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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Person oder unserer Ehe motiviert wurde. Es handelte sich überhaupt nicht um eine Herabsetzung Ihrer Person, sondern eher um eine Herabsetzung meiner Person.«
    »Danke, daß Sie diesen Punkt geklärt haben.«
    »Ich sehe ein, daß jede Hoffnung, die ich in meiner Brust aufkommen lassen könnte, unsere Beziehung neu anzufachen, vergeblich ist, daher werde ich Sie nach dem heutigen Tag nicht mehr behelligen.«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie erleichtert ich bin, daß Sie die Situation so gut verstehen.«
    »Freilich würde ich Ihnen und Fiona gerne dabei behilflich sein, eventuelle offene Fragen zu klären.«
    »Sie sind zu gütig. Ich werde Ihnen die Karte meines Anwalts geben.«
    »Und selbstverständlich freue ich mich darauf, wieder in Kontakt mit meiner Tochter zu treten.«
    Die Unterhaltung, die bis zu diesem Punkt so reibungslos wie eine Maschine abgelaufen war, entgleiste nun und geriet außer Kontrolle. Gwendolyn wurde rot und erstarrte.
    »Du - du
Mistkerl.«
    Die Haustür ging auf. Fiona betrat mit ihren Schulbüchern das Foyer. Amelia war sofort zur Stelle, stellte sich mit dem Rücken zur Foyertür, versperrte Fiona die Sicht und redete mit leiser, erboster Stimme auf sie ein.
    Hackworth hörte die Stimme seiner Tochter. Es war eine liebliche Stimme, ein heiserer Alt, den er überall erkannt haben würde. »Lügen Sie mich nicht an, ich erkenne sein Chevalin!« sagte sie, drängte Amelia schließlich beiseite und platzte in den Salon, schlaksig und linkisch und wunderschön, eine Inkarnation der Freude. Sie ging zwei Schritte auf dem Perserteppich, dann warf sie sich mit wehenden Fahnen in die Arme ihres Vaters, wo sie ein paar Minuten verweilte und abwechselnd weinte und lachte.
    Gwen mußte sich von Amelia aus dem Zimmer führen lassen, die unverzüglich zurückkehrte und wie ein militärischer Wachtposten mit auf dem Rücken verschränkten Händen in der Nähe Stellung bezog, wo sie jede Bewegung Hackworths beobachtete. Hackworth konnte sich nicht vorstellen, was sie ihm zutrauten - Inzest im Salon? Aber es hatte keinen Zweck, den Augenblick zu verderben, indem er an unliebsame Nebensächlichkeiten dachte.
    Vater und Tochter wurde eine Viertelstunde gewährt, um sich zu unterhalten. Dann hatte sich Gwen wieder soweit gefaßt, daß sie das Zimmer betreten konnte; sie und Amelia standen Schulter an Schulter und bebten in teilnahmsvollem Einklang, bis Gwen einschritt.
    »Fiona, dein –
Vater
– und ich waren mitten in einer sehr ernsten Unterhaltung, als du hereingeplatzt bist. Bitte laß uns ein paar Minuten allein.«
    Fiona gehorchte widerstrebend. Gwen nahm ihre vorherige Position wieder ein, und Amelia verließ das Zimmer. Hackworth bemerkte, daß Gwen einige mit rotem Band umwickelte Dokumente geholt hatte.
    »Diese Unterlagen regeln alle Konditionen der Scheidung, einschließlich der Bedingungen, die Fiona betreffen«, sagte sie. »Ich fürchte, Sie haben sie bereits übertreten. Selbstverständlich kann man Ihnen das nachsehen, da eine fehlende Nachsendeadresse es uns unmöglich machte, Ihnen diese Informationen zukommen zu lassen. Es erübrigt sich wohl, zu sagen, daß Sie sich mit diesen Dokumenten vertraut machen sollten, bevor Ihr Schatten erneut auf meine Schwelle fällt.«
    »Gewiß«, sagte Hackworth. »Danke, daß Sie sie für mich aufgehoben haben.«
    »Wenn Sie nun die Freundlichkeit besäßen und dieses Grundstück verlassen würden -«
    »Selbstverständlich. Guten Tag«, sagte Hackworth, nahm die Papierrolle aus Gwens zitternden Händen und verließ brüsk das Haus. Es überraschte ihn ein wenig, als Amelia ihn ansprach.
    »Mr. Hackworth. Miss Lloyd möchte wissen, ob Sie bereits eine neue Unterkunft gefunden haben, damit man Ihnen Ihre persönlichen Habseligkeiten zustellen kann.«
    »Bisher noch nicht«, sagte Hackworth. »Ich bin auf der Durchreise.«
    Amelia strahlte. »Auf der Durchreise wohin?«
    »Oh, das weiß ich noch nicht richtig«, sagte Hackworth. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und er sah Fiona an einem Fenster im ersten Stock. Sie schob die Riegel zurück und öffnete es. »Ich bin auf einer Art Suche.«
    »Auf der Suche wonach, Mr. Hackworth?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Sie wissen schon, streng geheim und so. Hat etwas mit einem Alchimisten zu tun. Wer weiß, vielleicht tauchen noch Feen und Kobolde auf, bevor alles vorüber ist. Ich werde Sie gerne informieren, wenn ich zurückkehre. Bis dahin bitten Sie Miss Lloyd,

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