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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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nicht mehr schrecken.
    Rasch griff sie in ihre Manteltasche und holte das Handy
heraus.

     
    *

     
    Im Laufe des Nachmittags erhielt Franka Wallner
die Meldung, dass in Salzburg ein Mann in seinem Büro festgenommen worden war,
der dem auf dem Fahndungsfoto abgebildeten und mit dem Namen Mario Palinski
auftretenden Betrüger wie ein Ei dem anderen glich. Die als besonderes Merkmal
speziell angeführte ›Narbe, circa 3 cm Länge, auf der Stirn oberhalb des
linken Auges‹ war bei dem Festgenommenen exakt anzutreffen.
    Laut Führerschein lautete der Name des Mannes Franz Ferdinand
Rosner, angeblich wohnhaft in Werfenweng, Am Anger 123.
    Wie die ersten Überprüfungen ergeben hatten, war Rosner
stellvertretender Leiter einer Bankfiliale in der Salzburger Innenstadt, bei
Kunden wie Mitarbeitern gleichermaßen beliebt und völlig außerhalb jedes
Verdachtes stehend.
    Rosner räumte ein, der Mann auf dem Foto zu sein, das
angeblich an seinem Geburtstag vor einem Jahr geknipst worden war. Ja, und die
Narbe war auch echt, sie war die bleibende Erinnerung an einen wilden Ritt mit
dem Mountainbike vor etlichen Jahren.
    Von einem Mario Palinski hatte er dagegen noch nie gehört und
daher auch keine Ahnung, wo sich dessen Reisepass befinden könnte. Ja und
überhaupt, in der Bundeshauptstadt war er das letzte Mal vor sechs Jahren im Rahmen
eines Fortbildungskurses gewesen.
    Er verwehrte sich mit aller Entschiedenheit …
etcetera, etcetera, blablabla. Man kannte das ja, clevere Verbrecher waren nie
um eine Ausrede verlegen.
    Nachdem der Anwalt Rosners eine Amtshaftungs- und
darüber hinaus eine Kreditschädigungsklage in Aussicht gestellt und der für das
Filialnetz zuständige Vorstandsdirektor mit der Intervention seines Schwagers,
des amtierenden Präsidenten des Salzburger Landtages, gedroht hatte, »sah ich
mich zu meinem größten Bedauern gezwungen, den mir persönlich bekannten und
bestens beleumundeten Verdächtigen wieder auf freien Fuß zu setzen. Gezeichnet
Revierinspektor Arthur Mausgansl/PolDion Salzburg«.
    Verdammt, da war möglicherweise etwas
danebengegangen, fürchtete eine plötzlich arg verunsicherte Franka Wallner und
versuchte ein weiteres Mal, endlich den echten Palinski ans Telefon zu
bekommen.
    Inzwischen war sie richtig sauer auf Mario.

     
    *

     
    Hildi und Vickerl hatten inzwischen Birkfeld
erreicht. Bis zu dem kleinen Blockhaus im Wald, ihrem Refugium, in dem sie sich
vorerst verstecken und zur Ruhe kommen wollten, waren es nur noch wenige
Kilometer.
    Die Fahrt war flotter vorangegangen als vermutet.
    Zunächst hatten sich die beiden eine Art Leitlinie für das
Treffen mit der Polizei festgelegt, dann war die junge Frau eingeschlafen. Die
Tage oder besser die Nächte seit ihrer Entführung waren überaus stressig und
kaum erholsam gewesen. Jetzt, als die ungeheure Anspannung nachgelassen hatte,
merkte Hildi, wie müde sie war.
    Bis Birkfeld hatte sich Vickerl allein zurechtgefunden, aber
nun war er langsam auf die kundigen Anweisungen einer Einheimischen angewiesen.
Er wollte Hildi eben ganz sanft wachküssen, als ein Hinweisschild ›Gschaid‹ in
seinem Blickfeld auftauchte.
    Na gut, dorthin mussten sie ohnehin, glaubte er sich zu
erinnern. Sie hatte gesagt, dass die Zufahrt zu ihrem Häuschen rund einen
halben Kilometer außerhalb des Ortes in Richtung Krieglach von der Straße
abging. Das konnte er vielleicht noch selbst finden.
    Zehn Minuten mehr Schlaf würden seinem Liebling nur guttun,
dachte er zärtlich und bog nach rechts Richtung Gschaid ab.

     
    *
    Da der wehleidige Hubsi wegen seines gebrochenen
Daumens vom Arzt ein kräftiges Sedativum erhalten und im Halbschlummer auf die
Mitnahme seines Sakkos verzichtet hatte, verzögerte sich die Ankunft der beiden
Entführer in ihrem Versteck um gut eine halbe Stunde.
    Denn kurz vor ihrem Ziel hatte sich Hubsi kerzengerade
aufgesetzt und gebrüllt: »Halt, alles retour! Wir müssen nochmal zurück nach
Deutsch Wagram, ich hab mein Sackl beim Doktor liegen lassen.«
    Carmen, die mit so etwas nicht gerechnet hatte und sich
angenehmen Gedanken hingab, zum Beispiel, was sie alles mit dem Geld anfangen
wollte, schreckte auf und hätte den Wagen um ein Haar in den Graben gelenkt.
    »Verdammt noch mal, du Depp«, herrschte sie ihn an. »Schrei
nicht so. Und was soll das. Vergiss den alten Fetzen, du hast jetzt genug
Marie, um dir alle Sakkos der Welt zu kaufen.«
    Aber Hubsi hatte gejammert, das gute Stück sei ein Geschenk
seiner verstorbenen

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