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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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angezogen
hatte, überlegten die beiden, wie es nun weitergehen sollte. Ihren ersten Gedanken,
nämlich in die Wohnung Gerds in Sievering zu fahren, wo sie Kleidung zum
Wechseln aufbewahrte, hatte sie angesichts der besonderen Situation sowie ihres
aktuellen Begleiters gleich wieder verworfen. Ihr ›Verlobter‹ war zwar nicht
der größte Gneißer [34] ,
aber eins und eins zusammenzählen konnte er dennoch. Vor allem, wenn sich diese
Addition direkt vor seinen Augen abspielte.
    Vickerl hatte vorgeschlagen, zuallererst die nächste
Polizeistation aufzusuchen und sich zu melden. Doch Hildi hatte abgewunken. Erstens
wollte sie sich nicht verdreckt, wie sie war, in einem alten Pullover und einer
zu großen Jeanshose, in der Öffentlichkeit zeigen. Und zweitens, und das war
vor allem im Interesse Viktors, sollten sie besser noch ihre Aussagen
aufeinander abstimmen.
    »Weder du noch ich wollen gerne ins Gefängnis, nur weil uns
so ein Idiot möglicherweise etwas anderes als Notwehr nachweisen will«, stellte
sie bestimmt fest.
    Dem konnte man sich nicht entgegenstellen, hatte auch Vickerl
gefunden und sich schließlich bereit erklärt, Hildi ins heimatliche Gschaid,
einen kleinen Ort in der Nähe von Birkfeld [35] ,
zu fahren.
    »Die 150 Kilometer schaffen wir in knapp zwei Stunden und
können dabei alles nochmal durchsprechen«, hatte sie entschieden und Vickerl
damit überzeugt.
    In diesem Moment war ihm ein alter Kinderspruch in den Sinn
gekommen, der gerade genau passte: Warum soll ich dagegen sein, mir fällt ja
doch nichts Bessres ein.

     
    *
    Nachdem Hubsi und Carmen den unmittelbaren
Bereich um den Schwedenplatz hinter sich gelassen und sich über die Weißgerber
Lände Richtung Flughafenautobahn entfernt hatten, gab die am Lenkrad sitzende
Frau endlich dem Drängen ihres Begleiters nach. Nach dem Linksabbiegen hielt
sie das Fahrzeug in der Franzensbrückenstraße endlich an.
    Augenblicklich starrten beide einige Sekunden lang gierig auf
den Koffer, ehe sie ihn aufrissen und sich wie kleine Kinder zu Weihnachten auf
die fünf Banknotenbündel zu je 10.000 Euro stürzten.
    »Jaaaaa«, kam es aus einem euphorischen Hubsi heraus, »so
gefällt mir das.« Er riss die Banderole von einem Bündel ab und warf die
hundert Einhunderteuroscheine mit dem vollen Schwung beider Arme wie verrückt
in die Luft.
    Was in dem Variant mit maximal zehn Zentimetern Abstand zu
dem aus massivem Stahlblech bestehenden Dach natürlich bedeutete, dass er mit
seinen Händen kräftig gegen den Himmel über seinem Kopf donnerte. In seiner
infantilen Freude merkte er zunächst gar nicht, dass er sich dabei einen Daumen
gebrochen hatte.
    »Bist du völlig verrückt geworden?«, fuhr ihn Carmen an, die
sich bei aller Gier noch einen Rest praktischer Vernunft bewahrt hatte. »Willst
du unbedingt die Polizei auf uns aufmerksam machen?« Sie deutete auf eine auf
der Gegenfahrbahn daherkommende Funkstreife.
    Mit einem Schlag wurde Hubsi wieder etwas klarer im Kopf. Und
in dem Ausmaß, in welchem seine Bauernschläue wiederkehrte, stellte sich immer
mehr ein stechender Schmerz im Daumen seiner rechten Hand ein.
    »Verdammt«, jammerte er, »ich glaube, ich habe mich
verletzt.« Er hielt Carmen die Hand mit dem in einem seltsamen Winkel
abstehenden Daumen hin. »Verdammt, das schmerzt. Ich fürchte, ich muss zu einem
Arzt.«
    »Du bist so ein Trottel!« Das zu sagen war Carmen ein echtes
Anliegen. »Ich fürchte, du wirst noch etwas leiden müssen. Bevor wir nämlich zu
einem Arzt gehen können, müssen wir noch einiges erledigen.«
    Sie holte das restliche Geld aus dem Aktenkoffer und legte es
in das Plastikeinkaufssackerl einer großen Handelskette. »Als Erstes müssen wir
diesen Koffer loswerden«, bestimmte sie.
    »Nein, nicht«, jammerte Hubsi los, »der ist so schön, der
Koffer, den möchte ich behalten.« Er bedachte Carmen von der Seite mit einem
waidwunden Augenaufschlag. »Natürlich nur, wenn du einverstanden bist.«
    »Ja, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?«, fuhr
ihn seine Kumpanin an. »Du tust doch immer so gescheit. Und dann weißt du
nicht, dass in diesen Aktenkoffern meistens Minisender versteckt sind, damit
man verfolgt werden kann? Hubsi, diese Männer sind Profis und gefährlich, wenn
die einmal wissen, wo sich Hildi befindet, sind wir aus der Sache draußen.
Warum sollen sie uns etwas bezahlen, wenn sie sie kostenlos bekommen können?«
    Das leuchtete Hubsi ein und es wurmte ihn maßlos, dass er,
der große

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