Diamonds & Rust

lustige Begebenheit mit Danny berichtet hatte. »Da hätte ich David gar nicht anrufen brauchen.«
»Du hast ihn angerufen? Deshalb stand er am anderen Morgen so plötzlich auf der Matte«, stellte Vanessa fest, verschwieg aber sicherheitshalber, welche Szene sich an Davids unerwartete Rückkehr angeschlossen hatte.
»Ja, ich hatte mir zu Hause doch noch ein paar Gedanken gemacht, und dachte, er sollte Bescheid wissen«, erklärte Jeremy.
Sie zögerte einen Moment, ob es nicht zu aufdringlich war, Jeremy danach zu fragen, doch dann nahm sie sich ein Herz.
»Ich will nicht zu neugierig erscheinen, und es geht mich ja auch nichts an, aber was ist eigentlich mit Dannys Mutter?« Zunächst sagte er nichts, und sie fügte hinzu: »Du musst mir das natürlich nicht erzählen, wenn du nicht willst.«
»Nun, da gibt es nicht viel zu erzählen, sie ist abgehauen«, erklärte er verächtlich. Als Vanessa ihn fragend ansah, begann er zu erzählen: »David lernte Linda kennen, als wir noch studiert haben. Mir gefiel sie von Anfang an nicht, aber David war überzeugt, dass sie die Frau seines Lebens sei. Er war jung und naiv und merkte nicht, wie sie ihn immer mehr um den Finger wickelte. Ihrem Vater gehörte ein großes Architekturbüro in Stanford; sie sorgte dafür, dass David dort in den Semesterferien immer einen Aushilfsjob bekam, und unterstützte ihn auch sonst finanziell. Als er sein Studium beendet hatte, drängte sie ihn, in die Firma ihres Vaters einzusteigen.
Eigentlich hatte er vor, sich erst eine Weile umzusehen, doch er fühlte sich in ihrer Schuld, und als sie dann auch noch ankam, und ihm erklärte, dass sie schwanger sei, hat er nachgegeben.
Ich habe nie ganz verstanden, warum er sich darauf eingelassen hat, aber er war wohl einfach zu anständig, um nicht die Konsequenzen zu tragen.
David begann in der Firma, sie heirateten, und kurz darauf fing Linda an, sich herumzutreiben.
Als er eines Abends durch Zufall mitbekam, wie sie vor ihrer Haustür mit einem wildfremden Kerl herumknutschte, der sie anscheinend nach Hause gefahren hatte, war er völlig fertig.
Er drohte ihr mit der Scheidung, und anstatt es durchzuziehen, hat er sich von ihren Tränen und Versprechungen wieder um den Finger wickeln lassen.
Nach Dannys Geburt schien alles einigermaßen zu funktionieren, doch Danny war gerade ein Jahr alt, als das gleiche Spiel wie vorher begann. Sie vernachlässigte Danny, war jeden Abend bis in die frühen Morgenstunden unterwegs und warf Davids sauer verdientes Geld mit vollen Händen aus dem Fenster.
David wurde immer unglücklicher, und ich drängte ihn, das Ganze endlich zu beenden, doch er wollte Danny die Mutter nicht nehmen.
Mir war klar, dass sie nur bei David blieb, um finanziell versorgt zu sein. Von ihrem Vater hatte sie immerhin auch nichts mehr zu erwarten, nachdem sie scheinbar in die Fußstapfen ihrer Mutter trat, die sich auch ständig mit irgendwelchen Kerlen einließ.«
Jeremy unterbrach kurz, um einen Schluck von seinem Cocktail zu trinken.
Vanessa, die entsetzt zugehört hatte, wagte nichts zu sagen, und Jeremy fuhr fort: »Kurze Zeit später hatte sie plötzlich die Idee, David solle sich selbstständig machen. Sie drängte ihn, aus Stanford wegzuziehen und ein eigenes Architekturbüro zu eröffnen. Während unseres Studiums war das immer Davids größter Wunsch gewesen, doch eigentlich gefiel es ihm in der Firma seines Schwiegervaters, und er war alles andere als begeistert. Ich weiß nicht, wie er so blöd sein konnte, aber sie schleppte dann diesen ‚Geschäftspartner‘ an und versprach David das Blaue vom Himmel herunter, also gab er nach.
Sie zogen hier nach Morganville, und zunächst schien es eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Linda war nur noch selten unterwegs, kümmerte sich wieder mehr um Danny, und das Architekturbüro lief gut an.
Aber irgendwie hatte ich immer meine Bedenken, der Typ, den sie da als Geschäftspartner an Land gezogen hatte, war absolut schmierig und undurchsichtig, und während David sich Tag und Nacht abrackerte, schien er nicht viel zu tun.
Ich riet David, ein Auge auf ihn zu haben, aber er dachte nur daran, Danny um jeden Preis die Familie zu erhalten.
Es kam dann, wie es kommen musste, irgendwann stellte David fest, dass dieser Kerl Firmengelder veruntreut hatte. Er stellte ihn zur Rede, es gab einen Riesenkrach und David warf ihn raus. Als David zwei Tage später von einer kurzen Geschäftsreise zurückkam, war Linda verschwunden. Sie hatte sämtliche