Diamanten für die falsche Braut?
jetzt nicht lieber aussteigen? fragte Sergej sich gereizt. Dummerweise gefiel Alissa ihm über alle Maßen, eine Frau wie sie würde er kaum noch einmal finden. Er hatte genug von raffinierten, geldgierigen Geliebten und war im Lauf der Zeit in der Wahl seiner Bettgefährtinnen sehr viel anspruchsvoller und vorsichtiger geworden. Aber es war absurd: Obwohl er sich über Alissa ärgerte, hatte er seit mehr als zehn Jahren keine Frau so begehrt wie sie.
Auch seine Risikobereitschaft war wieder aufgeflammt. Warum sollte er bei Alissa nicht etwas wagen? Er sah sie vor sich – in dem kurzen schwarzen Kleid, dessen tiefer runder Ausschnitt die Ansätze ihrer festen Brüste preisgab, während sie über die Tanzfläche wirbelte, sodass ihre schlanken Beine zu sehen waren. Die bloße Vorstellung machte ihm zu schaffen. Ihm gefiel das Kleid, doch Jelena wäre schockiert gewesen. So freizügig zeigte eine Dame sich nicht in der Öffentlichkeit. Er würde mit Alissa shoppen gehen und ihr eine züchtigere Garderobe kaufen. In wenigen Tagen konnte sie das kleine Schwarze nur für ihn tragen, und es würde ihm eine Lust sein, es ihr auszuziehen und ihren herrlichen Körper zu genießen.
Und da er so scharf auf die verbotene Frucht war, musste er das Wagnis eingehen, Alissa zu heiraten. Er war bereit, seine Freiheit zu opfern, um seine Großmutter glücklich zu machen, aber warum sollten dabei für ihn nicht auch höchst lustvolle, erregende Tage und Nächte herausspringen?
Alissa fuhr aus dem Schlaf auf, weil jemand sie an der Schulter packte. Ein Telefon klingelte, sie richtete sich auf Alexas unbequemem Sofa auf, wo sie eine unruhige Nacht verbracht hatte. Benommen nahm sie ihre Schwester wahr, die ihr das diamantbesetzte Handy hinhielt.
„Meine Güte, nun geh schon endlich ran!“, drängte Alexa. „Ich kann mich ja schlecht melden. Bestimmt ist er das, und er sollte besser nicht erfahren, dass es mich gibt.“
Alissa übernahm das Handy. „Hallo?“
„Ich möchte mit dir einkaufen gehen“, kündigte Sergej ihr nur an. „Um zehn hole ich dich ab.“
Damit war das Gespräch beendet.
Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. In knappen Worten berichtete Alissa ihrem Zwilling, was Sergej gesagt hatte, und blickte resigniert auf das Telefon. Es war weniger ein Geschenk, sondern eher eine bequeme Kommandostelle für Sergej.
„Natürlich ist er herrisch“, erklärte Alexa hochtrabend. „Ohne andere herumzukommandieren, hätte er kaum die vielen schönen Milliarden verdient. Der Mann ist reich und mächtig, er weiß, was er will und wann er es will.“
„Mir bleibt nicht viel Zeit“, erinnerte Alissa ihre Schwester. „Da werde ich mich lieber anziehen.“
Alexa seufzte gereizt. „Und das sollte ich dir besser nicht allein überlassen.“ Sie hielt es für geraten, darüber zu wachen, dass ihr modefauler Zwilling auch die richtigen Sachen auswählte.
„Was hast du denn?“, fragte Alissa besorgt.
„Ich beneide dich glühend“, verriet Alexa anklagend. „Ein Milliardär geht mit dir einkaufen, dabei hätte ich die Glückliche sein können.“
Alissa betrachtete ihre missmutige Zwillingsschwester. „Bald wirst du Harry heiraten. Er liebt dich, und du liebst ihn und kannst dich auf das Baby freuen. Bei Sergej ist alles nur Schau, und selbst die wird nicht lange anhalten.“
„Wenn ich mir das Foto von Sergej Antonovich auch nur ansehe, werde ich neidisch“, gestand Alexa finster. „Und ich bin es wirklich nicht gewöhnt, dich zu beneiden. Welcher Mann hat dich angesehen, wenn ich in der Nähe war? Ich war immer die Attraktivere, die Umschwärmte von uns beiden.“
Das Geständnis machte Alissa betroffen. Am liebsten hätte sie Alexa angeboten, an ihrer Stelle einkaufen zu fahren, doch für einen erneuten Rollentausch war es jetzt zu spät.
Schon klingelte es an der Apartmenttür, Borya kam Alissa abholen.
Nachdenklich folgte sie dem Leibwächter nach unten. Es stimmte ja, Alexa war immer die Attraktivere von ihnen beiden gewesen. Sie war modelschlank, stets fabelhaft zurechtgemacht, und die Männer flogen nur so auf sie. So war es immer gewesen. Das hatte Alissa besonders schmerzlich empfunden, während sie heranwuchsen.
Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sie sich vor Jahren in den Nachbarsjungen Peter verliebt hatte, für den sie jedoch nur als Alexas Schwester existiert hatte. Wegen ihrer Schwärmerei für Peter hatte sie sich damals schuldig gefühlt und Qualen ausgestanden, weil sie es
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