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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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als zum Krenreibn [40] .
    Verdammt, was sollten sie jetzt tun? In die Stadt zurück
waren die beiden sicher nicht gefahren. Und falls der Mann hier seinen Arzt
hatte, lag das Ziel wahrscheinlich irgendwo in einem Halbkreis von, na ja, maximal
15 Kilometern nördlich von Deutsch Wagram.
    Sowie sie einige Minuten beratschlagt hatten, was in dieser
Situation getan werden konnte, beauftragte Wallner die Kollegen von ›Basilius‹,
in der Ordination Auskünfte über den Mann oder beide Entführer einzuholen.
Vielleicht war wenigstens die Frau bekannt.
    Kaum waren die beiden Polizisten im Haus
verschwunden, als Palinski seinen Augen nicht zu trauen glaubte. Was da die
Straße herunterkam, war zweifellos ein hellbrauner Variant. Das Fahrzeug der
Entführer war ebenfalls ein hellbrauner Variant. Konnte es eventuell sein,
dass …
    »Helmut, schau einmal, wer da kommt«, Palinski
stieß den Freund etwas derb in die Seite. »Ich glaube, wir haben mehr Glück als
Verstand. Diese Leute haben uns nicht abgehängt«, er war nun völlig überzeugt
davon und klang auch so, »die haben das Sakko einfach beim Arzt vergessen. Ich
habe dir doch gleich gesagt, das sind Deppen.«
    »Basilius bitte melden, hier Anatol. Basilius bitte
dringend melden«, röhrte Wallner ins Sprechfunkgerät.
    Jetzt ging das halberotische Gesäusel zwischen den
beiden wieder los, fürchtete Palinski, aber Basilius war rasch bei der Sache.
Für langes Hin-und-her-Geschwätz war Gott sei Dank keine Zeit, da nun das
Wichtigste war, dass sich die beiden schnell aus der Ordination zurückzogen, um
nicht gesehen zu werden, und rasch ihre Position wieder einnahmen. Diese zweite
Chance durfte wirklich nicht ebenso vergeigt werden.
    Palinski wollte bereits
erleichtert loslachen, als sich der Eingang einer SMS auf seinem Handy akustisch
ankündigte.
    Schade, dass Wilma wieder einmal nicht verfügbar war. Sie war
eben beruflich sehr erfolgreich und er der Letzte, der ihr dieses Glück nicht
gönnte. Na, vielleicht klappte es morgen Abend. Zumindest nach dem komischen
Essen mit der Wurminzer. Oder Wilma kam überhaupt mit. Das wäre schön.
    Irgendwie ging sie ihm doch ziemlich ab.

     
    *
    In der Casa del Sole, wie Hildi ihr kleines
Blockhaus am Waldrand etwas außerhalb Gschaids nannte, hatte die nunmehr
Befreite zunächst ausgiebig geduscht. Lieber hätte sie gebadet, aber für einen
Whirlpool, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, war kein Platz in dem kleinen
Badezimmer gewesen.
    Zum opulenten Duschen hatte auch gehört, dass ihr
Vickerl den Rücken gewaschen hatte und ihr zudem bei der einen oder anderen heiklen
Säuberungsaktion hilfreich gewesen war. Es war wirklich erstaunlich, wie sehr
es dieser im Grunde genommen einfache Bursche verstand, sie mit seiner prallen
Männlichkeit immer wieder davon zu überzeugen, wie schön es war, eine Frau zu
sein.
    Wenn Hildi es recht überlegte, hatte sie durch die Ereignisse
der letzten Tage eigentlich nur gewonnen.
    Da war einmal dieses Naturwunder Viktor, das sie auf jeden
Fall behalten wollte. In welcher Form und auf welcher Basis würde sich noch
zeigen. Sie bezweifelte allerdings ernsthaft, dass Gerd einer derart offenen
Beziehung zustimmen würde. Wenn überhaupt, dann ganz bestimmt nicht auf Dauer.
    Falls sie sich entscheiden musste, wusste sie freilich ganz
genau, wie diese Entscheidung ausfallen würde. Mit Vickerls Talenten konnte
Gerd nun einmal nicht mithalten, bei Weitem nicht. Na, und als Assistent, oder
Manager, wie er es lieber nannte, war er auch nicht gerade das Gelbe vom Ei,
und alles andere als unersetzlich.
    Zweitens war da noch die unbezahlbare Publicity, die so eine
Entführung nun einmal mit sich brachte.
    Wenn sie Freitag Abend völlig überraschend beim ›Grand Prix
des volkstümlichen Liedes‹ auftauchen, plötzlich auf der Bühne in der
Lüdenscheider Sporthalle erscheinen und ihr berühmtes ›Wo der Steinbock ’s Graserl
find‹ anstimmen würde, würden ihr Tausende Fans zujubeln und sich mit ihren
brennenden Wegwerffeuerzeugen in den Händen im Rhythmus hin und her bewegen.
Und nicht nur die Welt der volkstümlichen Musik hätte ihre Sensation.
    Ihre Position wäre auf Monate, möglicherweise sogar auf ein,
zwei Jahre hinaus unantastbar und diese lästige Susi Grenzbach, die mit ›Wo da
Enzian und da Almrausch woxn‹ einen für Hildi völlig unverständlichen Erfolg
gelandet hatte, würde wieder bis auf Weiteres verdammt alt aussehen.
    Ja, und zudem überlegte sie ernsthaft, Vickerl in

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