Diamantenschmaus
nicht.«
Maja konnte erkennen, dass Baborek zwar Zweifel, allerdings
auch großes Interesse daran hatte, den Deal umgehend abzuschließen. Nach einer
kurzen Überlegungspause nickte er zustimmend mit dem Kopf und blickte auf die
in seiner Hand befindliche Karte.
»Döblinger Hauptstraße 15 A«, las er vor. »Nicht gerade das Döblinger Nobelviertel, aber immerhin eine recht gute Adresse. Also gut, ich
bin morgen um 10 Uhr bei Ihnen. Nicht fünf Minuten früher oder später, sondern
exakt um 10 Uhr. Dann will ich das restliche Geld, ist das klar? Sonst …«
Maja hatte nicht mehr mitbekommen, welche Alternativen
Baborek Palinski 2 anzubieten hatte. Sofort nach Nennung der Adresse war es ihr
eiskalt über den Rücken gehuscht. Immer exakt an der Wirbelsäule entlang, dort,
wo der Reiz am intensivsten ist.
»Jan, Jan, da läuft irgendetwas völlig …«, doch es war
sinnlos. Ihr Freund war so in die ihr nach wie vor völlig fremde Welt seines
Studiums eingetaucht, dass er sie nur verständnislos ansah und ihr so zu
verstehen gab, ihn biiiitte nicht zu stören. Also wirklich.
Abwesend drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn und meinte
wohl, damit das Universalmittel zur Ruhigstellung lästiger Freundinnen gefunden
zu haben.
Männer, grollte Maja innerlich. Immer große
Helden, wenn man keine brauchte und immer völlig daneben, wenn es einmal darauf
ankam. Von diesem Musterexemplar neben ihr war im Moment keine Hilfe zu
erwarten.
Wenn sie bloß die Handynummer von ihrem Palinski
gekannt hätte. Sie erinnerte sich, in seinem Büro einen Festnetzanschluss
gesehen zu haben. Na bitte, vielleicht hatte sie Glück und Mario der Erste saß
noch an seinem Schreibtisch. Oder sollte sie gleich die Polizei alarmieren?
Egal, irgendetwas stimmte nicht. Stank gewaltig gegen den
Himmel. Daher musste etwas geschehen. Dringend.
Sie löste sich aus Jans besitzergreifender Umarmung und stand
auf, um ein Telefonbuch suchen zu gehen.
*
Palinski
hatte seinen alten Freund Schneckenburger bereits einige Male in seinem Büro
aufgesucht. Bei seinem heutigen Besuch machte er eine völlig neue Erfahrung.
Kurz nach dem Eintreten in den riesigen Raum schoss es ihm durch den Kopf, dass
der ›Ministerialrat auf Abwegen‹, wie er Miki insgeheim nannte, das erste Mal
wie ein richtiger Minister und nicht wie ein verängstigter Bürokrat wirkte.
»Mannomann, du machst dich«, anerkannte er spontan
und umarmte den Freund herzlich. »Oder darf ich das nicht mehr?«, erkundigte er
sich nur zum Teil scherzhaft.
»Du darfst alles«, erwiderte der
Interims-Innenminister lachend, »sofern keine dritte Person im Raum anwesend
ist. Im Prinzip wär’s mir auch dann egal, aber besser nicht. Wer weiß, ob die
das nicht vielleicht missverstehen würden.«
Da der Diener des Staates in einer Stunde mit
seinem Kollegen aus Finnland eine protokollarische Verabredung zum Abendessen
hatte, eine »schrecklich offizielle Geschichte, kann ich dir verraten«, kam
Schneckenburger folglich rasch zur Sache.
»Die Entführung dieser … Grittli Fodenburg,
nein …«, er warf kurz einen Blick auf die vor ihm liegenden Notizen,
»Hildi Forderberg hat sich, abgesehen von den polizeilichen und den
Sicherheitsaspekten, zu einer langsam auch politisch höchst brisanten
Angelegenheit ausgewachsen«, berichtete er und informierte Palinski über die
zahlreichen Interventionen. Zu denen in der Zwischenzeit noch zwei Kollegen aus
der eigenen, mit der Weiterführung der Geschäfte beauftragten provisorischen
Regierung gekommen waren.
»Wir müssen da rasch zu einem Fahndungserfolg kommen«,
schärfte er Palinski ein, denn »in ein paar Tagen steigt so ein Grand Prix und
da muss das Mädel unbedingt dabei sein. Sagt zumindest die Schwiegermutter vom
deutschen Ministerpräsidenten. Der arme Kollege ist völlig mit den Nerven
fertig.«
»Gut und schön«, wunderte sich Palinski, der von
dem Fall schon gehört hatte. »Aber was kann ich dazu beitragen?«
»Ach ja«, der Minister lachte auf, »das ist ja das
Wichtigste. Ich habe den Auftrag gegeben, eine Sonderkommission zur Auffindung
der jungen Frau zu bilden. Bis Chefinspektor Wallner von seiner Auslandsreise
zurückgekehrt ist«, er vergewisserte sich wieder der Notizen auf seinem Block,
»das wird voraussichtlich Mittwoch Abend sein. Hauptmann Bachmayer wird die
SOKO leiten. Und dich, lieber Freund«, jetzt kam er ins Spiel, das spürte
Palinski, »möchte ich als meinen ständigen Vertreter darin sehen.« Er
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