Diamantenraub
Einbrecher zu tun hat«, sagte sie. »Ich kann da keinen Zusammenhang entdecken ...«
»Warte es ab«, entgegnete Chris, »noch bin ich mit meinem Bericht nicht am Ende. Wie schon gesagt, Johanna wurde der Legende nach eingemauert. Und da sie eine ganze Menge wertvollen Schmuck am Leibe getragen haben soll, liegt die Vermutung nahe, dass sich all ihre Ketten, Ringe und Armbänder noch heute hinter irgendeiner Wand befinden.«
»Du meinst also, der Einbrecher ist in Wirklichkeit auf Schatzsuche?«, rief Diane. »Das ist ja schrecklich! Wie kann man nur eine Tote berauben wollen!«
Chris nickte. »Das ganze Unternehmen ist sowieso sinnlos. Johanna wurde mit Sicherheit ins Meer geworfen. Aber manche Menschen schrecken eben vor nichts zurück, wenn es darum geht, an Geld zu kommen.« Er zögerte einen Moment, ehe er leise weitersprach. »Für mich sind Niederhubers die Täter, und zwar alle zusammen. Stellt euch vor, sie hätten zufällig das Buch mit den Sagen um die Eulenburg und die Gegend hier in die Hände bekommen. Was liegt näher, als dass sie beschließen, ihren Urlaub im rauen Norden zu verbringen? Natürlich zieht es sie eigentlich an warme Strände, doch was tut man nicht alles, um reich zu werden! Frau Niederhuber setzt daraufhin alles dran, in ›Haus Leuchtfeuer‹ unterzukommen, was ihr schließlich auch gelingt. Dann wird der Sohn beauftragt, Informationen zu beschaffen. Er heftet sich an unsere Fersen, fragt uns Löcher in den Bauch und muss versuchen, den Kontakt zu halten. Er lauscht an unserer Tür, klaut das alte Tagebuch, und er setzt alles daran, unsere Freundschaft zu gewinnen. Denn dann kann er ungehindert in der Eulenburg ein und aus gehen. Bald muss er feststellen, dass wir nicht besonders angetan von ihm sind. Aber da gibt es ja noch Kathrin!«
»Und wir haben ihn darin noch unterstützt«, stöhnte Tom, »wie konnten wir nur!«
»Ja, Bernd hat sich vermutlich ins Fäustchen gelacht. Etwas Besseres konnte ihm gar nicht passieren. Wann immer er uns in Eulenburg begegnet ist, waren wir doch der Ansicht, er wolle Kathrin besuchen.«
»Warum aber hat er gleich so viele Wandschränke durchwühlt?«, rätselte Angie.
»Darüber habe ich auch nachgedacht«, gab Chris zu, »doch ich glaube, ich habe die Lösung gefunden. Margaret hat zwar eine genaue Skizze von der Eulenburg angefertigt, doch es fehlt die Angabe, um welches Stockwerk es sich handelt. Nur eines steht fest: der Raum und die Wand. Bernd musste also wohl oder übel in sämtlichen Stockwerken an die jeweiligen Wände, und heute sind da eben Schränke.«
»Richtig!«, rief Tom. »Alle Räume, in die eingebrochen wurden, liegen übereinander. Dass uns das nicht früher aufgefallen ist!«
Diane hielt im Laufen inne und blickte über das Meer. »Johanna wurde ins Wasser geworfen, das steht fest«, sagte sie, als wolle sie sich selbst Mut machen.
Angie lachte. »Jetzt mach dir keine Sorgen, Schwesterherz«, sagte sie munter, »natürlich gibt es in der Eulenburg keine Tote! Auf so einen Blödsinn fallen nur geldgierige Touristen wie Niederhubers rein. Trotzdem müssen wir überlegen, wie wir ihnen das Handwerk legen.«
»Das Einfachste wäre, sie auf frischer Tat zu ertappen«, meinte Chris, »aber wie sollen wir das anstellen? Und vor allen Dingen, was haben sie als Nächstes vor? Die Wand aufzubrechen, wäre viel zu laut. Es ist immer irgendjemand im Haus, der das sofort bemerken würde.«
Die anderen nickten. Eines stand fest: Bernd und seine Eltern durften nicht unbeobachtet bleiben.
Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen, und ein scharfer Wind blies von der See aufs Land herüber.
»Lass uns umkehren«, sagte Tom fröstelnd. Er griff nach Pats Hand und drückte sie fest. Dann machten sich die Kinder auf den Heimweg.
Die schöne Zeit in der Eulenburg neigte sich dem Ende zu, und schließlich kam der gefürchtete Tag der Prüfungen für das Reitabzeichen.
»Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan«, jammerte Angie am Morgen, während sie die Vorhänge zurückzog. Draußen lag dichter Nebel über dem Hof. »Igitt, wie ungemütlich!« Hastig sprang sie ins warme Bett zurück.
»Ich werde beim Springen kläglich versagen«, stöhnte Diane, »bestimmt verweigert Petronella drei Mal, und ich muss ausscheiden. Oder ich falle hinunter!« Schrecklich, der Gedanke, vor den Augen aller Zuschauer in den Sand zu plumpsen!
»Jetzt stellt euch nicht so an«, knurrte Kathrin und zog sich die Bettdecke über beide Ohren. Doch
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