Diamantenschmaus
erreicht hatten, gesellte sich zuletzt auch noch die des
Ministerpräsidenten eines deutschen Bundeslandes.
Dem gewichtigen Mann am anderen Ende der Verbindung war der
Grund seines Anrufes eher peinlich gewesen. »Ich darf mich hoffentlich auf Ihre
Diskretion verlassen, lieber Herr Kollege. Und ich möchte ausdrücklich darauf
hinweisen, dass dies ein privater Anruf ist, so quasi von Haus zu Haus.«
Dazu hatte der deutsche Landesfürst ein leicht belämmert
wirkendes Kichern hören lassen und Schneckenburger anvertraut, dass seine Frau
und deren Mutter begeisterte Fans von dieser Hildi Forderberg seien. »Und seit
die junge Frau entführt worden ist, liegen mir die beiden unentwegt in den
Ohren. Jammern mich an, Ihnen alle Hilfe unserer Spezialisten anzubieten, damit
dieses alpine Stimmwunder so rasch wie möglich wieder freikommt.« Er hatte eine
Pause eingelegt, dann verlegen gelacht. »Sie müssen wissen, am kommenden
Wochenende findet im Sauerland irgend so ein ganz wichtiger ›Großer Preis‹
statt. Und da muss diese Hildi unbedingt auftreten. Behaupten zumindest
Annegret und der alte Drachen. Daher muss sie so rasch wie möglich gefunden
werden.« Der Mann hatte unüberhörbar in den Hörer geschnauft. »Sonst werde ich
noch verrückt.«
Schneckenburger war sich noch nie zuvor seines Ministertums
so bewusst geworden wie in diesem Moment. Die Kollegen in der Regierung und vor
allem der Chef behandelten ihn mit einer Art freundlicher Überheblichkeit, die
häufig in Respektlosigkeit ausartete und aus der Kenntnis der besonderen
Umstände seiner Bestellung resultierte. Kein Wunder, dass er sich bisher
bestenfalls geduldet gefühlt hatte.
Etwa so, wie ein … na ja, einer dieser malerisch
wirkenden Gondoliere in Venedig. Man saß mit ihm im selben Boot, anerkannte
durchaus seine Bedeutung für das Ganze und vor allem für den Augenblick, fühlte
sich ihm dennoch überlegen.
Vor allem war man sich bewusst, ihn jederzeit loswerden zu
können, sobald man ihn nicht mehr benötigte. Vielleicht war das kein ganz
treffender Vergleich, aber ein besserer fiel Schneckenburger momentan nicht
ein. In einem Punkt war sich der Innenminister jedoch sicher: dass ihn diese
Politiker-Gfraster in ihrer Arroganz seine relative Entbehrlichkeit immer
wieder spüren ließen.
Das vertrauliche Gespräch mit dem deutschen Spitzenpolitiker,
der noch dazu als eher schwieriger Zeitgenosse verschrien war, hatte
Schneckenburgers Selbstbewusstsein daher sehr gutgetan.
Noch bis gestern hatte dieser Mann für ihn die gleiche
Bedeutung gehabt wie zum Beispiel … na ja, wie der Halleysche Komet. Seine
Existenz war dem Minister zwar bekannt, aber das war’s dann auch schon gewesen.
Und jetzt das. Das Leben konnte durchaus sehr schön sein.
Diese Hildi war offenbar wirklich bekannt. Immerhin hatten
ihn seit gestern Mittag Anrufe von Monikas Oma, Monika war des Ministers Frau,
aus dem Büro des Bürgermeisters, der Vorsitzenden der Grünen Landjugend
Kärntens, der Stiefschwester des Obmanns der Aktion ›Pensionisten gegen das
Zölibat‹, der Landesgruppe Oberösterreich und einigen weiteren Anhängern dieser
singenden Frau erreicht.
Ja, sogar ein Pater Michaelis aus dem bischöflichen
Ordinariat in Bozen war darunter gewesen und hatte sich Sorgen um die
Interpretin von ›Hoamweh nochm Rosngartl‹ gemacht, jenes volkstümlichen Hits,
der angeblich die letzten sieben Wochen lang die Musik-Charts in Südtirol
beherrscht hatte.
Dieses breite Spektrum an Fans hatte den Minister schnell in
seinem zunächst nur vagen Vorhaben bestärkt, dem Bundeskriminalamt die
Einrichtung einer Sonderkommission nahezulegen. Spätestens nach der
Intervention aus dem benachbarten Ausland stand für Schneckenburger fest, dass,
wie hieß die Gute gleich, ach ja, Hildi Wieauchimmer so rasch wie möglich
gefunden werden musste und er alles in seiner Macht Stehende dazu beitragen
wollte.
Entschlossen griff er zum Telefon und ließ sich mit dem
Bundeskriminalamt verbinden.
*
Palinski hatte nicht auf Anhieb mitbekommen, was
ihm Florian mit seinem umfangreichen Vorbringen zum Thema Diamantbestattung
eigentlich sagen wollte. Kaum hatte er das Büro betreten, als ihn sein
Assistent schon mit einer Fülle von Informationen bombardierte, die alle eines
gemein hatten. Nämlich dass Palinski sie zunächst nicht glauben konnte oder
wollte. Wahrscheinlich beides.
Erst als ihm Florian ehrenwörtlich versichert hatte, dass es
sich bei der Möglichkeit, aus der
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