Diamonds & Rust
gefunden hast, ist die Nacht um«, sagte Nicky resolut. »Ich hole dir eine Decke und ein Kissen, und dann kannst du hier auf der Couch schlafen.«
Bevor er widersprechen konnte, war sie auch schon im Schlafzimmer verschwunden.
»Ist zwar nicht übermäßig bequem, aber für eine Nacht wird‘s schon gehen«, lächelte sie, als sie zurückkam und ihm das Bettzeug in die Hand drückte.
Sie zeigte ihm noch das Badezimmer, dann umarmten sie sich kurz.
»Gute Nacht«, wünschte sie ihm, dann ging sie in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
»Gute Nacht«, sagte er und stand noch einen kleinen Moment gedankenverloren lächelnd im Flur, bevor er sich ebenfalls schlafen legte.
Jeremy blieb noch fast den ganzen Sonntag.
Nach dem Frühstück unternahmen sie zu dritt einen kleinen Spaziergang. Vanessa hatte seit ihrem Eintreffen die Wohnung nicht verlassen, und Nicky war der Meinung, dass sie unbedingt frische Luft brauchte, also bummelten sie eine Weile durch die Stadt und aßen in einem kleinen Restaurant zu Mittag.
Als sie wieder zu Hause waren, erklärte Jeremy, dass er bald losfahren würde. Vanessa blieb noch ein paar Minuten mit im Wohnzimmer sitzen, dann gab sie vor, müde zu sein und zog sich taktvoll ins Gästezimmer zurück. Zu ihrer Freude hatte sie gesehen, wie die beiden sich immer wieder anlächelten, und wollte ihnen noch einen Moment Zeit für sich alleine lassen.
Schließlich hatten sie sich irgendwann voneinander verabschiedet, und Jeremy hatte versprochen, das nächste Wochenende wieder vorbei zu kommen.
Antonia war gutgelaunt. Alles war wieder wie vorher, bevor diese kleine Schlampe hier aufgetaucht war und versucht hatte, sich hier einzunisten.
Sie konnte nur ahnen, was sich an jenem Morgen oben im Schlafzimmer abgespielt hatte, aber Vanessas verweintes Gesicht, als sie mit ihren Koffern die Treppe herunter gekommen war, war ihr Belohnung genug gewesen.
Es hatte alles perfekt funktioniert, niemand hatte sie verdächtigt, und das Leben ging weiter, als hätte es dieses Flittchen hier nie gegeben.
Natürlich war David etwas mitgenommen von der ganzen Sache, aber das würde sich wieder geben. Sie hatte bemerkt, dass er des Öfteren in Vanessas Zimmer ging und mit traurigem Blick wieder herauskam, aber das würde sie in den nächsten Wochen auch regeln. Sie würde alles ausräumen und David überzeugen, die Wände neu zu streichen, und nichts würde mehr an diese Frau erinnern.
Zufrieden schaute sie zu Danny, der bei ihr in der Küche saß und seine Hausaufgaben machte.
Sie blieb jetzt jeden Tag länger, um sich um ihn zu kümmern. David hatte nach diesem Erlebnis nicht die Absicht, ein neues Kindermädchen einzustellen, und das war ihr nur recht so. Endlich konnte sie sich um Danny so kümmern, wie er es verdient hatte.
Er machte ihr ein wenig Sorgen, fragte immer wieder nach Vanessa, oder erzählte von ihr, und manchmal ging er ihr damit so auf die Nerven, dass sie ihn am liebsten geschüttelt hätte. Doch natürlich tat sie das nicht, sie würde ihm nie ein Haar krümmen.
Stattdessen tat sie alles, damit er endlich vergessen würde, dass dieses Miststück überhaupt existierte.
»Eine Fahrkarte nach Fullerton bitte.«
Der kleine schwarzhaarige Junge schob das Geld über den Tresen.
»Bist du alleine unterwegs?«, fragte die junge Frau am Fahrkartenschalter erstaunt, denn der Junge kam ihr doch ziemlich klein vor.
»Nein, mein Dad wartet da drüben auf mich«, er deutete auf einen Mann, der ein paar Meter entfernt die Fahrplantafel studierte, »er hat aber schon eine Fahrkarte, und jetzt brauche ich nur noch eine für mich.«
Beruhigt drückte die Bahnangestellte ihm die Fahrkarte in die Hand, und nur kurze Zeit später saß er im Zug – allein.
Kapitel 32
E s war später Freitagnachmittag, und Vanessa saß auf der Couch und studierte die Wohnungsangebote in der Tageszeitung.
Jeremy hatte Nicky in den letzten Wochen mehrmals besucht, manchmal auch unter der Woche, und es war höchste Zeit, dass die beiden die Wohnung für sich alleine hatten.
Anfangs hatte Vanessa Bedenken gehabt, sie wusste, dass Jeremy kein Mann war, der sich gerne fest binden wollte. Aber es sah so aus, als hätte er sich seit dem Vorfall in Davids Schlafzimmer verändert, sie hatte den Eindruck, dass er ruhiger und reifer geworden war.
Sie wusste, dass Nicky in ihn verliebt war, und er schien sie wirklich zu mögen, und obwohl sie selbst immer noch voller Trauer war, wünschte sie sich sehr, dass
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