Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
würde man das erst später wissen. Komisch, er
hätte bei diesem Namen eher böhmische oder sonstige slawische Wurzeln vermutet,
niemals spanische.
    Jetzt, da man wusste, wer aller Wahrscheinlichkeit nach
hinter der Entführung der Forderberg steckte, galt es nur noch so unbedeutende
Details zu klären wie das Motiv, die Frage, ob der Anschlag heute Morgen damit
in Verbindung stand, und natürlich, wo der Verdächtigte seine Festnahme
abwartete.
    Die Fahndung lief bereits auf Hochtouren, ein Team der
Spurensicherung, aber auch Hauptmann Bachmayer waren unterwegs zu Robledals
Wohnung in der Sieveringer Straße, um das zu tun, was das Team besonders gut
konnte.
    Der Fall war so gut wie gelaufen, fand Palinski. Seine Arbeit
in der SOKO war damit beendet und er hatte wieder Zeit für etwas anderes.
    Nun musste er
nur noch danach trachten, Licht in diese seltsame Geschichte mit dem toten
Kettenraucher am Dachboden, diesem Lesonic, zu bringen. Und danach, endlich,
wieder einmal Freizeit, Zeit für Wilma und für eine Reise nach Südtirol, zu
diesem neuen Zweig seiner Familie. Das Leben hatte auch ohne Kriminalfälle
vieles zu bieten.
    Als Erstes wollte er ins Café Kaiser, auf eine Gulaschsuppe und …
Oder vielleicht sollte er zuerst schauen, was es heute als Mittagstisch gab.
Das Menü zu 6,50, ohne Nachtisch 5,20 Euro.
    Da waren manchmal richtig gute Sachen dabei.

     
    *

     
    Michael ›Miki‹ Schneckenburger, der einzige von
Palinskis Freunden, der es bisher zu Ministerehren gebracht hatte, und
gleichzeitig der einzige, dem er das nie zugetraut hätte, war auf dem Weg vom
Innenministerium zur Präsidentschaftskanzlei.
    Der Anruf des Präsidialchefs, der ihn heute Morgen erreicht
hatte, überraschte ihn völlig. Dr. Schiefer benötigte seinen Rat in einer
heiklen Angelegenheit und bat den Herrn Minister, ihn in der Hofburg
aufzusuchen. Ob 14.30 Uhr für den Herrn Minister in Ordnung ging?
    Automatisch hatte
Schneckenburger den alten Schmäh von wegen ›Moment bitte, ich muss erst kurz in
meinem Terminkalender nachsehen‹ anbringen wollen, als ihm bewusst wurde, mit
wem er eigentlich sprach.
    »Ssselbstverständlich, ich wwerde pünktlich sein«, hatte er
fast gestottert, um eine feste Stimme und einen unaufgeregten Tonfall bemüht.
    Das Wetter war schön, die Sonne schien bereits recht kräftig
vom Himmel und ein sanfter Ostwind sorgte für eine leichte Verwirbelung der
laut Meteorologen bis zu 17 Grad warmen Luft. Man konnte es drehen und
wenden, wie man wollte, das Frühjahr hatte heuer schon früh im Jahr begonnen.
    Weil es Wien war und Schneckenburger kein sonderlich
furchtsamer Mensch, hatte er beschlossen, den kurzen Weg von der Herrengasse
zum Ballhausplatz zu Fuß zurückzulegen. Nach den langen, düsteren Winterwochen
war der Spaziergang in Sonne und lauer Luft der reinste Balsam.
    Die beiden für seinen Schutz verantwortlichen Beamten hatten
zunächst gar nicht mitbekommen, dass der Chef das Haus verlassen hatte. Sein
Dienstwagen stand ja nach wie vor im Hof.
    Der Portier wusste es besser, und so begannen die beiden
etwas in Ehren ergrauten Beschützer, dem Boss erst nachzuwieseln, als der
bereits den Michaelerplatz erreicht hatte und in die Schauflergasse einbog. Ei,
war das ein Gejapse und Gestöhne. Nach wenigen Metern ging dieses verdammte
Seitenstechen los und die Luft wurde knapp. Noch 200 Meter in dem Tempo
und sie würde völlig wegbleiben.
    Das war eben der Nachteil, für die Sicherheit eines nicht
dezidiert unbeliebten Ministers in einem Lande verantwortlich zu sein, in dem
selbst die ärgsten politischen Gfraster ungefährdet Gesichtsbäder in der Masse
nehmen oder an Marathonläufen teilnehmen konnten. Wenn einmal einer in dem Land
mit etwas beworfen wurde, dann nur mit einer Torte. Nicht unbedingt von Demel
oder Sacher, aber in der Regel von ordentlicher Qualität.
    Dieses Fehlen an echter, existenzieller Gefahr hatte
natürlich Konsequenzen. Es wurde heftig beim Training gespart, bei der
körperlichen Ertüchtigung, und das nicht nur von Amts wegen.
    Der in Gedanken versunkene Schneckenburger, der sich eine der
wichtigsten Pflichtübungen eines Politikers, nämlich das automatische, von
einem freundlichen Lächeln begleitete Begrüßen des Stimmvolkes sehr rasch
angeeignet und zur Perfektion entwickelt hatte, hatte die
Präsidentschaftskanzlei fast erreicht, als ihn die Anstrengungen seiner beiden
›Schutzengel‹, zu ihm aufzuschließen, vorerst akustisch einholten.
    Genau in dem

Weitere Kostenlose Bücher