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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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verspotten. Stirnrunzelnd musterte ich Luz’ Gesicht, das jetzt ganz friedlich wirkte. Wieder schüttelte ich sie. »Luz! Wer lebt mit dir hier unten?«
    Ein Auge öffnete sich. »Wer hat dir das verraten?«
    »Niemand. Aber pinkfarbene Herzen gehören nicht gerade zum klassischen Vampirdekor.« Da es mir eine Reaktion eingebracht hatte, verfolgte ich das Thema weiter: »Wo ist er? Nach wem suchst du so dringend?«
    Stöhnend schüttelte sie den Kopf und versuchte, die Auswirkungen der Sonne zurückzudrängen. Als sie sich aufsetzte, rutschte ich hastig von ihr weg.
    »Sie«, korrigierte mich Luz. »Wo ist sie . Hier jedenfalls nicht.« Ihr Atem ging gepresst und unregelmäßig, wie bei einer Sterbenden. In ihrem Fall hieß das jedoch, dass sie sich bemühte, wach zu bleiben. Keuchend sah Luz mich an. »Du findest sie bestimmt nicht, sonst hätte ich das schon längst geschafft.«
    »Wenn das der Deal ist … wenn ich dafür dein Blut bekomme … dann schaffe ich das. Stell mich auf die Probe.«
    Luz warf mir einen zweifelnden Blick zu, doch ihr Kopf sank schon wieder zu Boden. »Frag Catrina, sie kann dir alles sagen, was du wissen musst.«
    Ich nickte knapp. »Okay.« Während ich aufstand und mir die Knie sauber klopfte, schwand Luz immer mehr dahin. Doch plötzlich schoss ihre Hand vor und die Finger schlossen sich blitzschnell um meinen Knöchel. Selbst im Halbschlaf wäre es ihr ein Leichtes gewesen, das Gelenk zu zermalmen und mir den Fuß abzureißen.
    »Komm nicht wieder, bevor du sie gefunden hast«, warnte mich Luz.
    »Okay«, versprach ich mit schriller Stimme. Dann schlief sie endlich ein und ihre Hand gab mich frei.

Kapitel 24
     
    Nachdenklich blickte ich auf Luz’ reglosen Körper hinab. Konnte ich meine Mutter zu einer solchen Existenz verdammen? Aber sie sollte ja kein Vampir werden, nur ein Tageslichtagent; sie sollte lediglich genug Blut bekommen, um gesund zu werden und es auch zu bleiben. Doch danach konnte ich nichts mehr versprechen. War dieser Weg einmal eingeschlagen, ließ sich nicht mehr mit absoluter Sicherheit vorhersagen, wie sich die Dinge entwickeln würden.
    Catrina wartete am Fuß der Treppe, hinter dem Gittertor. Sie rief mir zu: »Hol die Schlüssel!«
    Wieder wanderte mein Blick zu Luz, und ich versuchte mir vorzustellen, dort läge meine Mutter, nicht sie. »Echt jetzt?«
    »Ja.« Catrina verschränkte die Arme vor der Brust.
    Vorsichtig schob ich mich an Luz heran und piekte mit dem Finger in ihren Arm. Sie war völlig weggetreten, allerdings wusste ich nicht, ob sie in diesem Zustand nun fast tot, richtig tot oder irgendwas dazwischen war. Es war gruselig. Meine Hand versank in ihrer Tasche, und ich zerrte den Schlüsselbund mit einem solchen Ruck heraus, dass ihr ganzer Körper wackelte. Vorsichtshalber sprang ich zurück und rannte hastig zum Gitter.
    Catrina schnippte ungeduldig mit den Fingern. »Gib schon her.«
    Kurz flackerte in mir die Vorstellung auf, sie könnte die Schlüssel an sich nehmen und mich dann hier zurücklassen, eingesperrt mit Luz. Bei den ganzen Schlössern würde ich Stunden brauchen, um mich zu befreien. Doch als sie wieder schnippte, warf ich ihr den Bund zu. Aus diesem Winkel konnte ich das Tattoo sehen, das ihren linken Ringfinger zierte. Es sah aus wie ein gezeichneter Knochen.
    Sie machte sich ans Werk. Während sie beschäftigt war, fing ich an zu reden: »Reina meinte, du würdest mir helfen. Sie ist auf der Suche nach jemandem …«
    »Ich weiß.« Catrina kniete sich hin, um an das letzte Schloss heranzukommen.
    »Ich brauche etwas, das nach ihr riecht, um es dem Spürhund zu geben.« Darauf reagierte sie mal wieder mit einem Stirnrunzeln. Während ich aus dem Kellerraum trat, fragte ich mich, ob ich sie jemals lächeln sehen würde. Sie zog die Gittertür hinter mir zu und legte die Schlösser wieder vor.
    Es war noch nicht zu spät. Ich könnte Catrina aufhalten, wieder reinstürmen und Luz das Blut im Schlaf abzapfen. Aber meine Mutter einem Vampir zu verpflichten, der sie hasste, würde ihr nichts Gutes einbringen – im Gegenteil, es wäre wahrscheinlich ihr Todesurteil.
    »Komm«, befahl Catrina, als sie fertig war. Sie schleuderte den Schlüsselband durch das Gitter, sodass er klappernd neben Luz’ Bein landete. »Ich bringe dich in ihr Zimmer. Da finden wir bestimmt etwas für dein Monster.«
    Ich warf einen letzten Blick auf Luz’ reglose Gestalt und versuchte mir vorzustellen, wie es sein mochte, einen Vampir zu lieben, aber

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