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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Tür.
    Zwei Dutzend Männer in schwarzen Watteanzügen und Drahtmasken prügelten sich mit Bambusknüppeln.
    »Fechtunterricht. Das ist für alle Pflicht. Aber wir müssen dorthin, zum Schießstand.«
    Der Inspektor bog um die Ecke und führte seine Gäste in den Hof, dessen Sauberkeit und Gepflegtheit Fandorin verblüffte. Besonders schön war der winzige, von Wasserlinsen gesäumte Teich, in dem ein leuchtendroter Karpfen majestätisch im Kreis schwamm.
    »Eine Liebhaberei meines Stellvertreters«, murmelte Asagawa, offenkundig ein wenig verlegen. »Er schwärmt besonders für Steingärten … Nun, mag er, ich verbiete es nicht.«
    Fandorin schaute sich um und erwartete Plastiken zu sehen, entdeckte jedoch nirgends aus Stein gehauene Blumen – nur kleine Kiesel und darauf einige grobe Feldsteine, ohne jede Symmetrie verteilt.
    »Eine Allegorie des Kampfes zwischen Ordnung und Chaos, wenn ich es richtig deute«, sagte der Doktor mit Kennerblick. »Nicht schlecht, wenngleich ein wenig zu direkt.«
    Fandorin und der Sergeant schauten sich an. Der eine runzelte verdutzt die Stirn, der andere grinste herablassend.
    Sie begaben sich unter die Erde, in einen langen, mit Öllampen beleuchteten Keller. Zielscheiben und Kisten mit leeren Patronenhülsen verrieten, daß sich hier der Schießstand befand. Drei menschengroße Strohpuppen weckten Fandorins Interesse: Sie trugen Kimono und hielten ein Bambusschwert in der Hand.
    »Ich bitte den Herrn Vizekonsul ergebenst, sich mit meinem Plan vertraut zu machen.« Asagawa drehte die Lampendochte höher, und es wurde heller. »Vize-Intendant Suga hat mir auf meine Bitte hin zwei gute Revolverschützen geschickt. Ich habe sie an diesen Puppen geprüft, beide schießen absolut treffsicher. Wir lassen die Satsumaer in den Godaún gehen. Dann kommen wir, um sie zu verhaften. Nur vier Mann: Einer wird den Ältesten spielen, die anderen drei einfache Streifenpolizisten. Wären es mehr, könnten die Satsumaer sich tatsächlich töten, so aber werden sie glauben,daß sie mit dieser kleinen Gruppe mühelos fertigwerden. Wenn sie ihre Schwerter ziehen, läßt sich der ›Älteste‹ auf den Boden fallen – damit ist seine Rolle zu Ende. Die drei ›Streifenpolizisten‹ (die beiden Tokioter und ich) ziehen Revolver unterm Mantel hervor und eröffnen das Feuer. Wir werden auf die Hände schießen. Auf diese Weise fassen wir erstens die Verschwörer bewaffnet und lassen ihnen zweitens keine Chance, sich der Verantwortung zu entziehen.«
    Der Amerikaner stieß Fandorin den Ellbogen in die Seite.
    »Haben Sie gehört, Rusty? Sie werden auf die Hände ballern! Das ist nicht so einfach, Mister Go. Wir wissen doch, wie ihr Japaner schießt! Der Plan mag ja nicht übel sein, aber nicht Sie sollten ihn ausführen.«
    »Wer dann, wenn ich fragen darf? Und erlauben Sie mir, Sie daran zu erinnern: Mein Name ist Goemon.«
    »Okay, meinetwegen Goemon. Wer die Gelb … ich meine, diese Satsumaer durchlöchern soll? Erstens natürlich ich. Und Sie, Rusty, schießen Sie gut?«
    »Ziemlich«, sagte Fandorin bescheiden – er traf auf zwanzig Schritt Entfernung mit einem ganzen Magazin immer ein und denselben Punkt – selbstverständlich aus einer Waffe mit langem Lauf und aus dem Stand.
    »Ausgezeichnet. Und von Ihnen, Doc, wissen wir ja – Sie schießen ebenso präzise wie Sie mit dem Skalpell umgehen. Sie sind zwar eigentlich ein Außenstehender und nicht verpflichtet, bei unserer Show mitzumachen, aber wenn Sie keine Angst haben …«
    »Nein, nein«, versicherte Twiggs. »Wissen Sie, ich habe inzwischen überhaupt keine Angst mehr vor einer Schießerei. Ein Ziel zu treffen ist wesentlich leichter, als zum Beispiel einen Muskel akkurat zu nähen oder eine anständige Bauchnaht hinzukriegen.«
    »Prima, Doc! Da haben Sie Ihre drei ›Streifenpolizisten‹, Go. Meinetwegen können Sie als Vierter mitmachen – sozusagen alsDolmetscher. Sie quatschen ein bißchen mit den Männern und lassen sich zu Boden fallen, den Rest erledigen wir. Nicht wahr, Jungs?«
    »Klar doch!« rief der Doktor, begeistert von der Aussicht auf das bevorstehende Abenteuer.
    Fandorin dachte: Ein Mann kann einen noch so friedlichen Beruf haben, wenn er einmal eine Waffe in der Hand hatte, wird er dieses Gefühl nie vergessen und immer wieder danach streben.
    »Verzeihen Sie meine Pedanterie, aber darf ich sehen, wie gut Sie schießen, Gentlemen?« fragte Asagawa. »Ich würde es natürlich nicht wagen, Ihnen nicht aufs Wort zu

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