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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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›hätte, wäre,
könnte vielleicht‹ im rein hypothetischen Raum brachte überhaupt nichts. Was er
im Moment brauchte, hatte bereits vor mehr als 2.000 Jahren der alte Archimedes
formuliert. Nämlich einen festen Punkt, um die Erde aus den Angeln zu heben.
    Plötzlich hatte er eine Idee, wie er möglicherweise
dazu kommen konnte.
    Vor einigen Tagen war er im Internet auf ein sehr
interessant wirkendes Open-source-Programm gestoßen und hatte es
heruntergeladen. Das Spannende für Kriminologen an diesem Programm war, dass
Nicknames, Passworte und andere Codes, die gerne auf dem eigentlichen Namen des
Betroffenen basierten oder in kunstvollen Verballhornungen desselben bestanden,
in diese Richtung hin analysiert, zunächst aber vor allem aufgespürt wurden.
Ja, selbst fremdsprachige Relevanzen konnten mit dem Programm gefunden und
dargestellt werden.
    Florian spekulierte einfach damit, dass ihm dieses
Programm Hinweise liefern konnte, welche dieser sechs Personen ›oakwood‹ sein
konnte. Zu welcher Person noch am ehesten eine plausible Korrelation zwischen
dem unbekannten echten Namen und dem bekannten Internetnicknamen bestand.
    Eventuell brachte das nichts, allerdings war es auf jeden
Fall einen Versuch wert.
    Nachdem er das Programm aufgerufen, die entsprechende Datei
geöffnet und ›oakwood‹ eingegeben hatte, konnte es losgehen.
    Kaum hatte er die Operation gestartet, schloss
Florian die Augen und hielt die Luft an. Die Sache war nicht sehr
aussichtsreich, machte aber irgendwie Spaß, und mit seiner Herangehensweise
wurde es noch spannender.
    Nach einigen Sekunden öffnete er vorsichtig wieder seine
Augen und wandte sie dem Unerwarteten zu. Dabei ging ihm in Abwandlung eines
Spruches aus seiner Kindheit am Land durch den Kopf: Komm heiliger Sankt
Florian, zeig doch einen Treffer an.
    Zu seinem Erstaunen zeigte sein Namensvetter,
obwohl für Polizisten nicht unbedingt zuständig, freundliches Entgegenkommen.
Da wurde tatsächlich ›1 Treffer‹ angezeigt.
    Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet in Spanisch
hatte ›oakwood‹ eine Entsprechung gefunden. Und was für eine prachtvolle noch
dazu. Die passte perfekt, konnte demzufolge einfach kein Zufall sein.
    Das musste er sofort Mario mitteilen. Florian
blickte auf die Uhr, es war drei Minuten vor 12 Uhr mittags. Die klassische
Zeit, die Colts erstmals rauchen zu lassen und richtig Flagge zu zeigen. Wie
man sehen konnte, war aus dem ehemals schüchternen Burschen ein höchst
selbstsicherer, seines Wertes voll bewusster junger Mann geworden.
    Palinski war bestimmt noch bei Helmut Wallner im
Büro. Umso besser, denn der Chefinspektor sollte natürlich ebenfalls informiert
werden.
    Eine Minute später hatte er seinen Chef am Telefon.
»Hör einmal gut zu.« Er liebte es, in solchen Situationen Palinski ein wenig zu
häkeln. »Ich denke, ich weiß jetzt, wer dieser ›oakwood‹ wirklich ist.«
    Er informierte ihn kurz über das neue Programm.
Selbstverständlich auch über den Treffer. Aber: »Um es ein wenig spannend zu
machen, gebe ich dir nur einen Hinweis. Was glaubst du, wie das spanische Wort
für Eichenwald, also für ›oakwood‹ lautet?«
    Offenbar regte sich Palinski etwas über diese als Scherz
getarnte Impertinenz seines ›Zauberlehrlings‹ auf. Auf jeden Fall waren aus dem
Hörer einige aufgeregte, wenig freundlich klingende Satzfragmente zu hören.
Florian tangierte das wenig, wusste er sich doch am längeren Hebel. Und ab
morgen würde Mario eine schöne neue Anekdote zu erzählen haben. So in der Art:
Kennt ihr schon die Geschichte, wie mich Florian, dieser freche Kerl,
anruft … Dazu würde er schallend lachen.
    »Du brauchst dich nicht so zu echauffieren«,
keppelte der junge Polizist zurück. »In dem ganzen riesigen Polizeipräsidium
wird sich sicher ein Mensch finden, der Spanisch sprechen kann. Gönne dem
Kollegen auch ein Erfolgserlebnis.«

     

10.
    Donnerstag, 11. März, nachmittags

     
    Da Wallner keinen Spanisch sprechenden Kollegen
kannte und dem Assistentengenie gedroht hatte, ihn wegen Behinderung der
Strafverfolgung anzuzeigen, nur im Scherz natürlich, wie er später vorgab, vor
allem aber, weil die Sache eilte, hatte sich Florian nach einigen Minuten
bereit erklärt, das große Geheimnis zu lüften. Klar, das war auch nicht anders
zu erwarten gewesen.
    Robledal – Eichenwald, wer hätte das gedacht, ging es
Palinski durch den Kopf. Gerd Robledal war ›oakwood‹, vermutlich oder mit
ziemlicher Sicherheit, ganz genau

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