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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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dann aber bereit erklären, mitzumachen. So können wir beide Luz dazu drängen, unsere Hilfe anzunehmen.«
    Einen Vampir zu etwas drängen. Wow. Blieb die Frage, ob das überhaupt möglich war. »Jetzt fühle ich mich schon besser. Immerhin besteht nun nur noch eine fünfzigprozentige Chance, dass sie losrennt und im Kampf getötet wird.«
    Asher lachte. »Geht mir genauso.« Mit einem Blick zum Haus fuhr er fort: »Trotzdem muss ich gleich zur Arbeit. Sehen wir uns bei Sonnenuntergang?«
    Ich lächelte zärtlich. »Es gibt nichts, was mich davon abhalten könnte.«

Kapitel 33
     
    Ich hinterließ Catrina eine Nachricht. Hoffentlich brachte ich bei ihrem Rückruf noch ein wenig Taktgefühl auf – es war eine lange Nacht gewesen, und langsam ging mir die Puste aus.
    Um kurz nach acht klingelte das Telefon. »Und?«
    Ich war auf der Couch eingenickt. Deshalb brauchte ich einen Moment, bis mir klar wurde, wer am anderen Ende der Leitung war.
    »War sie dort? Was hast du herausgefunden?« Catrinas Stimme wurde schrill, offenbar hielt sie mein Schweigen für ein schlechtes Zeichen.
    »Sie ist dort. Und sie lebt.«
    Ein Freudenschrei drang durch den Hörer. »Wo ist sie? Geht es ihr gut? Konntest du sie rausholen?«
    »Such dir eine ruhige Ecke, bitte«, wies ich sie an, woraufhin ich hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. »Okay. Bevor ich dir Einzelheiten verrate, musst du mir etwas versprechen.«
    »Alles, was du willst.«
    »Ich konnte sie nicht rausholen, Catrina. Sie war in einem Käfig eingesperrt. Aber sie lebt, und sie hat mich gesehen. Ich habe ihr gesagt, dass ich zurückkommen werde.«
    »Du? Pah! Die Reina wird sie zurückholen, sobald es dämmert!«
    »Nein, nein, nein. Genau das musst du mir versprechen. Montalvo ist ein bruja , und er ist wesentlich mächtiger, als du ahnst. Ich bin da nur lebend rausgekommen, weil ich Jorgen dabeihatte. Wenn du die Reina allein reinschickst, könnte sie sterben, und was sollen wir dann tun?«
    »Aber wir werden reingehen – wir holen sie da raus.«
    »Auf jeden Fall. Bitte, bitte sag ihr, dass sie auf uns warten soll. Damit sie nicht ganz allein ist.« Jetzt wog sie wahrscheinlich meinen Rat gegen ihr Bedürfnis ab, schnell zu handeln. Vor Einbruch der Dunkelheit konnte sie Luz sowieso nichts sagen. »Bitte, Catrina. Ich möchte nicht, dass Luz verletzt wird.«
    »Also gut. Ich werde es ihr sagen. Aber versprechen kann ich nichts.«
    »Wenn es um Vampire geht, gilt das für fast alles.« Ich atmete auf. Damit waren meine Aufgaben für diese Nacht alle erledigt. »Wir treffen uns bei Sonnenuntergang bei den Reinas, okay? Dann brechen wir gemeinsam auf. Ich kann den Spürhund mitbringen.« Was glatt gelogen war, aber vielleicht lieferte ich Catrina so ein weiteres Argument, um Luz zum Warten zu bewegen. Immerhin hatte sie mit angesehen, wie er einen Mann bei lebendigem Leib verschluckt hatte.
    »Alles klar«, bestätigte Catrina, dann legte sie auf.
    Nach dieser Nacht war ich fast sicher, zu aufgedreht zu sein, um noch zu schlafen, aber nein – kaum kam ich aus der Dusche, fiel ich auch schon ins Bett. Ich stellte meinen Wecker auf drei und wachte fast in derselben Position auf, in der ich weggenickt war. Offenbar hatte ich geschlafen wie eine Tote.
    Nach dem üblichen Morgenritual ging ich zur Hochbahn. Es war noch schwüler geworden, und am Himmel zogen Gewitterwolken auf. Wie passend, wenn es jetzt auch noch regnete.
    Kurz bevor ich das Haus meiner Mutter erreichte, fielen die ersten, dicken Tropfen. Vor der Eingangstür drängte ich mich unter das kleine Vordach, sodass ich fast über die Schwelle fiel, als Peter mir aufmachte.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte er sofort.
    »Ist sie wach?«
    Er nickte und führte mich hinein.
    Früher war das hier mein Zuhause gewesen. An den Wänden hingen massenhaft Bilder, darunter einige von mir. Meine Mom hatte sogar ein Kunstwerk eingerahmt, das ich in der fünften Klasse gemacht hatte – Herbstlaub. Außerdem entdeckte ich ein Foto von uns allen am Grand Canyon; also Mom, Jake, und ich, ohne Peter, dafür mit Erzeuger. Da war ich ungefähr vier.
    An die Reise konnte ich mich nicht mehr erinnern, immerhin ist vier ja auch sehr früh, aber an dieses Bild sehr wohl. Das Foto war die eigentliche Erinnerung. Wo kam es hin, wenn es nicht mehr hier bei meiner Mutter hing? In einen Karton? Oder würde es nur noch in meinem Kopf existieren?
    Diese Welt war so ganz anders als die, durch die ich noch heute

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