Diamantendiebe
eigenes Bankkonto damit zu füttern. Gut, er ließ diversen Hilfsorganisationen Geld zukommen, aber verglichen mit ihr war das gar nichts. Sie riskierte ihr eigenes Leben, um andere zu retten. Sie war wie Robin Hood und Mutter Theresa zugleich. Er streckte die Hand aus, um über ihren Arm zu streicheln, aber sie schüttelte ihn ab.
Sie verließen das Zelt und folgten den Friedenstruppen und Dr. Santiago. Tess schwieg und weigerte sich, sich für ihre Unfreundlichkeit zu entschuldigen.
Sie kamen am großen Essenszelt vorbei, wo zwei Ärzte und zwei Nonnen heiße Suppe an eine große Gruppe von Kindern verteilten. Die Nonnen grüßten Tess und baten sie, sich zu ihnen zu gesellen. Tess sah schweigend zu, als Max sich als Reporter vorstellte und durch und durch charmant und lächelnd mit ihnen plauderte.
Die in ihren Fünfzigern stehenden Nonnen aus Kanada und die beiden, in den Zwanzigern stehenden, blonden Ärzte aus Großbritannien antworteten mit einem breiten Lächeln. Wie auch Dr. Santiago kamen die Zwillinge von der Hilfsorganisation »Ärzte ohne Grenzen.« Und alle vier waren von Max‹ Charme hingerissen. Sie luden ihn ein, gemeinsam mit ihnen das Frühstück einzunehmen. Max lehnte jedoch ab und versprach ihnen, später wiederzukommen.
Sie beeilten sich, Dr. Santiago und die Friedenstruppen einzuholen, die gerade zu einer Gruppe von etwa zweihundert Flüchtlingen sprachen, die sich außerhalb ihrer Zelte und Hütten zusammengedrängt hatten. Etliche Kinder lugten aus ihren Häusern heraus, voll von Neugier und Mutwillen. Einer der Soldaten bot den Kindern Kaugummi an und sie kamen schnell heraus, um nach den Geschenken zu greifen.
»Sind euch hier irgendwelche Leute bekannt, die Verbindung zu Al-Quaida und Osama Bin Laden haben?«, fragte Captain Bailey die Gruppe auf Englisch und Französisch, wobei er ihnen Bilder zeigte vom meistgesuchten Terroristen auf der Welt und seinen engsten Mitarbeitern.
Dr. Santiago, die als Dolmetscherin des Captains fungierte, wiederholte die Frage. Die Flüchtlinge schüttelten den Kopf. Captain Bailey fragte nochmals: »Seid ihr ganz sicher, dass ihr niemanden davon kennt? Sie sind sehr gefährlich und sollten nicht beschützt werden.« Wieder schüttelten alle den Kopf und einige von ihnen beteuerten ganz vehement, dass sie noch nie von diesem Mann oder seiner Terroristenorganisation gehört hätten.
Beim Anblick der Friedenstruppen kamen noch andere Flüchtlinge aus ihren Zelten hervor. Captain Bailey und seine Männer gingen zu ihnen hin. »Habt ihr hier von einem bösen Mann gehört, der sich im Lager aufhält und plant, die Vereinigten Staaten zu bombardieren? Oder jemand, der etwas davon gesagt hat, dass Geld aus Ruanda transportiert werden soll?« Er starrte auf einen kahlköpfigen, alten Mann, der eine tiefe Narbe auf seiner linken Wange hatte. »Sir, wenn Sie wissen, dass sich Terroristen hier aufhalten, dann sagen Sie es jetzt bitte.«
Das zerfurchte Gesicht des alten Mannes wurde bleich. Er begann hysterisch zu weinen und wild zu gestikulieren. »Sie sind hier, um uns zu töten!« Als die anderen Flüchtlinge dies hörten, wurden sie ebenfalls hysterisch, schrien und redeten durcheinander, dabei immer wieder beteuernd, dass sie nichts wüssten. Eine Handvoll von ihnen rannte in ihre Heime zurück, ängstlich und wütend zugleich
Der Captain hob die Hände in die Höhe und bat die Flüchtlinge, sich wieder zu beruhigen. Er zeigte die Bilder der Terroristen.
»Jeder, der etwas weiß, bekommt eine Belohnung!«
Noch mehr Geschrei. Dr. Santiago streckte die Arme in die Höhe und bat die Leute, sich zu beruhigen. Dann legte sie die Arme um den weinenden alten Mann und flüsterte beruhigend auf ihn ein.
»Ist schon gut, niemand wird euch etwas tun.« Sie sah hoch. »Sie haben bei den Leuten schlechte Erinnerungen wachgerufen, Captain«, schalt sie. »Dieser Mann hier ist von einer Machete verletzt worden und wäre an der schweren Kopfverletzung fast gestorben. Also bitte, keine weiteren Fragen mehr an ihn.«
Captain Bailey grunzte etwas Verärgertes und murmelte widerstrebend eine Entschuldigung, dann wandte er sich an seine Soldaten und sagte leise auf Französisch zu ihnen: »Ich glaube ihnen kein Wort, etwas ist hier faul. Habt ihr bemerkt, dass einige der Leute weggerannt sind, als sie die Bilder gesehen haben?« Die Soldaten nickten und nach einer kurzen Diskussion teilten sie sich in Gruppen zu je zwei Mann und setzten die Befragungen fort.
»Wie viele
Weitere Kostenlose Bücher