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Diamonds & Rust

Diamonds & Rust

Titel: Diamonds & Rust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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anzusehen.
Ihre stille Hoffnung, dass David wenigstens in sein Büro verschwinden würde, wurde durch Danny zunichtegemacht, der seinen Vater zu sich auf die Couch zog und sich dort an ihn kuschelte.
Ihr blieb also nicht anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und sie ließ sich auf der anderen Couch nieder. Quälend langsam verging die Zeit, von dem Film, den Danny sich ausgesucht hatte, bekam sie kaum etwas mit, und sie war erleichtert, als endlich der Abspann begann.
»Auf geht‘s, ich bringe dich ins Bett«, sagte David liebevoll zu Danny und stand auf.
Während er zur Treppe ging, krabbelte Danny rasch auf Vanessas Schoß.
»Das war ganz toll heute, ich möchte, dass du jetzt immer mit uns kommst«, betonte er überschwänglich und schlang seine kleinen Ärmchen um Vanessas Hals.
Gerührt drückte sie ihn an sich und fing dabei über seine Schulter hinweg Davids Blick auf, der sie vom Fuß der Treppe aus durchdringend ansah.
Hastig senkte sie den Kopf und drückte Danny einen Kuss aufs Haar.
»Schnell ins Bett jetzt«, wich sie geschickt einer Antwort aus, und drückte ihn noch einmal.
»Gute Nacht, schlaf schön.«
Müde und glücklich verschwand Danny mit seinem Vater nach oben.
Vanessa wartete noch ein paar Sekunden, dann hastete sie die Treppe hinauf und stürzte in ihr Zimmer.
Immer noch unter dem Eindruck der Geschehnisse sackte sie auf ihr Bett, und zum ersten Mal seit langer Zeit weinte sie.
     

Kapitel 9
     
    D raußen war es immer noch grau und trüb, passend zu Vanessas Stimmung.
Müde und grübelnd saß sie auf ihrem Bett, am liebsten wäre sie gar nicht erst aufgestanden, doch ihr war klar, dass sie das irgendwie auf die Reihe kriegen musste. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie auf eine harmlose und gut gemeinte Geste völlig unangemessen reagiert hatte. Sie hatte Angst gehabt, und David hatte nichts anderes beabsichtigt, als sie zu beruhigen, nicht mehr und nicht weniger.
Natürlich hatte er ihre Reaktion bemerkt, verständlich, dass er sie wie von der Tarantel gebissen sofort wieder losgelassen hatte. Sein Gesicht hatte Bände gesprochen, kein Wunder, nachdem sie sich so in seine Arme geworfen hatte.
»Oh Gott, ich habe mich aufgeführt wie ein pubertierender Teenie«, schoss es ihr entsetzt durch den Kopf. »Was denkt er jetzt bloß von mir?«
Allmählich wurde sie wütend auf sich selbst.
Wie konnte sie nur so dämlich sein? Wie konnte sie die Hilfsbereitschaft eines fast fremden Mannes so völlig falsch verstehen?
Vielleicht lag es daran, dass sie sich hier ziemlich einsam fühlte, vielleicht war sie auch immer noch nicht ganz über die Trennung von Michael hinweg, aber war das etwa ein Grund, ihrem Arbeitgeber um den Hals zu fallen?
Sie begann sich zu schämen, und als sie daran dachte, dass sie David gleich unter die Augen treten musste, wurde ihr fast übel. Vermutlich würde er ihr die Kündigung in die Hand drücken, schließlich war sie noch in der Probezeit; ein Wunder, dass er das nicht gestern Abend schon getan hatte.
Widerwillig zog sie sich an, voller Angst und überzeugt, dass sie in wenigen Minuten mit ihren Koffern auf der Straße stehen würde.
Sie überlegte kurz, ob sie Nicky anrufen sollte, doch ein Blick auf die Uhr überzeugte sie, dass es besser war, nach unten zu gehen, wenn sie nicht zu allem Überfluss auch noch zu spät zum Frühstück kommen wollte.
Langsam setzte sie sich in Bewegung.
Entgegen allen Befürchtungen saß Danny alleine am Frühstückstisch, Antonia klapperte wie gewohnt geschäftig mit ihren Töpfen.
Es war ungewöhnlich, dass David nicht am Frühstück teilnahm, seit sie hier war, hatte er es nicht ein einziges Mal verpasst. Doch sie wagte es nicht, Danny zu fragen, wo sein Vater war, da ihr klar war, dass Antonia sie wie immer argwöhnisch belauerte und jedes Wort hören würde.
Aber Danny, der wie gewohnt fröhlich und redselig war, beantwortete ihre unausgesprochene Frage kurz darauf von selbst.
»Wir beide sind die nächsten Tage allein, Dad ist auf Geschäftsreise«, eröffnete er ihr unbekümmert, und fügte dann gleich selbstbewusst hinzu: »Du brauchst aber keine Angst zu haben, ich passe schon auf dich auf.«
Vor Überraschung wäre Vanessa fast das Marmeladenbrot aus der Hand gefallen.
»Auf Geschäftsreise …«, wiederholte sie fast tonlos.
»Ja, und Dad hat gesagt, wenn ich will, darf ich in seinem Bett schlafen«, plapperte Danny munter weiter, ohne Vanessas Reaktion zu bemerken.

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