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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Namen weiß ich nicht.«
    »Hackworth, John Percival, zu Ihren Diensten. Dies ist meine Tochter Fiona.«
    »Ich bin sicher, daß ich diesen Namen noch nie gehört habe«, sagte die Frau.
    »Ich bin sicher, daß ich Ihren noch nie gehört habe«, sagte Hackworth fröhlich.
    »Maggie«, sagte die Frau. »Das macht mich verrückt. Wo sind wir einander schon begegnet?«
    »Es mag sich seltsam anhören«, sagte Hackworth, »aber wenn wir beide uns an all unsere Träume erinnern könnten – was wir selbstverständlich nicht können –, und wenn wir unsere Notizen vergleichen würden, dann würden wir wahrscheinlich feststellen, daß wir im Lauf der Jahre einige gemeinsame Träume hatten.«
    »Eine Menge Leute haben ähnliche Träume«, sagte Maggie.
    »Pardon, aber das hatte ich nicht gemeint«, sagte Hackworth. »Ich spiele auf eine Situation an, in der jeder von uns seinen oder ihren persönlichen Standpunkt behalten würde. Ich würde Sie sehen. Sie würden mich sehen. Dann könnten wir gewisse gemeinsame Erlebnisse haben - die jeder aus seiner entsprechenden Perspektive sehen würde.«
    »Wie in einem Raktiven?«
    »Ja«, sagte Hackworth, »aber man muß nicht dafür bezahlen. Jedenfalls nicht mit Geld.«
     
    Das hiesige Klima verlangte nach heißen Getränken. Maggie zog nicht einmal die Jacke aus, sondern ging gleich in die Küche und stellte Wasser zum Kochen auf. Sie wohnte in einer Blockhütte, die geräumiger war, als es von außen den Anschein hatte, und Maggie schien mit einigen anderen Leuten dort zu leben, die gerade nicht anwesend waren, Fiona, die zum Badezimmer und wieder zurück ging, bemerkte fasziniert die Beweise dafür, daß Männer und Frauen zusammen lebten und badeten und schliefen.
    Als sie beisammensaßen und ihren Tee tranken, überredete Hackworth Maggie, ihren Finger in ein fingerhutgroßes Gerät zu stecken. Als er den Gegenstand aus seiner Tasche holte, überkam Fiona ein starkes Gefühl von deja vu. Sie hatte es schon einmal gesehen, und es war äußerst wichtig. Sie wußte, daß ihr Vater es entworfen hatte; es trug alle Merkmale seines Stils.
    Danach plauderten sie ein paar Minuten belanglos; Fiona hatte viele Fragen über die Prinzipien der R. V. R., die Maggie als überzeugte Anhängerin gerne beantwortete. Hackworth hatte ein unbeschriebenes Blatt Papier auf dem Tisch ausgebreitet, und während die Minuten verstrichen, tauchten allmählich Wörter und Bilder darauf auf und scrollten auf der Seite nach oben, als sie voll war. Der Fingerhut, erklärte er, hatte ein paar Aufklärungsmilben in Maggies Blutkreislauf injiziert, die Informationen sammelten, zu ihren Poren herauskamen, wenn ihre Bandaufzeichnungsgeräte voll waren, und ihre Informationen auf das Papier übertrugen.
    »Es scheint, als hätten wir beide gemeinsame Bekannte, Maggie«, sagte er nach ein paar Minuten. »Wir tragen viele identische Tuples in unserem Blutkreislauf. Sie können nur durch bestimmte Formen des Kontakts übertragen werden.«
    »Sie meinen, etwa durch Austausch von Körperflüssigkeiten?«
    Fiona dachte kurz an altmodische Transfusionen und wäre wahrscheinlich nicht auf die wahre Bedeutung des Ausdrucks gekommen, wenn ihr Vater nicht errötet wäre und sie kurz angesehen hätte.
    »Ich glaube, wir haben einander verstanden, ja«, sagte Hackworth.
    Maggie dachte einen Moment darüber nach, dann schien sie wütend zu werden, jedenfalls so wütend, wie jemand mit ihrer großzügigen und gelassenen Natur nur werden konnte. Sie wandte sich an Hackworth, behielt aber Fiona im Auge, während sie versuchte, ihre nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. »Ungeachtet dessen, was ihr Atlanter von uns denken mögt, schlafe ich nicht... ich meine, habe ich keinen Ge... habe ich nicht so viele Partner.«
    »Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck erweckt haben sollte, als hätte ich mir irgendwelche unpassenden Vorurteile bezüglich Ihrer moralischen Maßstäbe gebildet«, sagte Hackworth. »Bitte seien Sie versichert, daß ich mich nicht in der Position wähne, in dieser Hinsicht über andere zu richten. Aber wenn Sie so entgegenkommend sein und mir sagen könnten, wer, oder mit wem, im Lauf des vergangenen Jahres oder so ...«
    »Nur mit einem«, sagte Maggie. »Es war ein ruhiges Jahr.« Dann stellte sie ihre Teetasse auf dem Tisch ab (Fiona hatte mit Überraschung zur Kenntnis genommen, daß es keine Untertassen gab), lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah Hackworth aufmerksam an. »Komisch, daß ich Ihnen

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