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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Das hat noch keiner gesehen, das hebe ich mir für einen großen Empfang auf. Schauen Sie zum Teich, zum Teich!«
    Knips! Über dem schwarz schillernden Wasser flammte ein smaragdenes Leuchten auf – die Spielzeuginsel, und darauf erstrahlte, nicht grün, sondern rosa, eine winzige steinerne Pagode.
    »Europäische Wissenschaft!« Die Augen des japanischen Millionärs glänzten erregt. »Die Leitungen laufen über den Grund, in einem speziellen Telegrafenkabel. Und in den Lampions ist farbiges Glas, das ist der ganze Trick. Na, wie ist das?«
    »Unglaublich!« lobte Fandorin, aufrichtig begeistert. »Sie sind ein richtiger Erfinder.«
    »O nein, ich bin kein Erfinder. Entdeckungen machen ist Sache von euch Gaijin. Wir Japaner sind keine Erfinder, unser Element ist die Ordnung, Entdecker dagegen sind immer Kinder des Chaos. Aber dafür verstehen wir uns ausgezeichnet darauf, fremde Entdeckungen sinnvoll anzuwenden, darin sind wir unschlagbar. Geben Sie uns nur etwas Zeit, Fandorin: Wir werden uns alle eure Tricks aneignen und euch dann zeigen, wie schlecht ihr sie genutzt habt.«
    Tsurumaki lachte, und Fandorin dachte: Irgendwie macht er nicht den Eindruck, als sei sein Element ausgerechnet die Ordnung.
    »Sie interessieren sich für Astronomie?« fragte Fandorin mit einem Räuspern und nickte zum Teleskop hinüber.
    Der Japaner verstand den verborgenen Sinn der Frage sehr wohl. Er lachte noch schallender, seine dicken Wangen glitten aufwärts und verwandelten die Heiterkeit sprühenden Augen in schmale Schlitze.
    »Ja, dafür auch. Aber manchmal bekommt man auch auf der Erde hochinteressante Dinge zu sehen!«
    Er klopfte seinem Gast gönnerhaft auf die Schulter, verschluckte sich am Tabakrauch und krümmte sich vor Lachen.
    Fandorin wurde tiefrot – er hatte es gesehen, er hatte alles gesehen! Was sollte er jetzt sagen?
    »Bravo, Fandorin-san, bravo!« Der Spaßvogel wischte sich die Tränen ab. »Hier haben Sie meine Hand!«
    Der Vizekonsul drückte schlaff die dargebotene Hand und fragte mürrisch: »Worüber freuen Sie sich so?«
    »Darüber, daß der alte Aldgernon ein … Wie heißt das gleich auf Englisch? Ein Kukod ist!«
    Fandorin, der nicht gleich begriff, daß er cuckold 2 meinte, sagte betont kühl, um das Gespräch wieder in anständige Bahnen zu lenken : »Aber Sie sagten doch, er sei Ihr F-freund.«
    »Natürlich ist er mein Freund! Soweit ein weißer Sahib der Freund eines einheimischen Königs sein kein.« Tsurumakis blutrotes Gesicht verzog sich zu einem nun nicht mehr fröhlichen, sondern unverhohlen schadenfrohen Lächeln. »Aber mein lieber Fandorin-san, wissen Sie denn nicht: Eines der größten Vergnügen ist das Gefühl der Überlegenheit gegenüber jemandem, der sich als etwas Besseres dünkt als Sie. Sie haben mir ein wunderbares Geschenk gemacht. Nun werde ich jedesmal, wenn ich Bullcocks’ aufgeblasene Visage sehe, an Ihren großartigen Sprung aus dem Fenster denken, an die hinterherfliegenden Kleider, und mich innerlich vor Lachen kugeln. Vielen Dank dafür!«
    Er wollte Fandorin erneut die Hand drücken, doch diesmal barg dieser sie gekränkt hinterm Rücken.
    »Sie sind beleidigt? Das sollten Sie nicht. Ich biete Ihnen ein geheimes japanisch-russisches Bündnis gegen den britischen Imperialismus an.« Tsurumaki zwinkerte ihm zu. »Und ich stelle Ihnen eine ausgezeichnete Basis für die Unterhöhlung des englischen Einflusses zur Verfügung. Sehen Sie den Pavillon dort am Wasser? Ein wunderbares einsames Plätzchen. Ich gebe Ihnen den Schlüssel zum Tor, dann können Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit hereinkommen.Und der schönen Frau O-Yumi gebe ich den Schlüssel zur Gartenpforte. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Genießen Sie die Liebe. Unter einer Bedingung: Lassen Sie die Lampe brennen und ziehen Sie die Vorhänge auf dieser Seite nicht zu. Nehmen Sie das als Mietzahlung … Ach, wie seine Augen da aufblitzen! Ei, ei! Das war ein Scherz, ein Scherz!«
    Wieder lachte er dröhnend, doch Fandorin empfand leichtfertige Scherze über die erhabene und schicksalhafte Macht, die ihn mit O-Yumi verband, als sträfliche Blasphemie.
    »Ich b-bitte Sie, über diese D-dame und meine Beziehung zu ihr nie w-wieder in diesem Ton …«, begann er mit vor Wut zischendem Flüstern.
    »Er ist verliebt!« unterbrach ihn Tsurumaki lachend. »Verknallt bis über beide Ohren! Oh, unglückliches Opfer des Jojutsu!«
    Man kann unmöglich einem Menschen zürnen, der sich so freimütig der Heiterkeit

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