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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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winkte schüchtern.
    »Erklär mir das.« Sie zeigte auf Jorgen.
    »Er ist so etwas Ähnliches wie ein Haustier. Also, für die .« Ich legte übertrieben viel Betonung auf das letzte Wort und hoffte, sie würde begreifen, welche Kreaturen ich damit meinte. »Er gehört mir nicht, im Gegenteil, ich versuche eigentlich, ihn wieder zurückzugeben.« Mir war alles recht, um hinter diese Absperrung zu kommen und diese Königin zu sehen.
    Catrina musterte mich aus schmalen Augen. »Du verfügst auch über die don ?«
    »Nein. Ich kenne seinen Besitzer aus einem früheren Leben.« Wenn möglich, wollte ich das Wort »Vampir« vermeiden – Blut hin oder her, ich konnte schließlich nicht einschätzen, wie viele der Leute hier tatsächlich Bescheid wussten. Wären sie Tageslichtagenten gewesen, hätten sie Jorgen sehen können. Verdammt, wären sie Tageslichtagenten gewesen, hätten sie wohl keine Maschinenpistolen gebraucht.
    »Vielleicht kann die Königin ihn ja für sie loswerden. Él encuentra las cosas. Oder ihn sogar selbst gebrauchen?«, schlug Hector vor.
    Catrina grunzte nur. »Der kommt hier nicht rein.«
    Ehrlich gesagt wollte ich Jorgen gar nicht mit reinnehmen, andererseits wollte ich auch nicht herausfinden, was er anstellte, wenn ich mich schließlich doch seinem geheimnisvollen Plan widersetzte.
    »Also schön, sie lassen wir rein. Ihr beiden wartet hier.« Dabei zeigte Catrina auf Jorgen und den Arzt.
    Entschuldigend drehte ich mich zu Hector um.
    »Keine Sorge.« Er warf einen Blick über die Schulter und musterte Jorgen. Sein Körper war abartig lang und das Fell hing schlabberig an ihm herab. »Wir werden bestimmt unseren Spaß haben.«
    Catrina ließ mich rein. Die anderen beiden erhoben keinerlei Einspruch und schienen sie auch nicht für verrückt zu halten; obwohl sie Jorgen nicht sehen konnten, akzeptierten sie, dass es unerklärliche Phänomene auf dieser Welt gab, und waren offenbar bereit, ihnen mit Waffengewalt entgegenzutreten. Kurz fragte ich mich, ob Catrina wohl auch diese Seelensaugerpflanze an mir gesehen hatte.
    Sie klopfte mich gründlicher ab als jeder Sicherheitsbeamte am Flughafen, dann nickte sie widerwillig, als müsse sie mir Respekt zollen. »Offenbar weißt du mehr, als du zugibst. Willkommen in der Casa de la Noche .«
    Zuerst liefen wir zwischen den teilweise gefährlich wackelig aufgetürmten Schrottautos hindurch. Ein Blick nach oben verriet mir, dass über unseren Köpfen tote Bäume gestapelt worden waren, allerdings nicht besonders fachmännisch. Durch tiefe, bewusste Atemzüge versuchte ich, die Platzangst zu vertreiben, und heftete den Blick fest auf Catrinas Rücken.
    Je tiefer wir in dieses Labyrinth vordrangen, desto dunkler wurde es. Irgendwann glühten über uns Weihnachtslichterketten auf, die wie funkelnde Sterne an der Decke befestigt waren. Dadurch wirkte der Tunnel wie ein Traumbild, und die drückende Last des tonnenschweren Schrotts um uns herum trat in den Hintergrund.
    Schließlich erreichten wir das Gebäude, von dem die ganze Konstruktion ausging. Sobald wir eine feste Ziegeldecke über uns hatten, fühlte ich mich besser. Der Haupteingang war bewacht, und Catrina gab ein spanisches Passwort an, das erst bestätigt werden musste, bevor wir reingehen durften. Drinnen war es still, wie an jedem Ort, der nachts nicht durch Süchtige oder Hooligans wach gehalten wird. Ein paar Leute waren bereits auf dem Weg zur Arbeit: Ihre Uniformen deuteten auf Frühschicht hin, und wenn sie uns im Flur entgegenkamen, konnte man den Kaffee in ihrem Atem riechen. Sie musterten mich neugierig, stellten aber keine Fragen.
    Wir gingen sogar an einer Frau vorbei, die gerade ihre Wohnung verließ, und bevor sie die Tür hinter sich schloss, konnte ich einen Blick auf ihr Wohnzimmer erhaschen: Alles sah normal aus – eng aber ordentlich –, bis auf das zugemauerte Fenster an der gegenüberliegenden Wand.
    »Mit Ziegelsteinen?«, fragte ich Catrina vielsagend.
    »Im Erdgeschoss und im ersten Stock gibt es keine offenen Fenster. Das ist zu gefährlich.«
    Wenn man allergisch auf Tageslicht reagierte, sicherlich. Aber vielleicht rechneten sie ja auch mit Rauchbombenattacken rivalisierender Gangs. Vorsichtshalber sagte ich nichts und lief eilig hinter Catrina her.
    Am Ende des Flurs führte eine Treppe in die Tiefe. Es gab also einen Keller. Unten befand sich ein kurzer Gang, der vor einer Gittertür endete. Die Einfassung war fest im Boden einbetoniert, in der Tür selbst waren

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