Diagnose negativ
verletzenden Zynismus paarte.
Er geiferte mir ins Gesicht und schrie. Dann stapfte er irre lachend davon.
Unser C-Plan war zur Hälfte verwirklicht, nur hatten wir nicht mit dieser Panne gerechnet! Wie sollte man mit einem Wahnsinnigen vernünftig reden? Wie konnte man ihn durch Logik, Schauspielkunst und Entschlußkraft so nachhaltig überzeugen und in Sicherheit wiegen, daß ein blitzartiges Zuschlagen doch noch möglich war?
Ich traute mir zu, jeden geistig normalen Menschen beeinflussen zu können, nicht aber einen Geisteskranken, der offenbar zu jenen gefährlichen Typen gehörte, die trotz des offenen Wahnsinns klar und schnell handeln können.
In Sprache, Gesten und Aktionen sind solche Leute verblüffend. Nur der Psychiater kann sofort feststellen, daß er einen Irren vor sich hat. Sie bestreiten mit einer Überzeugungskunst ohnegleichen ihren Wahnsinn, und doch sind sie irre. Der gefährlichste Typ eines Unzurechnungsfähigen überhaupt!
Und mit so einem Mann hatten wir es nun zu tun. Ich verspürte den Wunsch, den Kopf zu drehen und Hannibal anzusehen, konnte es aber nicht. Ich vernahm nur Geräusche. Außerdem wußte ich, daß Manzos »Höckerbombe« lief.
Um 13.02 Uhr hatte ich den Zünder aktiviert. Um 23.02 Uhr mußte sie explodieren.
10.
Wenn ein Mensch von der Grenzenlosigkeit seiner Macht überzeugt ist, wenn er infolgedessen zur Selbstvergötterung neigt, wird er schneller Fehler und Nachlässigkeiten begehen als ein anderes, nicht so überhebliches Individuum. Solche Fälle hatte es zur Genüge gegeben.
Hier war es besonders schlimm. Randolph betrieb schon keine Selbstvergötterung mehr, sondern sah sich als Gott an.
Für Randolph war ich der »Tölpel«, wie er seinen ehemaligen Freund und Mitarbeiter Manners immer boshaft genannt hatte. Wir wußten, daß Randolph stets der Überlegene gewesen war. Manners war Wachs in Randolphs Händen gewesen. Es war mein Glück, daß ich den deutschen Wissenschaftler so eingehend ausgefragt hatte.
Deshalb wußte ich beispielsweise, daß Manners – wenn er allein war – von Randolph grundsätzlich nur als dem »Dieb« sprach. Das war eine alltägliche Bezeichnung, aber uns wäre es übel ergangen, wenn ich sie in dieser Beziehung nicht folgerichtig benutzt hätte.
Aufgrund seiner Wahnvorstellungen hatte Dr. Randolph trotz seiner Genialität bereits drei schwerwiegende Fehler begangen. Nach unserem äußerst schmerzhaften Erwachen aus der Schocklähmung hatte er darauf verzichtet, uns die Kampfanzüge abnehmen zu lassen.
Sein zweiter Fehler lag in seiner Offenheit, die natürlich nur seinem überspitzten Geltungstrieb entsprang. Er wollte bewundert und gelobt werden. So hatten wir aus seinem Mund genau erfahren, welche Fehlüberlegungen wir angestellt hatten.
Ja, er war über einen Transmitter gekommen, aber die Schulungsstation auf dem Mond hatte er schon fünfzehn Monate vorher entdeckt! Das war ein Punkt, den wir nicht erfaßt hatten! Er war kurz nach der Entdeckung Zontas zum Mond gekommen. Auch dort hatte ein Zufall mitgespielt.
Seine Geliebte, die Expertin für Semantik, Dr. Yunita Canelas, hatte offenbar telepathische Naturgaben besessen, die ihr erst bewußt wurden, als sich ihr ein marsianisches Gedanken-Impulsschloß öffnete. Randolph hatte sofort begriffen und die Fähigkeit dieser Frau für seine Zwecke genutzt.
So gingen sie in dem Schulungsraum ein und aus. Randolph fand Tonbildbänder des Mars mit der Beschreibung der Funktionen. Er unterzog sich laufend IQ-Schulungen, jedoch so vorsichtig und in so großen Abständen, daß sein Geisteszustand vorübergehend normal blieb.
Dann stieß Dr.
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