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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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er wieder mich.
    »Warum bist du hier?«, fragte ich Jorgen. Schritt für Schritt schlich er ganz dicht an mich heran, und es kostete mich eine Menge Selbstbeherrschung, nicht zurückzuweichen. Aus der Nähe sah er sogar noch grotesker aus. Bisher hatte meine Ächtung mich nicht vor ihm schützen können, und ich hatte keine Ahnung, wozu er fähig war. Stocksteif stand ich da, während sich sein Maul, das eher menschlich als tierisch aussah, um mein Handgelenk schloss und er versuchte, mich die Straße hinunterzuziehen.
    »Hey!«, rief Hector warnend. Vorsichtig zog ich meinen Unterarm aus Jorgens Maul und wischte ihn an der Hose ab.
    »Ich habe keine Ahnung, was du von mir willst, Jorgen, oder wie ich überhaupt in der Lage sein sollte, dir zu helfen.«
    Sein Knurren war eindeutig ein Laut menschlicher Frustration. Wieder wollte er mein Handgelenk packen, aber diesmal stellte sich Hector ihm in den Weg. In Jorgens Blick spiegelte sich blanker Hass, und er fletschte die Zähne.
    »Was ist das?«, wiederholte Hector seine Frage, während er versuchte, zwischen Jorgen und mir zu bleiben, um mich zu schützen.
    »Das ist ein Spürhund.« Wenn ich die Wahrheit aus Hector rauskriegen wollte, musste ich jetzt selbst die Karten auf den Tisch legen. »Ich habe auf einer Station gearbeitet, auf der übernatürliche Wesen behandelt werden. Und dieser Spürhund gehört einem von ihnen.« Na ja, nicht die ganze Wahrheit, aber ausreichend. »Er gehört einem Vampir, und zwar einem, den ich gerne aufstöbern würde.«
    Bei diesem Geständnis hörte Jorgen abrupt auf zu knurren.
    »Das willst du also von mir«, vergewisserte ich mich bei Jorgen. »Dass ich dir folge?«
    Sein überdimensionierter Wolfsschädel wackelte auf und nieder, sodass die kahlen Stellen in seinem Fell im Licht der Straßenlaternen glänzten.
    »Wohin?«, fragte Hector.
    »Keine Ahnung. Vermutlich zu Dren.«
    Jorgen senkte den Kopf und schob wieder die Zähne an mein Handgelenk heran, das ich aber hastig hochriss.
    Dren war ein Vampir: Fand ich ihn, fand ich auch eine Lösung für mein Problem, richtig? Eventuell. »Allerdings würde ich lieber einen Vampir besuchen, der mich nicht hasst.« Konnte ich wirklich mit der Vorstellung leben, dass meine Mutter für den Rest ihres irdischen Daseins in Drens Schuld stand? Nein.
    »Wie hat er dich gefunden?« Mit dem Kinn deutete Hector auf das albtraumhafte Wesen neben uns.
    »Dazu zwingt ihn der Fluch, der auf ihm lastet.«
    Während ich mich innerlich dazu zu überreden versuchte, Jorgen zu folgen – auch wenn ich bereits wusste, dass ich am Ende alles andere als glücklich darüber sein würde –, kam Bewegung in Hectors starre Miene. Erst langsam, dann immer deutlicher begann er zu nicken, als müsste er sich zu einer Entscheidung durchringen.
    »Also gut. Ich werde dich zu ihr bringen. Ich werde es dir zeigen.«
    »Zu wem bringen?«
    Ergeben warf Hector die Hände in die Luft. »Zu wem schon? Zur Königin der Nacht.«
    Das war natürlich eine viel bessere Option. Nachdem die Entscheidung gefallen war, führte mich Hector bereitwillig Richtung Innenstadt; Jorgen schlich hinter uns her wie eine Reinkarnation des Hundes von Baskerville. Durch gelegentliches Winseln und die Art, wie er an jeder Abzweigung zögerte, machte er deutlich, dass wir uns nicht in die von ihm gewünschte Richtung bewegten. Aber Gott sei Dank kam mir sein Maul nicht wieder zu nahe.
    Irgendwann erreichten wir eine Gegend, wo an jeder Ecke Frauen herumlungerten. Doch sie sahen weder aus wie Nutten noch wie Süchtige, die potenziellen Geldquellen auflauerten. Es waren ganz normale Frauen, die in Zweier-oder Dreiergruppen zusammenstanden und sich unterhielten. Und beobachteten. Als die erste Gruppe uns entdeckte, wurde Hector mit einem Lächeln begrüßt. Eine Frau drehte sich um und stieß einen Pfiff aus, der ein Stückchen weiter aufgegriffen wurde.
    »Sind wir jetzt im Revier der Reinas?«, fragte ich. Die Graffitis an den Mauern hatten sich nämlich verändert, jetzt waren nur noch ihre Farben zu sehen.
    Hector nickte.
    »Dann hatte ich also recht: Es gibt eine Verbindung zwischen den Leuten mit den Bissspuren auf den Shirts und den Tattoos, stimmt’s?«
    »Vermutlich. Ich habe die Dame nie persönlich kennengelernt, sondern immer nur von ihr gehört.«
    »Aber du hast dich mit ihren Leuten eingelassen. Das Blut ist für sie, oder nicht?«
    Wieder nickte er. »Catrina hat mir alles erklärt.«
    »Und du hast ihr geglaubt? Warte mal –

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