Diamanten und heiße Küsse
Jake sie an. „Nur heraus damit.“
„Ich wundere mich, dass du uns gar nicht nach der Familie fragst. Nach Howard oder Sonya oder Vince.“
„Nicht nötig. Dafür habe ich meine Leute.“
„Aha. Und wo warst du die letzten dreißig Jahre über?“, mischte Ryan sich ein.
„Erst in Queensland. Mit etwa zehn kam ich dann nach Südaustralien.“
„Und? Was war nun eigentlich passiert?“, fragte Kim.
Jake ließ sie ein wenig zappeln. „Ich wurde von Howards Haushälterin und ihrem Freund entführt“, sagte er dann. „Zwei Monate später auf dem Weg zur Übergabestelle des Lösegeldes hatten die beiden einen schweren und tödlichen Autounfall. Lediglich ich war aus dem Wagen herausgeschleudert worden und überlebte. So fand mich April Kellerman, nahm mich mit und gab mich als ihr eigenes Kind aus.“
Kim nickte. „So stand es auch in dem Polizeibericht. Aber wir müssen noch mehr Details kennen, bevor wir uns der Presse stellen.“ Als sie sah, dass Jake den Blick senkte und die Lippen aufeinanderpresste, fügte sie leise hinzu: „Du hast kein Vertrauen zu uns, oder?“
„Ich traue niemandem.“
„Das ist ja eine reizende Eigenschaft“, sagte Ryan mit gedämpfter Stimme.
Jake warf ihm einen wütenden Blick zu. „In meinem Unternehmen gibt es keine undichte Stelle.“
Jetzt schaltete sich Ric ein. „Erfahrungsgemäß ist es leider so, dass die Medien sich ihre eigenen Geschichten ausdenken, wenn sie keine Informationen bekommen. Der Wahrheitsgehalt ist ihnen egal.“
„Ich weiß.“ Dennoch war Jake entschlossen, nichts preiszugeben. Als Kim leise seufzte, wusste er, dass er gewonnen hatte. Dass sie ihn nicht zwingen konnten und das auch wussten. Dennoch wollte sich kein Gefühl des Triumphs einstellen.
„Dein Geburtsdatum ist falsch“, sagte Kim schließlich, die das Schweigen nicht länger aushielt.
„Wieso?“
„James ist am 4. August 1974 geboren. Das bedeutet, dass du vierunddreißig wirst. Als Jake Vance hast du deinen Geburtstag offiziell am 1. September 1973, wirst also fünfunddreißig.“
„Na und? Dann bin ich statt Löwe eben Jungfrau.“
Selbst Ryan konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Aber nun stand Garth auf und zog ein Blatt Papier aus einem Aktendeckel. „Als Howards Erstgeborener haben Sie Anspruch auf ein beträchtliches Vermögen.“ Er reichte Jake das Blatt. „Sie wissen sicher, dass Ihnen ein Drittel von Howards Anteilen zusteht, die sich auf Ryan, Ric und Sie aufteilen. Außerdem gehört Ihnen der Familiensitz Miramare in dem Sonya Hammond jedoch lebenslanges Wohnrecht besitzt. Alles andere von Wert wie Howards persönliche Wertgegenstände, Bargeld und Kunstwerke werden zwischen Ihnen und Ryan geteilt.“
Jake las sich alles in Ruhe durch. Nur einmal hob er den Blick und sah Kimberley forschend an. Seltsam, da vermacht der alte Howard dieser Marise Hammond eine siebenstellige Summe und seiner eigenen Tochter keinen Cent. Man sprach zwar davon, dass Marise seine Geliebte gewesen war, aber Kim war doch immerhin mit Ric Perrini verheiratet, den er sozusagen als Ersatzsohn gefördert hatte. Auch das Strandhaus, bei dem sich ihre Mutter das Leben genommen hatte, hatte er Ryan vermacht, was Kim als öffentliche Demütigung auffassen musste.
Aber erstaunlicherweise wirkte Kim nicht im Geringsten gedemütigt, sondern erwiderte seinen Blick kühl.
„Außerdem“, fuhr Garth fort, „ist vorgeschrieben, dass immer drei Blackstones dem Vorstand angehören müssen. Momentan sind es Kimberley, Ryan und Vincent Blackstone, Howards Bruder.“
„Ich bin nicht an einem Vorstandsposten interessiert.“
„Den bieten wir dir auch gar nicht an. Vorläufig wenigstens nicht“, bemerkte Ric trocken. „Aber Vince hat andere Pläne und spricht in letzter Zeit immer mal wieder davon, sich aus der aktiven Firmenpolitik zurückzuziehen.“ Er musterte Jake genau und versuchte herauszufinden, was in ihm vorging. „Es kommt also darauf an, was du entscheidest.“
„Noch ist es viel zu früh, eine Entscheidung zu treffen.“
„Aber du hast doch sicher Vorstellungen, wie du dem Unternehmen helfen willst.“ Allmählich wurde Ryan ungeduldig.
Jake sah ihn lange an und war nur wenig erstaunt, dass Ryan ebenso wie seine Schwester seinem Blick nicht auswich.
Diese Blackstones waren wirklich hart im Nehmen. „Erst einmal muss ich mich mit allem vertraut machen, was Blackstone Diamonds betrifft, das heißt besonders mit der Unternehmensstruktur und der finanziellen
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