Diamantendiebe
Mangel an Respekt für ihre elegant gekleideten Ehefrauen, die ganz in der Nähe standen. Tess nahm sich innerlich vor, die beiden Bastarde später zu bestehlen.
Sie ging gerade den Mittelgang der Kirche entlang, um zu ihrem Platz zu gelangen, als ein Franzose mittleren Alters mit einem großen Kugelbauch sie aufhielt. Er stellte sich selbst als »Claude Charet, Ölbaron«, vor, während sein Blick über Tess glitt wie der einer englischen Bulldogge, die ein schmackhaftes Stück Fleisch vor sich hatte. Tess schenkte ihm einen gelangweilten Blick und nickte nur, wobei sie seine fette, zum Gruß ausgestreckte Hand übersah. Sie drehte sich weg und wollte weitergehen, als er sie am Ellbogen packte und derb zurückzog. Sie verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen ihn. »Wie wäre es, wenn Sie beim Empfang mit mir tanzen?«
»Excusez-moi, Monsieur Charet, aber Sie sind unhöflich. Nein, ich habe kein Interesse. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, mein Verlobter wartet auf mich.«
Die Erwähnung des falschen Verlobten hielt Claude Charet nicht weiter ab. Er wurde sogar noch zudringlicher und streichelte frech ihre Arme. Tess hätte ihn am liebsten niedergeschlagen. Er war ein völlig Fremder, wie konnte er es nur wagen, sie zu berühren! Sie wandte sich ab und ging weiter.
Trotz ihrer frostigen Abweisung und ihres festen »Nein« lachte Charet nur. Er fasste sie am Ellbogen, zog sie in seine fetten Arme, umklammerte sie fest und versuchte sie auf die Wange zu küssen. Tess drehte schnell den Kopf weg und wand sich. Wären sie nicht in der Öffentlichkeit gewesen, so hätte sie ihn jetzt zu Boden geschlagen.
Zu ihrem Ärger eilten auch noch einige Fotografen herbei und richteten ihre Kameras auf sie und den Ölbaron. Charet nutzte die Gelegenheit und gab ihr einen nassen, geifernden Kuss auf die Wange. Die Fotografen klickten wie verrückt.
Zum Glück verdeckte ihr großer weißer Hut ihr Gesicht. Sie nutzte die Gelegenheit und zog die goldene Diamantnadel aus Charets breiter grauer Krawatte. Dann hob sie ihren Fuß und bohrte den Absatz des Stöckelschuhs in Charets Fuß. Der Mann stieß einen Schrei aus und ließ sie sofort los. Einige der männlichen Hochzeitsgäste, die den Vorfall gesehen hatten, grinsten und bedeuteten dem pausbäckigen Baron, Tess endlich gehen zu lassen.
»Hure!«, grunzte der lüsterne Kerl leise. Er beeilte sich, durch die Menge zu seiner ebenso fülligen Frau zu kommen, die seine unerwünschten Avancen beobachtet hatte. Sein breites Gesicht war dunkel wie eine Gewitterwolke.
Geschieht dem fetten Bastard ganz Recht, dachte Tess zufrieden. Sie hoffte, dass Lady Charet ihrem Mann die Hölle heiß machte. Sehr behutsam zog sie die Diamantnadel etwas höher in ihren langen Ärmel hinauf.
Sarah Remington, eine hübsche Blondine aus der High Society, die ebenfalls zugesehen hatte, wie Tess in der Öffentlichkeit begrapscht worden war, tippte ihr auf die Schulter.
»Alles in Ordnung, Sweetie? Sie erinnern sich an mich? Sarah Remington, wir haben uns beim Poloturnier letzten Sommer kennen gelernt.«
»Aber natürlich erinnere ich mich. Wie geht es Ihnen? Sie sehen großartig aus. Sie müssen frisch vom Urlaub kommen, so braun und gesund wie Sie aussehen.«
Die fünfundzwanzigjährige Sarah Remington strahlte. »Ja, ich war mit meinem Mann Teddy auf Bora Bora. Ich habe gerade gesehen, wie Charet sich an Sie herangemacht hat. Er ist ein abstoßendes Schwein. Im letzten Monat auf dem Ball der Ferrells hat er mir an den Hintern gegriffen und mich geküsst. Teddy hat ihm eine verpasst, als er es gesehen hat und er rannte davon wie eine verängstigte Katze.« Sie schob ihren Arm unter den von Tess. »Setzen wir uns nebeneinander, ja? Teddy hat keine Zeit für mich und ich fühle mich so einsam«, sagte sie mit einem Schmollmund.
Ihre Aufmerksamkeit wurde im nächsten Moment von einem etwa dreißigjährigen Franzosen mit dunklem Haar angezogen, der an ihnen vorbeiging. Ihre Augen schimmerten verlangend. »Das ist Henri Byron Thierault III., der Erbe des Thierault Wein-Imperiums. Er ist sechshundert Millionen Dollar schwer. Ich habe ihn bei einem Wohltätigkeits-Dinner letzte Woche getroffen und er war absolut hochnäsig.« Sie seufzte verträumt. »Er ist ja so schneidig und sexy. Die Frauen haben ihn förmlich belagert. Es geht das Gerücht um, dass Lady Tatiana Bartlett mit ihm schläft.«
Tess warf einen Blick zu dem Thierault-Erben hinüber, der von einer Gruppe junger Frauen umgeben
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