Diamanten und heiße Küsse
Blackstone, wollte Holly sagen, konnte sich aber gerade noch zurückhalten.
Jake runzelte die Stirn. Auch ihm war der Vergleich durch den Kopf gegangen. Ein Diamant wurde vermisst. Ein Blackstone wurde vermisst.
Plötzlich musste er an seine „Mutter“ auf dem Sterbebett denken. Sie hatte mit ihren schwachen Händen seinen Arm umklammert und geflüstert: „Bitte, Jake, du darfst mich nicht hassen. Du warst mein Ein und Alles. Ich habe dich so geliebt.“
Und nun wurde er nicht mehr „vermisst“. Er hatte seine Familie wiedergefunden. Warum fühlte er sich trotzdem wie ein Schiffbrüchiger, der jede Orientierung verloren hatte?
Zwei Stunden später ließ eine schwangere und strahlende Jessica Cotter Blackstone Jake und Holly durch die Hintertür in das exklusive Juweliergeschäft ein, das Blackstone Diamonds in Sydney unterhielt. Sofort führte sie sie in den privaten Ausstellungsraum, der besonderen Besuchern vorbehalten war.
Holly setzte sich und schlug nervös die Beine übereinander. Bisher hatte sie sich in diesem Raum immer wohlgefühlt, weil er so hell und groß war. Aber mit Jake Vance so dicht neben sich wirkte alles irgendwie beengt. Seine Gegenwart schien ihr die Luft zum Atmen zu nehmen.
Um sich abzulenken, blickte sie auf das große Foto von Briana Davenport, das über einer Glasvitrine hing. Briana, das Topmodel von Blackstone Diamonds , lächelte verführerisch in die Kamera, und die großen Diamantohrringe funkelten mit Brianas wunderschönen Augen um die Wette.
Holly war aufgefallen, dass Jessica Jake einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte, als sie den Raum betraten. Obgleich er lediglich mit den Schultern gezuckt hatte, schien er jetzt die Augen nur schwer von dem Porträt seiner früheren Flamme lösen zu können. Dabei hatte er mit jeder jungen Frau der besseren Gesellschaft etwas gehabt. Doch er war ein eingefleischter Junggeselle, wie Hollys Mitbewohnerin Miko meinte, die über diese Dinge genauestens informiert war.
„Reiche Männer angeln sich immer irgendwann die schönsten Models“, hatte Miko lachend gesagt, und so war es auch gewesen. Als schon alle Welt über eine bevorstehende Hochzeit von Jake und Briana tuschelte, hatte Briana sich in den erfolgreichen Anwalt Jarrod Hammond verliebt und Jake sitzen gelassen. Das war sicher ein harter Schlag für Jakes Ego gewesen, denn Jarrod war dazu auch noch Matts Bruder. Ein paar Wochen lang schien Jake wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Und nicht zum ersten Mal stellte Holly einen Vergleich zwischen Howard und Jake an. Beide hatten ihre Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut. Aber während Jake immer allein arbeitete, hatte Howard seine Familie dort eingesetzt, wo es ihm nützlich erschien, wenn er auch, ebenso wie Jake, nie Verantwortung abgegeben hatte. Und trotz oder vielleicht auch wegen seines Erfolgs hatten die Menschen mit wenigen Ausnahmen Howard gehasst. Auch Jake Vance war alles andere als beliebt. Beide hatten diesen rücksichtslosen kalten Blick. Und beide würden gnadenlos jeden abstrafen, der sich gegen sie stellte.
Wie also würde Jake reagieren, wenn er herausfand, dass sie als Spionin von dem Unternehmen auf ihn angesetzt war? Bei dem Gedanken wurde ihr kalt vor Angst. Allerdings, noch wusste er nichts …
Als Jessica mit einem Samttablett wiederkam, das sie vor ihnen abstellte, versuchte Holly, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Sie beobachtete Jake, was schließlich ihre Aufgabe war, wie sie sich tröstete. Während Jessica ihnen etwas über das Besondere der einzelnen Steine erzählte, nahm Holly kaum etwas auf, sondern vertiefte sich in den Anblick des Mannes, der sich ganz auf die Steine zu konzentrieren schien. Was für schönes Haar er hatte, dunkel und glänzend. Und in dem teuren Anzug wirkte er so beeindruckend, dass sie am liebsten ein paar Meter mit ihrem Stuhl von ihm abgerückt wäre, um sich seiner unglaublichen Ausstrahlung zu entziehen. Aber auch das hätte nicht geholfen, das wusste sie genau.
„Was sind rosa Diamanten denn eigentlich wert?“, wandte Jake sich plötzlich an Holly.
An der Art und Weise, wie sie ihr Haar zurückstrich, erkannte er, dass sie nervös war. Wahrscheinlich war sie mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen, und er hatte sie dabei ertappt. Aber sie fasste sich schnell, und ihr Blick war klar und sachlich, als sie antwortete: „Bei einer Auktion von Sotheby’s im Jahre 2004 wurde ein dunkelrosa Diamant für gut 143.000 Dollar pro Karat verkauft. Das
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