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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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höhnte Dren. »Würde mich wahnsinnig interessieren, welche Erklärung du dir dafür einfallen lässt.«
    Ich ging in die Knie, um mit ihm auf Augenhöhe zu kommen. »Wie konntest du eigentlich so dämlich sein und dich von den Drei Kreuzen fangen lassen?«
    »Was geht dich das an?«, konterte er.
    »Noch ein blöder Spruch von dir, und wir schauen uns zusammen den Sonnenaufgang an«, drohte Hector und schwenkte sein Montiereisen. Wenigstens war Hector immer noch auf meiner Seite, auch wenn er jetzt wusste, dass ich ihm gewisse Dinge vorenthielt.
    Dren seufzte übertrieben. »Ich war auf der Suche nach Santa Muerte. Die Schatten hatten mich auf sie angesetzt, und ihr Kopfgeld ist nicht von schlechten Eltern.«
    »Hast du sie gefunden?«
    »Nein. Diese Idioten versuchen, sie zu beschwören. Das Mädchen in dem Käfig soll eine Art Opfer darstellen.« Er zuckte mit den Schultern, wodurch sein schlaffer Arm grotesk schlackerte. »Santa Muerte ist immer noch unauffindbar, aber die Magie der Drei Kreuze reicht fast aus, um sie herzulocken, das muss man ihnen lassen. Ich habe ihren Magier gewaltig unterschätzt.«
    »Das liegt daran, dass er ein bruja ist«, erklärte Hector. Bis jetzt wusste ich noch nicht, was dieses Wort bedeutete, aber das sollte mir bald mal jemand verraten.
    »Irgendjemand hilft ihnen dabei«, fuhr Dren fort. »Das Wissen, über das sie offenbar verfügen, eignet man sich nicht durch Zufall an. Wer versucht, ohne die nötige Erfahrung mit solcher Magie herumzuspielen, wird sich nur selbst in die Luft jagen.« Er kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Ich habe den Verdacht, dass Kabinett Grey die Kreuze entweder finanziert oder durch andere Mittel direkt unterstützt. Bisher war ich zwar noch keinem von denen persönlich ausgeliefert, aber die Folter, der man mich unterzogen hat, trug fast schon ihre Handschrift.«
    Bei meiner letzten Begegnung mit Vampiren aus dem Kabinett Grey hatte Dren ihnen auf Annas Befehl hin die Arme ausgerissen. Seine Folterung hatte wirklich etwas von ausgleichender Gerechtigkeit. Vampire kannten keine Vergebung, und sicher auch kein Vergessen.
    »Aber was wollen sie mit Santa Muerte anfangen?«, fragte ich mich.
    »Sie verfügt über große Macht. Wer hätte denn nicht gerne den Tod auf seiner Seite?«
    »Und warum haben die Schatten niemanden geschickt, um dich rauszuholen?«
    »Um eine Niederlage einzugestehen? Oder zuzugeben, dass sie mich überhaupt auf Santa Muerte angesetzt hatten?« Er schnaubte abfällig und zog sich mit dem gesunden Arm an der Wagentür hoch. »Ich habe meinen Spürhund losgeschickt, damit er Hilfe holt – woraufhin dieses sture Vieh einen Monat lang versucht hat, sich meinem Befehl zu entziehen, bevor es aufgeben und anerkennen musste, dass ihm das nicht gelingen wird. Wahrscheinlich hat Jorgen gehofft, ich würde sterben. Dumm wie er ist, weiß er nicht, dass mein Tod nicht seine Freiheit bedeutet. Sein Schicksal ist mit meinem verknüpft.«
    »Warum hat er ausgerechnet mich aufgespürt?«
    Dren verdrehte genervt die Augen. »Na, die Werwölfe würden mir bestimmt nicht helfen, und von anderen Vampiren habe ich ihn immer ferngehalten. Nimmt man alle Personen, die er aufspüren kann und filtert dann diejenigen heraus, die dämlich genug wären, mir tatsächlich zu helfen, dann bleibst nur du übrig.«
    »Du weißt wirklich, wie man einer Frau Komplimente macht, Dren.« Ich stand wieder auf. Von dem ganzen Gehocke und Geschleppe in dieser Nacht hatte ich bereits Muskelkater in den Waden. »Also, wo willst du abgesetzt werden? Wir haben noch einiges zu tun.«
    »Dort wo es Blut gibt; sonst brauche ich nichts.« In der Dunkelheit hinter der Wagentür reflektierten seine Augen das wenige Licht wie die einer Katze.
    »Von uns wirst du bestimmt keins kriegen.« Irgendwie tat er mir leid. Momentan war er nur ein Schatten seiner selbst. Immer noch gruselig, aber eben auch erbärmlich.
    Hector hatte das alles mit erstaunlicher Gelassenheit aufgenommen. Zwar hielt er immer noch das Montiereisen in der Hand, doch nun schien er nicht mehr ganz so wild darauf zu sein, es zum Einsatz zu bringen, wie bei unserer Ankunft.
    »Dein untoter Lover ist übrigens eine ganz besondere Nummer.«
    »Er ist nicht mein Lover, Dren.« Das Ding, das uns auf dieser Treppe begegnet war – das war nicht Ti.
    »Du hättest ihn sehen sollen, wie er jede Nacht in meinem Oberschenkel herumgefuhrwerkt hat; als würde er ein Huhn ausnehmen.« Dren wandte sich seinem kaputten Bein

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