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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Betrachtung schien sich eine echte Spur aufzutun.
    Aufgeregt studierte Florian die Anzeige bereits zum dritten
Mal. Eine Person aus Kleve, die Chiffre ließ keinen Rückschluss auf das
Geschlecht zu, bot da unter dem Eyecatcher ›Einmalige Rarität für Fans des Boxsports –
der Frank-Bielevetz-Diamant‹ ein Sammlerstück der besonderen Art an. Der
Bestbieter einer Auktion, die noch zwölf Tage, 14 Stunden und 23 Minuten
dauern sollte, durfte diesen anschließend sein Eigen nennen.
    Das Gebot lag derzeit bei 1.288 Euro. Ob das viel, angemessen
oder wenig war, konnte Florian nicht beurteilen, da er kein Boxfan war. Schon
gar keiner aus Nordrhein-Westfalen.
    Was den Wert eines Diamanten, also eines Edelsteines, betraf,
soweit es sich unzweifelhaft um einen solchen und nicht nur um die
euphemistische Beschreibung eines Bergkristalls oder Zirkons handelte, so hing
dieser natürlich von Größe und Reinheit des Klunkers ab.
    Immerhin konnte Florian in Erfahrung bringen, dass
Frank Bielevetz kurz vor seinem traurigen Ende vor etwas mehr als 15 Jahren
eine gewisse Popularität unter den Freunden des Faustkampfes im Nordwesten
Deutschlands gehabt hatte. Nach dem überraschenden Tod des regionalen Champions
hatte ihn ›die trauernde Witwe verbrennen und als … Diamant
wiederauferstehen lassen.‹
    Das war doch krank, was da geschrieben stand, fand Florian,
oder es musste sich um einen Irrtum handeln. Er las die Passage ein weiteres
und ein drittes Mal durch.
    Schließlich musste er widerwillig zur Kenntnis nehmen, dass
es anscheinend wirklich mehr Dinge zwischen … na, Sie kennen diese Worte
des alten Shakespeare sicher ohnehin.
    Es gab demzufolge offensichtlich eine Möglichkeit, aus
menschlicher Asche einen künstlichen Diamanten herzustellen. Hannelore
Bielevetz, die knapp vier Jahre später bei einem Autounfall ums Leben gekommen
war, hatte sich nach dem Tod ihres Frank zu dieser Vorgangsweise entschlossen.
    Zur ›Diamantbestattung‹, wie dieses auf Florian reichlich
eigenartig wirkende Prozedere offiziell bezeichnet wurde.
    In den Jahren nach dem Tod der Witwe war das auf knapp ein
Karat geschrumpfte Box-Idol offenbar in die Hände einer Person gelangt, die
mehr Interesse an seinem finanziellen Wert denn an sentimentalen Erinnerungen
an den ehemaligen Champ hatte.
    Aufgeregt wählte Florian Palinskis Handy an. Nachdem sich
sein Herr und Meister gemeldet hatte, bat er ihn ohne viel Herumgerede einfach,
so rasch wie möglich ins Institut zu kommen. Es gäbe etwas äußerst Dringendes
zu besprechen: »Ich habe etwas sehr, sehr Interessantes im Internet entdeckt.«
    Sowie der Boss zugesagt hatte, ›sehr, sehr schnell‹ zu
kommen, lehnte sich Florian schwer atmend in seinem Drehstuhl zurück. Wenn man
die Sache mit dem menschlichen Diamanten emotionslos durchdachte, konnte einem
einiges dazu einfallen. Na gute Nacht.
    Der junge Polizist, der im Gegensatz zu seinem
literarisch angehauchten Chef ein eher nüchtern denkender Typ war, besaß
genügend Fantasie, um im Ansatz erkennen zu können, was sich mit diesem Konzept
anstellen ließ.
    Plötzlich ergab auch das Verschwinden der Urnen einen Sinn
und damit natürlich auch das der Leiche des Kammersängers. Ja, angesichts der
sich aufdrängenden Optionen musste man sich eigentlich fragen, warum derart
prominente Leichen nicht viel häufiger verschwanden?
    Inzwischen war Palinski erschienen und zum Computer getreten.
Er blickte Florian fragend an.
    »Was gibt es denn so Dringendes, das du mir sagen musst?«,
wollte er wissen.
    Florian war unhöflich und antwortete mit einer Gegenfrage:
»Chef, hast du mal etwas von einer Diamantbestattung gehört?«

     
    *
    Der
inzwischen bereits ›Langzeit-Interims‹-Innenminister Miki Schneckenburger
schnaufte hörbar durch die leicht verschnupfte Nase, während er den
Telefonhörer zurück auf die Gabel bugsierte. Der Anruf eben hatte den sonst
nicht leicht aus der Ruhe geratenden Bürokraten im Ministerrang doch
einigermaßen irritiert. Obwohl ihn nach dem, was sich in den vergangenen
Stunden abgespielt hatte, eigentlich nichts mehr wundern sollte, war es
durchaus unerwartet gewesen, dass sich in dieser Angelegenheit sogar ein Regierungschef
mit ihm in Verbindung gesetzt hatte.
    Nicht der , das wäre nicht weiter
ungewöhnlich, mit dem Chef sprach er ja ohnehin jeden Tag mindestens
einmal.
    Nein, zu den Interventionen, die ihn in den
letzten Stunden zum Fall dieser singenden Almliesl, die am Samstag entführt
worden war,

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