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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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verschrieb, dass er sich letztendlich etwas vormachte, wenn es um ihre Realisierung ging. Wenn es einen Menschen gab, der das nachvollziehen konnte, dann war das ich.
    »Wenn es mehr als ein solches Zimmer gab, wo ist dann das zweite?«, warf Hector ein. Ich drehte mich zu ihm um, aber er wich meinem Blick aus.
    »Ihre neue Kirche, an der ich tagsüber gebaut habe: Dort gibt es einen Raum hinter dem Hauptaltar.«
    »Und da haben sie Adriana hingebracht?« Luz schob Catrina beiseite, aber Hector versperrte ihr den Weg.
    »Wir gehen da zusammen hin, Reina. Das schaffst du nicht allein«, protestierte er, als sie sich an ihm vorbeidrücken wollte. Die Situation war nicht ohne Ironie: Hätte Luz Adriana gebissen, wüsste sie jetzt ganz genau, wo sie sich aufhielt. Vampire konnten jedes Lebewesen aufspüren, das sie einmal gebissen hatten. Aber da sie Annas Anweisungen so strikt befolgt hatte, war sie nun mit Blindheit geschlagen.
    Luz sackte in sich zusammen. »Dort habe ich auch gesucht, aber nichts gefunden.«
    Olympios Großvater sagte etwas, das der Junge an uns weitergab: »Weil sie nicht zugelassen haben, dass du etwas siehst. Doch jemand, dessen Verstand von ihrem Joch befreit wurde, wird es sich nicht so einfach wieder auflegen lassen.«
    Ti sah sich in dem überfüllten Raum um. »Ich komme mit euch. Immerhin kenne ich Montalvos neue Kirche besser als jeder andere hier. Und ich will Rache.«
    Luz’ Lippen verzogen sich zu einem mörderischen Lächeln. »Dann bist du bei uns genau richtig.«

Kapitel 37
     
    Hector fuhr. Das schien am sinnvollsten zu sein. Er wusste, wo genau wir hinmussten, und so konnte ich mich auf der Rückbank in die Mitte setzen, um Ti im Notfall davon abzuhalten, wieder durchzudrehen. Zumindest theoretisch. Hector war sehr still, und unwillkürlich fragte ich mich, ob es in seinem Handschuhfach vielleicht auch etwas gab, womit man einen Zombie aufhalten konnte. Luz saß auf dem Beifahrersitz, Catrina neben mir. Draußen fing es heftig an zu regnen; wer weiß, vielleicht steckte ja Montalvo hinter diesem Sturm?
    »Wie ging es ihr, als du sie letzte Nacht gesehen hast?«, fragte Catrina.
    Ich wollte sie nicht anlügen, hatte aber auch Angst, dass Luz aus dem Auto springen und losstürmen könnte, wenn ich ihr die Wahrheit sagte. Und Hector hatte bestimmt keine Kindersicherung in seinem Wagen. »Sie war ziemlich abgemagert, aber am Leben. Und man hatte ihr die Umrisse von Knochen auf die Haut tätowiert.«
    Catrina stutzte. »Warum das?«
    »Das konnte sie mir nicht erklären. Ich spreche ja kein Spanisch.«
    Catrina verschränkte die Hände im Schoß und strich mit einem Finger über das Tattoo auf ihrem rechten Ringfinger. »Ich frage mich, ob …«
    »Hör auf«, befahl Luz von vorne.
    »Was denn?«, hakte ich nach.
    Schließlich hob Catrina die Hand und zeigte es mir. Im spärlichen Licht der vorbeiziehenden Straßenlaternen war die Tätowierung kaum zu sehen. »Die haben wir machen lassen, als ich achtzehn war. Damit wir für immer Schwestern wären, bis ins Mark.« Ihr war ein einfach gezeichneter Fingerknochen in die Haut gestochen worden, wie die in dem Spiel Doktor Bibber , nur ein wenig breiter. »Vielleicht deswegen«, ergänzte Catrina.
    »Nein«, versicherte ihr Hector und warf ihr über den Innenspiegel einen beruhigenden Blick zu. »Wer könnte Santa Muerte besser dienen als ein toter Mann? Und wen sollten sie sonst rauben, wenn nicht die Liebe einer toten Frau?«
    »Ich bin nicht tot«, protestierte Luz.
    »Doch, das bist du. Du hast es nur noch nicht realisiert«, erwiderte Hector. »Es ist doch so: Sie haben sich Adriana direkt vor deiner Nase geschnappt. Edie meinte, das deutet darauf hin, dass Montalvo wahrscheinlich ein Gestaltwandler ist«, fügte er hinzu und zog sich selbst damit völlig aus der Affäre.
    »Das würde eine Menge erklären«, nickte Ti, ballte die Faust und ließ seine Knöchel knacken.
    »Für uns jedenfalls bedeutet das, dass wir ihn nicht berühren dürfen. Wir sollten versuchen, ihn zu umzingeln und zu entwaffnen, aber ohne Hautkontakt herzustellen. Und wir sollten immer alle in Blickweite bleiben, damit niemand verloren geht oder zurückgelassen wird«, erklärte ich.
    Luz stöhnte genervt. Ohne uns konnte sie wesentlich schneller agieren. Für sie würde es die reinste Qual werden, Adriana so nahe zu sein und dann nur langsam voranzukommen. Vielleicht würde sie mir am Ende ja doch noch etwas Blut von sich geben, wenn meine Beteiligung an dieser

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