Diamond Age - Die Grenzwelt
Mündern herum, während sie von den beweglichen zotigen Gestalten, die auf dem Toilettenpapier ihre Kapriolen machten, zu den Elfen mit großen Augen sahen, die im Badezimmerspiegel Fangen spielten, und weiter zu...
»Ach ja«, sagte Finkle-McGraw. »Kann man darauf schreiben? Ich möchte gerne eine Widmung für Elizabeth hineinschreiben.« »Das Papier besteht aus einem Mittelding zwischen Input- und Outputpapier, daher besitzt es alle grundsätzlichen Eigenschaften von Papier, auf dem man schreiben kann. Diese Funktionen werden größtenteils nicht genutzt – es sei denn, um Zeichen zu hinterlassen, wo die Spitze des Füllers drübergefahren ist.«
»Man kann darauf schreiben«, übersetzte Finkle-McGraw mit einiger Strenge, »aber es denkt nicht über das nach, was man schreibt.«
»Nun, meine Antwort darauf muß zweideutig ausfallen«, sagte Hackworth. »Die Illustrierte Fibel ist ein außerordentlich allgemein gehaltenes und leistungsstarkes System, dessen Fähigkeit zur Selbstrekonfiguration weiter reicht als bei den meisten anderen. Vergessen Sie nicht, daß ein großer Teil seiner Aufgabe darin besteht, auf seine Umgebung zu reagieren. Wenn der Besitzer einen Füller nehmen und etwas auf eine leere Seite schreiben würde, dann würde diese Eingabe sozusagen zusammen mit allem anderen in den großen Topf geworfen werden.«
»Kann ich eine Widmung für Elizabeth hineinschreiben oder nicht?« wollte Finkle-McGraw wissen. »Gewiß, Sir.«
Finkle-McGraw holte einen schweren goldenen Füller aus einem Ständer an seinem Schreibtisch und schrieb eine Zeitlang auf das Frontispiz des Buches.
»Nachdem das getan ist, Sir, müssen Sie nur noch einen Standardvertrag für die Rakteure genehmigen.«
»Ah, ja, danke, daß Sie mich daran erinnern«, sagte Finkle-McGraw nicht ganz aufrichtig. »Ich hätte gedacht, daß angesichts der großen Summe, die das Projekt verschlungen hat –«
»Daß es uns gelungen wäre, das Problem der Stimmgenerierung zu lösen, ja, Sir«, sagte Hackworth. »Wie Sie sicher wissen, haben wir einige Versuche in dieser Richtung unternommen, aber keines der Ergebnisse entsprach den von Ihnen anivisierten Qualitätsmaßstäben. Trotz unserer Technologie, der Pseudointelligenzalgorithmen, der riesigen Ausnahmematrixe, der Wunder- und Inhaltsmonitore und allem anderen, ist es uns immer noch nicht gelungen, eine menschliche Stimme zu schaffen, die auch nur annähernd so gut wie die eines echten, live spielenden Rakteurs.«
»Ich kann eigentlich nicht sagen, daß mich das überrascht«, sagte Finkle-McGraw 7 . »Ich wünschte nur, es wäre ein vollkommen autarkes System.«
»Darauf läuft es trotz allem hinaus, Sir. In jedem gegebenen Augenblick befinden sich weltweit, in jeder Zeitzone, mindestens eine Million professionelle Rakteure auf ihren Bühnen und sind bereit, eine derartige Aufgabe unverzüglich zu übernehmen. Wir haben vor, eine Entlohnung auf vergleichsweise hohem Niveau zu genehmigen, damit nur die besten von ihnen Verwendung finden. Sie werden von den Ergebnissen bestimmt nicht enttäuscht sein.«
Nells zweites Erlebnis mit der Fibel; der Lebensabriß von Prinzessin Nell in Kürze.
Es war einmal eine kleine Prinzessin namens Nell, die in einem großen dunklen Schloß auf einer Insel mitten im Meer gefangen war, zusammen mit einem kleinen Jungen namens Harv, ihrem Freund und Beschützer. Außerdem hatte sie vier ganz besondere Freunde namens Dinosaurier, Ente, Peter Karnickel und Purpur.
Prinzessin Nell und Harv konnten das dunkle Schloß nicht verlassen, aber von Zeit zu Zeit kam ein Rabe sie besuchen und erzählte ihnen von den wunderbaren Dingen über dem Meer, im Lande Jenseits. Eines Tages half der Rabe Prinzessin Nell, aus dem dunklen Schloß zu entkommen, doch wehe, der arme Harv war zu groß und mußte hinter der mit zwölf Schlössern versperrten großen Eisentür des Schlosses bleiben.
Prinzessin Nell liebte Harv wie einen Bruder und weigerte sich, ihn im Stich zu lassen, daher reisten sie und ihre Freunde Dinosaurier, Ente, Peter und Purpur in einem kleinen roten Boot über das Meer und bestanden viele Abenteuer, bis sie in das Land Jenseits gelangten. Dieses Land war in zwölf Reiche unterteilt, die alle von einem Feenkönig oder einer Feenkönigin regiert wurden. Jeder König und jede Königin besaß ein wunderbares Schloß, und jedes Schloß war eine Schatztruhe voll Gold und Juwelen, und in jeder Schatztruhe befand sich ein juwelenbesetzter Schlüssel, mit
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