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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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diverse Schlösser eingelassen, und dicke Eisenketten schlängelten sich durch die unteren Stäbe.
    »Wir müssen hier warten, ich habe keinen Schlüssel«, erklärte Catrina und setzte sich auf die Stufen.
    »Ist sie normalerweise lange unterwegs?«
    »Fast bis zum Morgengrauen. Dir bleibt ungefähr eine Stunde.«
    »Du kannst ruhig …« Vage deutete ich nach oben. Wir mussten schließlich nicht beide dumm rumsitzen.
    Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. »Willst du mich etwa loswerden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Aber es ist schon spät. Und nicht jeder ist es gewöhnt, so wie ich die ganze Nacht aufzubleiben.«
    Sie fasste sich in den Nacken und löste eine Kette von ihrem Hals, die mir bisher gar nicht aufgefallen war. Daran hing ein kleines Kreuz, das sie über mich hielt.
    »Wäre es nicht schlauer gewesen, das draußen zu machen?«, fragte ich, als sie fertig war. Befriedigt hängte sie sich das Schmuckstück wieder um.
    »Du hast recht – ich sollte jeden überprüfen.« Mit zusammengepressten Lippen wandte sie den Blick ab, als hätte sie vor Kurzem ein schweres Versäumnis begangen. »Auch die Reina hat nichts dagegen.«
    Aha. Langsam wurde es ernst. Hätte ich gewusst, dass ich einem echten Vampir begegnen würde, hätte ich irgendetwas Nützliches mitgebracht – vielleicht eine Spritze oder das Material für einen arteriellen Zugang. Ich wischte mir die schweißnassen Hände an der Hose ab.
    Catrina verfiel in Schweigen. Jede Frage, die ich ihr stellen konnte, würde auch etwas über mich verraten. Und ich wollte nichts über mich oder meine Situation preisgeben, bevor ich nicht herausgefunden hatte, mit wem ich es heute Nacht zu tun bekommen würde.
    Wie immer, wenn man wartet, dehnten sich die Sekunden aus. Ich konnte nur hoffen, dass Jorgen in der Zwischenzeit nicht Hector gefressen hatte, dass Olympio nicht zitternd vor Angst unter seinem Bett hockte und sich den Kopf über die Eselsfrau zerbrach, dass Olympios Großvater mich jetzt nicht für eine arrogante Vollidiotin hielt und vor allem, dass Peter meine Mom geweckt und ihr erklärt hatte, dass es mir gut ging. Und als letzter Punkt auf der Liste: die Hoffnung, dass meine Mom am Ende doch nicht sterben musste. Vielleicht bekam ich von diesem verdammten Vampir hier ein paar verdammte Antworten, und eventuell war er ja sogar so nett und überließ mir ein wenig Blut.
    Auf der Treppe ertönten Schritte. »Wer ist da bei dir, Catrina?«, rief jemand zu uns herunter.
    Natürlich konnte die Vampirin mich riechen. Wahrscheinlich hörte sie sogar jeden meiner Atemzüge.
    »Sie ist Krankenschwester und arbeitet bei mir in der Klinik. Hector hat sie hergebracht. Sie sagt, sie müsse dich sehen; du sollst ihr helfen, dieses Ding da draußen loszuwerden. Hector meinte, es könnte dich bei deiner Suche unterstützen.«
    Naja, nicht wirklich. Doch wenn die Vampirin nach etwas suchte, konnten wir vielleicht ins Geschäft kommen. »Ich heiße Edie«, fügte ich beflissen hinzu. Mein Name hallte über die Stufen nach oben.
    Ein tiefes Seufzen durchbrach die anschließende Stille. »Ich hatte gehofft, es wäre jemand anders.«
    Schwarze Stiefel erschienen, dann sah ich eine enge Jeans, ein schwarzes Shirt und ein Gesicht, das ich gut kannte. Sie war ein echter Vampir – ich war sogar dabei gewesen, als sie für die Verwandlung erwählt wurde. »Luz.«
    »Enfermera«, erwiderte sie und schloss kopfschüttelnd die Augen.
    Als ich noch auf Y4 gearbeitet hatte, war ich eine Weile ihre Krankenschwester gewesen – nein, eigentlich die ihres Freundes. Er hatte eine schwere Schussverletzung, und sie war nicht von seiner Seite gewichen. Anna, die Vampirin, mit der ich in gewisser Weise befreundet war, hatte ihn in einen Tageslichtagenten und Luz selbst in einen vollwertigen Vampir verwandelt, um ihnen das Leben zu retten. Mehr oder weniger. Doch jetzt, wo sie als Anführerin einer Gang vor mir stand, eingebunkert im Keller eines Apartmenthauses, war ich mir nicht so sicher, ob es das war, was Anna vorgeschwebt hatte.
    »Du kannst gehen, Catrina«, sagte Luz.
    »Aber …«, setzte sie an. Anscheinend widerstrebte es ihr, weggeschickt zu werden. Sie blickte zwischen Luz und mir hin und her, dann fragte sie: »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Heute nicht. Ich werde morgen weitersuchen.«
    Es war offensichtlich, dass Catrina nicht gehen wollte. Luz legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ich werde nicht ruhen, bis ich sie gefunden habe. Du darfst

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