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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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jetzt brauchte ich im Gegenzug etwas von ihm. Ich ließ mich ebenfalls aufs Sofa fallen. Fertig gemacht hatte ich mich bereits, hatte schwarze Kleidung angezogen und das Kreuz, das Olympio für mich besorgt hatte, an einer langen Schnur befestigt und umgehängt. In der hinteren Hosentasche trug ich meinen ehemaligen Dienstausweis. Alles in allem war ich also bestens gerüstet, um dämliche Entscheidungen zu treffen.
    Catrina holte Adrianas Pullover hervor und legte ihn sich auf den Schoß. Sie trug praktische Stiefel, und wenn ich mich nicht irrte, zeichnete sich oben an ihrem Schaft eine Messerscheide ab. Würde mich nicht wundern.
    »Wie sind sich deine Schwester und Luz eigentlich begegnet?«
    »Sag mir lieber, woher du eigentlich ihren richtigen Namen kennst?«
    »Uns verbindet eine gemeinsame Geschichte.«
    Nachdenklich kniff Catrina die Augen zusammen. »Ich habe dich wohl unterschätzt.«
    »Äh … wie bitte?« Dazu fiel mir nun wirklich nichts ein.
    Sie drückte den Pullover an die Brust und lehnte sich in die Polster zurück. »Meine Schwester hatte ein paar Probleme, hing mit den falschen Leuten rum. Eines Nachts ist das so richtig schiefgegangen, und Luz hat sie aus einer brenzligen Situation gerettet. Dabei kam Luz selbst nicht gerade gut zurecht, so ganz allein. Also fingen sie an … Zeit miteinander zu verbringen. Nur die beiden.« Meine Vorstellungskraft füllte die Lücken in Catrinas Geschichte; ein ganz schöner Sprung von der Lebensrettung zu rosa Papierherzchen. Catrina warf mir einen vorsichtigen Seitenblick zu. »Die beiden sind verliebt.«
    Klar, aber das hatte mir weniger das rosa Herz verraten als der Ausdruck in Luz’ Augen, wenn sie von Adriana sprach, und die Warnung in Form einer Quetschung, die sie auf meinem Knöchel hinterlassen hatte. »Und wie hast du erfahren, dass sie ein Vampir ist?«
    »Als sie versucht hat, meine Katze zu töten.« Catrina lachte humorlos. »Zuerst wollte ich es nicht glauben, aber all die Sachen, die Adriana mir erzählt hat, und wie sie von ihr gerettet wurde … Und dann war da noch meine don ; glauben wollte ich es nicht, aber ich habe es gesehen. Danach war es ein Leichtes für mich, den beiden zu helfen und Luz mit Blut zu versorgen. Wenig später lief bei uns im Viertel einiges besser als früher.«
    Tja, zu Beginn unserer Bekanntschaft hätte ich niemals vermutet, dass aus Luz einmal der erste und einzige Vampir mit sozialem Gewissen werden würde. Kurz fragte ich mich, ob Anna da wohl die Finger im Spiel gehabt hatte. »Und was würde passieren, wenn deine Schwester … nicht zurückkommt?«
    »Ich weiß es nicht, ehrlich.« Ein lautes Poltern ließ Catrina zusammenfahren. Minnie schoss aus der Küche und verschwand schnurstracks im Schlafzimmer.
    »Das ist unsere Verabredung.«
    Als ich aus der Tür trat, wartete Jorgen bereits auf mich. »Hi. Du bist hier, weil du willst, dass ich Dren helfe, richtig?« Ich wollte gar nicht daran denken, was für Schwierigkeiten Dren haben könnte, die er nicht selbst zu lösen imstande war oder bei denen er nicht einfach Jorgen schicken konnte, um alles einzurenken. Der Spürhund nickte und fixierte mich mit seinen schwarzen Augen.
    »Okay … Tja, dann machen wir jetzt einen Deal.« Hoffentlich schauten meine Nachbarn nicht ausgerechnet jetzt durch den Türspion; für sie musste es ja so aussehen, als spräche ich mit der leeren Luft. »Zuerst wirst du jemanden für mich finden. Danach – und wirklich erst danach – ziehen wir los und helfen Dren.«
    Jorgen lehnte sich nach vorne, bis sein Gesicht ganz dicht vor meinem schwebte. Sein Atem stank bestialisch, als er den Kopf so drehte, dass ich direkt in eines seiner Augen starrte. Darin spiegelte sich all der Hass, den Jorgen gegen mich hegte, aber auch gegen die Situation, in der er sich jetzt befand – und in die ich ihn gebracht hatte. Wäre es ihm möglich gewesen, hätte er mich getötet; aber momentan brauchte er mich noch. Das Auge sagte mir: Vorerst müssen wir miteinander auskommen, aber danach … Wer weiß?
    Ich lehnte mich zurück und winkte Catrina. »Alles klar, gehen wir.«
    Es war für mich das erste Mal, dass ich einen Spürhund bei der Arbeit beobachtete. Catrina ließ Jorgen an dem Pullover schnüffeln; einen Moment lang rührte er sich nicht, sondern schien auf etwas zu warten. Dann huschte ein Ausdruck über sein Gesicht, den man nur als Befriedigung bezeichnen konnte. Geschmeidig wie ein Wiesel oder Frettchen oder sonst ein Tier, das eine

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