Diamantenraub
anmerken.
»Ich möchte so gern dabei sein«, jammerte Sabine. Sie und Steffi fühlten sich unwohl bei dem Gedanken an das Turnier. Wenn Frau Andresen nun tatsächlich den Eltern alles erzählte?
Viel zu langsam verstrich die Zeit, und als endlich der Nachmittagsunterricht begann, waren alle sehr aufgeregt.
»Wie ihr wisst, haben Frau Jung und ich eine Liste der Schüler zusammengestellt, die übermorgen geprüft werden«, begann Frau Moos und blickte streng in die Runde. »Außerdem erfahrt ihr auch, wer welches Pferd reitet. Wir sind der Meinung, dass ihr alle sehr fleißig gewesen seid; trotzdem gibt es zwei Schülerinnen, die ich in Anbetracht ihrer Leistungen für ungeeignet halte.« Die Kinder hielten die Luft an. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. »Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen«, fuhr die Lehrerin fort.
»Erna und Kathrin, ihr werdet selber bemerkt haben, dass die Anforderungen noch etwas zu hoch für euch sind. Das soll aber nicht bedeuten, dass ihr es in ein bis zwei Jahren nicht schaffen könntet. Übt eifrig weiter, und wenn ihr so weit seid, dürft ihr gern erneut antreten.«
Trotz der aufmunternden Worte traten Kathrin die Tränen in die Augen. Sie neigte dazu, sich selbst zu überschätzen, und hatte tatsächlich geglaubt, sie werde an der Prüfung teilnehmen dürfen. Ja, sie hatte sich sogar gute Chancen für einen Erfolg ausgerechnet. Wie sollte sie bloß diese Schande ihren Eltern erklären?
Erna hingegen lächelte gleichmütig vor sich hin. Sie war froh, bei Pat Longenunterricht zu bekommen, und hatte mittlerweile eingesehen, dass ihre verzweifelten Bemühungen zwecklos gewesen waren. Das Einzige, was ihr Kopfzerbrechen bereitete, war der Gedanke daran, ihrem Vater unter die Augen treten zu müssen. Doch bis dahin würden die Freunde sich etwas einfallen lassen, das hatten sie versprochen.
Frau Moos kramte in ihrer Tasche und zog eine Liste hervor. »Ich werde euch nun eure Pferde zuteilen«, begann sie. »Ich habe mich bemüht, es jedem recht zu machen. Patricia, du reitest natürlich Fairytale, Angie nimmt Farino und Diane Petronella. Sabine wird Chico reiten, Steffi ...«
Als die Stunde vorüber war, fühlten sich alle sehr erleichtert. Frau Moos war bei der Verteilung wirklich fair gewesen. Allein Kathrin war der Ansicht, schrecklich ungerecht behandelt worden zu sein. War sie jemals vom Pferd gestürzt, so wie Erna? Sie hatte ja gar keine Chance gehabt, ihr Können unter Beweis zu stellen! Wütend verließ sie den Raum.
Die anderen wurden von Chris bereits erwartet. »Ich muss euch etwas Unglaubliches erzählen«, flüsterte er, »habt ihr einen Moment Zeit?«
»Im Prinzip schon«, antwortete Pat, »vorausgesetzt, du hast uns heute etwas Besseres zu bieten.«
Chris sah sie beleidigt an. »Ihr werdet ganz schön staunen!«, sagte er. »Also, was ist, kommt ihr nun mit oder nicht?«
Natürlich folgten ihm die Freunde. Sie platzten fast vor Neugier, auch wenn sie das nicht zugeben wollten, und kurze Zeit später schlenderten alle am Meer entlang.
»Ich weiß nun, wer die Schränke der Eulenburg durchsucht hat! Und, was viel besser ist, ich weiß auch, warum er es getan hat.« Chris machte eine kunstvolle Pause und blickte triumphierend von einem zum anderen.
»Was hast du gesagt?«, rief Pat. »Du musst lauter sprechen! Bei dem Meeresgetöse verstehe ich kein einziges Wort!«
»Du wolltest es doch auch gar nicht hören«, erwiderte Chris schlagfertig.
Pat schnappte nach Luft; doch ehe sie etwas entgegnen konnte, ergriff Tom das Wort: »Jetzt hört auf zu streiten, und du, Chris, zier dich nicht so. Wir möchten alle wissen, was du erfahren hast.«
Chris nickte zufrieden. Dann berichtete er von dem Buch, das ihm keine Ruhe gelassen hatte, von seinem Besuch bei der alten Lina und von ihren aufregenden Enthüllungen. Die Freunde lauschten gebannt. Das alles hörte sich so unwirklich, so märchenhaft an, und doch hatte ein jeder von ihnen das Bild des eifersüchtigen Justin und der armen Johanna vor Augen. »Margaret hat diesen Mord in ihrem Tagebuch erwähnt«, fuhr Chris nach einer Pause fort, »und was das Wichtigste ist, sie glaubte daran, dass die Leiche eingemauert wurde. Ja, sie hat sogar einen Lageplan gezeichnet.«
Die anderen schwiegen. Wer hätte gedacht, welch grausige Vergangenheit auf der Eulenburg lastete!
Angie räusperte sich schließlich. »Dann bleibt aber immer noch die Frage, was das alles mit unserem
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