Diamonds & Rust
nickte.
»Such dir schon mal einen Film aus, ich komme gleich zu dir«, versprach sie ihm.
Während Danny gehorsam in den Filmen herumkramte, half Vanessa Jeremy den Tisch abzuräumen.
»Ich mache mir ein bisschen Sorgen«, sagte sie leise, »er ist so still heute, ich glaube es geht ihm nicht so gut.«
Jeremy nickte. »Ich habe es gemerkt. Aber du weißt doch, wie Kinder sind, es gibt immer mal einen Tag, an dem sie nicht so fit sind – mach dir keine Gedanken.«
Zweifelnd sah sie ihn an. »Ich weiß nicht …«
»Na komm, das wird schon. Weißt du was, ich verschwinde jetzt, ihr macht euch noch einen schönen Abend, und wenn was ist, kannst du mich jederzeit anrufen, auch wenn es nachts um drei ist«, beruhigte er sie.
»Vielleicht mache ich mir wirklich zu viele Gedanken«, dachte sie, während sie gemeinsam die letzten Handgriffe in der Küche erledigten.
Kurz darauf saß sie mit Danny zusammengekuschelt auf der Couch, bis ihm fast die Augen zufielen.
»Na komm, ich bringe dich ins Bett«, sagte sie liebevoll.
Nach dem Waschen und Zähneputzen steuerte Danny auf Davids Zimmer zu, und Vanessa folgte ihm.
»Liest du mir noch etwas vor?«, fragte Danny, nachdem er ins Bett gekrabbelt war.
»Natürlich«, lächelte Vanessa und griff nach dem Buch auf dem Nachttisch.
Wenige Seiten später war Danny bereits fest eingeschlafen. Leise knipste sie das Licht aus und ging hinaus. Da sie sich immer noch Sorgen um ihn machte, ließ sie die Tür einen Spaltbreit offen, und auch ihre Zimmertür schloss sie zur Sicherheit nicht.
Vanessa hatte das Gefühl, noch nicht lange geschlafen zu haben, als sie von einem leisen Weinen geweckt wurde. Sofort war sie hellwach, sprang aus dem Bett und eilte hinüber in Davids Schlafzimmer.
Danny lag im Bett und weinte leise.
Sie knipste eine der kleinen Lampen über dem Bett an.
»Hey kleiner Mann, was ist denn los?«, fragte sie und nahm ihn liebevoll in den Arm.
»Wann kommt mein Dad wieder?«, fragte Danny unter Tränen, und ihr fiel siedendheiß ein, dass sie vergessen hatte, Jeremy danach zu fragen.
»Es dauert bestimmt nicht mehr lange«, versuchte sie den Kleinen zu trösten.
Sie hielt ihn im Arm und streichelte ihm sanft übers Haar, bis er sich langsam wieder beruhigte.
»Kannst du bitte bei mir bleiben?«, fragte er so flehentlich, dass Vanessa nicht lange überlegte.
»Ja klar.«
Danny rutschte auf die andere Seite des Bettes, um ihr Platz zu machen. Sie setzte sich auf die Decke, rutschte ein Stück zu ihm hinüber und nahm ihn wieder in den Arm.
»Schlaf jetzt weiter kleiner Mann«, sagte sie leise, und beobachtete zufrieden, wie er sich an sie kuschelte und kurz darauf wieder einschlief.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, wieder in ihr Zimmer zu gehen, sobald er eingeschlafen war, doch als er da jetzt so verletzlich und mit immer noch tränenfeuchten Wangen neben ihr lag, brachte sie es nicht übers Herz. Während sie so dasaß und ihn betrachtete, stieg Ärger in ihr auf.
Wie konnte David einfach wegfahren, ohne ihr wenigstens eine Telefonnummer zu hinterlassen? Es war ja toll, dass er anscheinend so viel Vertrauen zu ihr hatte, aber machte er sich denn gar keine Gedanken um seinen Sohn?
Still blieb sie neben Danny sitzen, und wünschte David die Pest an den Hals, hoffte aber gleichzeitig, er würde bald zurückkommen.
Irgendwann nickte sie ein, nicht ahnend, dass ihr Wunsch schneller als erwartet in Erfüllung gehen sollte.
Draußen war es gerade hell geworden, als Vanessa durch einen Jubelschrei von Danny geweckt wurde.
Sie schreckte hoch und sah sich um, irritiert darüber, sich nicht in ihrem Zimmer zu befinden.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Erinnerung zurückkehrte und ihr klar wurde, wo sie sich befand. Ihr Blick fiel zur Tür, wo sich Danny freudig und lautstark an seinen Vater klammerte.
David? Wieso war David hier?
Immer noch benommen versuchte sie zu verstehen, was sie sah.
Während David seinen Sohn umarmte, war sein Blick über dessen Schultern hinweg auf Vanessa gerichtet, mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen fixierte er sie.
Blitzartig wurde ihr bewusst, dass sie sich immerhin in
seinem
Bett befand, noch dazu nur mit einem leichten Nachthemd bekleidet.
»Oh mein Gott, nicht schon wieder eine Standpauke«, stöhnte sie in Gedanken, und versuchte hektisch, sich irgendwie in die Bettdecke zu wickeln, was ihr aber nicht wirklich gelang, da sie immer noch darauf lag.
»Danny, geh du doch schon nach unten zum Frühstück, ich komme gleich
Weitere Kostenlose Bücher