. Das ist al­les. HC-9.«
    Man­zo sah mich se­kun­den­lang ab­we­send an. Dann wur­de sein Blick glanz­los. Sein mu­tier­tes Ge­hirn be­gann zu ar­bei­ten. Sein Be­wußt­seins­in­halt, ba­sie­rend auf ei­ner über­ge­ord­ne­ten Ener­gie­form der Hirn­wel­len­strah­lung, wur­de ab­ge­strahlt und prompt von dem klei­nen Mäd­chen emp­fan­gen.
    Nach ei­ni­gen Au­gen­bli­cken kam wie­der Le­ben in den mäch­ti­gen Kör­per.
    »Emp­fang be­stä­tigt, Text wie­der­holt. TS-19 gibt über Ki­ny durch, die La­ge sei ver­zwei­felt. Die an­grei­fen­den Flug­kör­per kön­nen nicht ab­ge­schos­sen wer­den. In ei­ni­gen Groß­städ­ten herrscht Cha­os. Wir sol­len an­grei­fen, egal wie.«
    Nach­denk­lich blick­te ich auf die an mei­nen Schul­ter­gur­ten hän­gen­de Mi­kro­bom­be. Es war ein leich­ter Spalt­stoff-Spreng­kör­per von nur hun­dert Ton­nen TNT. Die Bom­be war echt, aber sie diente nur der Tar­nung und Täu­schung. Man soll­te und muß­te so­gar et­was fin­den, was man uns ab­neh­men konn­te. Un­se­re wirk­lich wirk­sa­men Waf­fen wa­ren nicht so of­fen­sicht­lich an den Gur­ten auf­ge­hängt.
    Ich wink­te. Man­zo trat zu mir. Wort­los öff­ne­te er die Pa­tent­ver­schlüs­se und streif­te die Ther­mo­ly­den-Kom­bi­na­ti­on von den Schul­tern.
    Vor mir lag der un­för­mi­ge Hö­cker; ab­so­lut echt aus­se­hend, mit ei­nem an den Kör­per­kreis­lauf an­ge­schlos­se­nen Adern­sys­tem und be­ste­hend aus le­ben­dem Bio­ge­we­be. So­gar auf ei­ner Rönt­gen­auf­nah­me hät­te man den ge­ni­al ge­tarn­ten Hohl­raum nicht ent­de­cken kön­nen. Man­zos Schup­pen­haut war von Na­tur aus für Rönt­gen­strah­lung un­durch­läs­sig – ein Pri­vi­leg sei­nes Mu­tan­ten­tums.
    Ich tipp­te das Ko­de­wort in den ver­bor­ge­nen Öff­nungs­me­cha­nis­mus. Der Hö­cker klapp­te aus­ein­an­der. Die in Spe­zi­al­hal­te­run­gen hän­gen­de Bom­be lag vor mir.
    Der Zy­lin­der war groß und schwer. Nie­mals hät­ten wir ihn an un­se­ren Kör­pern ver­ber­gen kön­nen. Es han­del­te sich um ei­ne neu­ar­ti­ge Fu­si­ons­bom­be auf der Ba­sis der ka­ta­ly­sier­ten Kern­ver­schmel­zung. Die me­si­schen Ato­me rea­gier­ten be­reits bei ei­ner Zünd­tem­pe­ra­tur von nur drei­tau­send­fünf­hun­dert­sechs­und­sieb­zig Grad Cel­si­us. Das neue Ver­fah­ren ge­währ­leis­te­te ei­ne fast hun­dert­pro­zen­ti­ge Kern­re­ak­ti­on der Ka­ta­ly­se­bom­be. Sie hat­te trotz ih­rer ge­rin­gen Ab­mes­sun­gen den fünf­und­zwan­zig­fa­chen Ver­nich­tungs­wert je­ner Atom­bom­be, die 1945 über Ja­pan ab­ge­wor­fen wur­de; näm­lich ge­nau fünf­hun­dert­tau­send Ton­nen TNT.
    Wenn die­ses Ei in dem un­ter­ir­di­schen Sys­tem des Mar­s­stütz­punk­tes ex­plo­dier­te, muß­te es sich in einen auf­wöl­ben­den Feu­er­ofen ver­wan­deln.
    Ich schal­te­te den Zeit­zün­der ein, nach­dem ich den Meß­zei­ger auf zehn Stun­den ge­scho­ben hat­te. An­schlie­ßend klapp­te der Hö­cker zu. Man­zo klei­de­te sich wie­der an.
    Han­ni­bal sah mich blaß und stumm an. Als der Mu­tant zur Gang­bie­gung zu­rück­schritt, flüs­ter­te der Klei­ne mit zu­cken­den Lip­pen:
    »Er wird sich in ei­ne Bom­be ver­wan­deln, in ei­ne le­ben­de Bom­be. Und wir – wir dürf­ten wohl ganz in der Nä­he sein.«
    Wahr­schein­lich lag ein Fla­ckern in mei­nen Au­gen, als ich be­tont ru­hig ent­geg­ne­te:
    »So­weit ist es noch nicht! Wir kön­nen den Zünd­vor­gang be­lie­big un­ter­bre­chen. Un­se­re Fuß­bän­der-Bom­ben rei­chen eben­falls aus, um ein hoch­emp­find­li­ches Ro­bot­ge­hirn in einen Glut­ball zu ver­wan­deln. Wir kön­nen im­mer noch un­ter­bre­chen, klar!«
    »Hmm!«
    »Wir kön­nen«, sag­te ich be­schwö­rend. »Ich bin nicht dar­an in­ter­es­siert, den he­ro­i­schen Selbst­mör­der zu spie­len. Wir wer­den einen Aus­weg fin­den. Pla­nung ›C‹ bie­tet ei­ne re­el­le

Weitere Kostenlose Bücher