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Diamonds & Rust

Diamonds & Rust

Titel: Diamonds & Rust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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bemühte sich, zu lächeln.
»Das ist aber lieb von dir, danke.«
Vanessa setzte sich aufs Bett und betrachtete seine Zeichnung, erkannte einen schwarzhaarigen Mann neben einer rothaarigen Frau, die beide jeweils einen Arm um ein schwarzhaariges Kind gelegt hatten. Direkt daneben stand ein blonder Mann. Es gab noch ein paar Bäume und ein Haus.
Sie schluckte.
»Das da bist du, und das ist Dad. Da vorne bin ich, wir sind eine richtige Familie und wohnen zusammen da in dem Haus. Und daneben ist Jeremy, der gehört auch zur Familie«, erläuterte Danny ihr enthusiastisch.
In diesem Moment war es mit ihrer Beherrschung vorbei, Tränen schossen ihr in die Augen.
»Warum weinst du, gefällt dir mein Bild nicht?«, fragte der Kleine treuherzig.
»Nein Schatz, nein, dein Bild ist ganz große Klasse«, versicherte sie ihm, und versuchte zu lächeln.
»Weinst du, weil jemand weggegangen ist? Ich habe damals auch geweint, als meine Mama weggegangen ist. Aber jetzt weine ich nicht mehr, ich habe ja Dad und dich.«
Es zerriss ihr fast das Herz, und immer mehr Tränen liefen über ihre Wangen.
Tröstend legte Danny ihr die Arme um den Hals.
»Du musst nicht traurig sein, ich habe dich lieb und ich bleibe ganz bestimmt immer bei dir«, bekräftigte er.
In diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie das nicht tun konnte, sie konnte nicht gehen und den Kleinen einfach zurücklassen, konnte ihm nicht nochmal das Gleiche antun, was er vor Jahren mit seiner Mutter erlebt hatte.
»Nein, nein ich bin nicht mehr traurig«, presste sie heraus, wischte sich zur Bestätigung die Tränen weg, und versuchte ein Lächeln. »Siehst du, alles wieder in Ordnung.«
»Und warum hast du dann geweint?«, wollte er trotzdem von ihr wissen.
»Weißt du, ich habe eine ganz liebe Freundin, Nicky heißt sie, und ich bin traurig, weil wir uns nicht so oft sehen können«, versuchte sie ihm hastig eine plausible Erklärung zu liefern.
Sie drückte ihn nochmal an sich.
»So junger Mann, du gehst jetzt schon mal zum Frühstück, ich lege dein Bild in mein Zimmer und komme gleich nach.«
Schon war Danny wie ein Wirbelwind nach unten verschwunden.
Müden Schrittes ging sie zurück in ihr Zimmer, setzte sich auf ihr Bett und versuchte sich darüber klar zu werden, wie es nun weitergehen sollte.
Für sie wäre es das Beste, zu gehen. Doch das würde massive Auswirkungen auf Danny haben, der durch seine Erlebnisse sowieso schon traumatisiert war, das konnte sie auf keinen Fall tun.
Also musste sie hierbleiben, musste weitermachen wie bisher, musste so tun als wäre nichts geschehen.
Täglich würde sie David sehen und mit ihm zu tun haben, würde ständig damit konfrontiert werden, was passiert war. Würde sie das auf Dauer aushalten?
Sie beschloss, es Danny zuliebe zu versuchen, sofern David ihr nicht von sich aus kündigen würde.
     
    Einigermaßen ruhig und gefasst ging sie nach unten. Danny saß mit seinem Vater am Tisch und plauderte.
Davids Gesicht war ernst und unbeweglich, er sah nicht von seinem Teller auf.
Sie ersparte sich ein »Guten Morgen«, setzte sich, goss sich Kaffee ein und begann zu essen.
Jeder Bissen schien ihr wie ein Klumpen im Hals zu hängen, doch sie zwang sich ein halbes Brötchen herunter.
»Geht‘s dir jetzt wieder besser?«, wollte Danny plötzlich von ihr wissen, und er zog besorgt die Stirn kraus. »Dad, Nessie hat vorhin geweint, sie vermisst nämlich ihre Freundin«, erklärte er dann in Davids Richtung.
»Oh mein Gott Danny«, stöhnte Vanessa innerlich auf.
David sah kurz auf, schaute sie an und senkte sofort wieder den Kopf, ohne etwas zu sagen.
Danny sprang vom Stuhl und packte sein Pausenbrot in die Schultasche. Froh vom Tisch wegzukommen, half Vanessa ihm und brachte ihn zur Tür. Ohne weiter auf David zu achten, ging sie nach oben.
Aufatmend lehnte sie sich von innen an die Tür.
»War doch gar nicht so schlimm«, versuchte sie sich einzureden, doch da stiegen ihr schon wieder die Tränen in die Augen.
Mutlos legte sie sich aufs Bett und fragte sich, wie lange sie das ertragen könnte.
     
    Die angespannte Stimmung zwischen David und Vanessa war Antonia sofort aufgefallen. Es sah ganz so aus, als hätten sie sich gestritten, und schadenfroh rieb sie sich innerlich die Hände. Das war gut, das war sehr gut, sollte dieses Weibsbild hier ruhig weiter Ärger machen, dann würde Davids Geduld bald ein Ende haben. Gerne hätte sie gewusst, was vorgefallen war, doch das bedrückte Gesicht von Vanessa reichte ihr völlig aus, um

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