Diamonds & Rust
einmal voneinander und fuhren dann jeder in eine andere Richtung davon.
Während David angestrengt auf die Straße schaute, hatte Vanessa sich in die äußerste Ecke ihres Sitzes gedrückt, die Arme demonstrativ und abwehrend vor dem Körper verschränkt. Mit gesenktem Kopf vor sich hinstarrend wartete sie darauf, hoffte inständig, dass er irgendetwas sagen würde.
David warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Sie sah blass aus, blass und abweisend. Zögernd streckte er die Hand aus um sie zu berühren, doch dann zog er sie wieder zurück und umklammerte das Lenkrad.
Bilder stiegen vor ihm auf, Bilder der vergangenen Stunden.
Er sah, wie sie mit ihm tanzte, wütend zuerst, dann weich und nachgiebig.
Er sah sie im Zimmer stehen, wie sie leise und sehnsüchtig seinen Namen flüsterte.
Er sah, wie sie in seinen Armen lag, hingebungsvoll und leidenschaftlich.
Er sah, wie sie neben ihm schlief, als er erwachte, zufrieden und vertrauensvoll.
Abrupt schüttelte er den Kopf, versuchte die Dämonen der letzten Nacht zu vertreiben. Dämonen, die ihn daran erinnerten, dass er etwas getan hatte, was er eigentlich nicht tun wollte, was er niemals hätte tun dürfen.
Dämonen, die ihm schmerzlich klar machten, dass er längst keine Kontrolle mehr über seine Gefühle hatte.
Nach drei Stunden, angefüllt mit unangenehmem Schweigen, trafen sie am späten Nachmittag in Morganville ein. David fuhr direkt bei Jeremy vorbei, um Danny abzuholen.
Kurz darauf waren sie zu Hause. Vanessa, die sich in ihrem Cocktailkleid allmählich unwohl fühlte, wäre am liebsten direkt nach oben gegangen, um sich umzuziehen, doch Danny belegte sie und David natürlich mit Beschlag.
Aufgeregt berichtete er von seinen gemeinsamen Unternehmungen mit Jeremy und wollte dann mit kindlicher Neugier genau wissen, wo David und Vanessa am Abend gewesen waren und was sie gemacht hatten.
Er wollte alles über das Hotel wissen, wollte wissen, was sie gegessen hatten, und wollte alles über die Reynolds wissen und fragte ihnen Löcher in den Bauch, doch zu ihrer Erleichterung fragte er nicht nach den Einzelheiten ihrer Übernachtung.
Vanessa merkte, dass Danny ihr so schnell keine Chance lassen würde, nach oben zu gehen, also bereitete sie rasch das Abendessen zu, während der Kleine völlig aufgedreht mit seinem Vater herumtobte.
Zum Glück sorgte er auch während des gemeinsamen Essens dafür, dass die Unterhaltung nicht versiegte, und danach dauerte es nicht mehr lange, bis Vanessa mit ihm nach oben ging und ihn zu Bett brachte.
Sie zog leise seine Tür hinter sich zu, blieb im Flur stehen und überlegte unsicher, was nun werden sollte. Das Glücksgefühl der letzten Nacht stand im krassen Gegensatz zu ihrer Enttäuschung über Davids heutiges Verhalten, und sie wünschte, sie hätte auch nur den Hauch einer Ahnung, was in ihm vorging.
Schließlich beschloss sie, sich erst einmal ein heißes Bad zu gönnen und zur Ruhe zu kommen, alles Weitere würde sich dann finden.
Sie ging ins Bad, ließ die Wanne volllaufen und schlüpfte dann rasch aus ihrem Kleid.
Das heiße Wasser tat ihr gut, wohlig räkelte sie sich und begann sich zu entspannen, während sie an David und die letzte Nacht dachte.
Fast eine Stunde später huschte sie, eingewickelt in ein Handtuch, hinüber in ihr Zimmer.
Zuerst wollte sie nach ihrem Nachthemd greifen, aber dann entschied sie sich, noch einmal nach unten zu gehen, und zog sich an.
Während sie in ihre Jeans schlüpfte, fiel ihr Blick plötzlich auf einen weißen Briefumschlag, der an der Tür auf dem Boden lag, und den sie anscheinend beim Hineingehen übersehen hatte.
Verwundert hob sie ihn auf. »Vanessa« stand auf der Vorderseite, sie erkannte Davids Handschrift.
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als sie den Brief zögernd öffnete.
In Erwartung eines Schreibens griff sie hinein – und hielt stattdessen ein Bündel Geldnoten in der Hand.
Kapitel 17
J eglicher Tropfen Blut in Vanessas Körper schoss mit rasender Geschwindigkeit in ihre Füße, sie wurde kreidebleich. Das Zimmer begann sich zu drehen, und sie ließ sich aufs Bett sacken.
Ungläubig betrachtete sie den Umschlag in ihrer Hand, aber es gab keinen Zweifel, es war tatsächlich Davids Handschrift.
Fassungslos starrte sie auf das Geld in ihrer Hand, starrte es an, bis es vor ihren Augen verschwamm, dann ließ sie es fallen, als hätte sie sich die Finger daran verbrannt.
Sie saß wie gelähmt, voller Entsetzen über die Bedeutung dieses Geldes, voller
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