Diana, Farben und Begierde (German Edition)
schlage ich den
Katalog wieder zu.
Freitag, 19 Uhr, Atelier?
T.
Bevor ich damit beginne,
alle Für und Wider innerlich abzuwägen, bin ich schon
längst zu einem Entschluss gekommen: Ja, ich werde ihn
wiedersehen!
Wie wunderbar das war, als
er mich an die Hand nahm, als er neben mir einher ging, als ich
seinen Duft wahrnahm, den Druck seiner Hand spürte, als wären
wir ein gewohntes, geübtes Paar, alles war wie
selbstverständlich.
Dann drängt sich Viola
in dieses Bild.
Wohl ein wenig eifersüchtig
die Kleine!
Also werde ich morgen
hinauf gehen. Zu ihm. Was er wohl vorhat?
Du wirst es ja schon
sehen, Sabine!
Ich drücke auf den
Knopf der Fernbedienung und lande bei einem Bericht der Abendschau.
Irgendwo in der weiten Welt ein Aufstand, Tränengas, aufgeregt
hin und her hastende Reporter, Kameras und Sirenengeheul,
quietschende Reifen eines Rettungswagens. Ich drehe ab.
Das Fest dort oben scheint
auch seinem Ende zuzugehen. Ab und an höre ich Schritte, die
sich die Treppe abwärts bewegen, Stimmen, Verabschiedungen.
Ich blicke auf die Uhr: 23
Uhr 12.In`s Bett!
-
- -
I ch
habe wenig Schlaf gefunden in dieser Nacht. Immer wieder drangen
Bilder zu mir, die Thomas zeigten, sein Lachen, sein Blick, seine
Gesten, seine Hände, seine Augen, seinen Gang. Ich habe mich hin
und her gewälzt, es half alles nichts.
Ich
werde ihn wiedersehen. Freitag, 19 Uhr!
Hast
du dich in den Kerl verknallt, Sabine?
Ach
was!
Ich
fühle mich eben wohl in seiner Gegenwart, ich mag es, wenn er
meine Hand hält, wenn er mit mir spricht, wenn er mich anblickt,
wenn ich seinen Duft einatme, seine Bilder entdecken kann, eine neue
Welt erforsche.
Ich
gebe es ja zu, bislang habe ich mir aus Kunst im allgemeinen wenig
gemacht, die bekannten und allseits präsenten Meisterwerke kenne
ich natürlich schon, keine Frage, aber neues, also die Moderne,
die Künstler, die heute das Sagen haben, da kenne ich mich nicht
aus, da finde ich mich nicht zurecht.
Ich
muss mir heute mal einen Überblick verschaffen, in der
Mittagspause, ab in die Buchhandlung! Genau! Ich werde ein paar
Lexika kaufen. Damit ich nicht vollends neben der Spur stehe, wenn
wir ins Reden kommen.
Ja,
in der Mittagspause.
Im
Büro das Übliche: Geschnatter, Telefongespräche,
Fehler, Besprechungen, Reklamationen, Lachen, Lärm. Pause.
Bea
will sich anhängen.
„Was
willste in einer Buchhandlung, Sabine?“
„Geschenke
besorgen, nichts Besonderes!“, stoße ich aus und laufe
schon zur Bushaltestelle, denn die Mittagspause dauert exakt eine
Stunde und keine Minute länger.
Wo
bleibt denn bloß der Bus?
„Aha!“,
sagt Bea.
„Neffe,
will Maler werden oder so was in der Art, na, kannst dir ja
vorstellen! Die kommen am Wochenende zu Besuch, da will ich nicht mit
leeren Händen....“
Da,
der Bus.Endlich.
Rasch
haben wir unsere Sitzplätze gefunden. Wie langsam sich der alte
Bus die Straße entlang schlängelt! Immer wieder blicke ich
nervös auf meine Armbanduhr.
„Keine
Pankik, das geht sich locker aus!“, beruhigt Bea.
„Na,
hoffen wir`s!“
Wir
sind im Einkaufszentrum. Ein Gewimmel und Gewurle, dass einem ganz
schwindlig werden könnte.
„Wer
geht heutzutage eigentlich noch arbeiten?“, fragt Bea, während
wir mit offenen Mündern diese Einkaufsmassen bestaunen.
„Die
machen wahrscheinlich alle Urlaub!“
Wir
lachen.
Endlich:
Die Buchhandlung!
Ich
entdecke riesengroße Stapel an Prachtbänden über
Malerei, zeitgenössische Kunst und Architektur. Bea scheint
verschwunden. Ich sondiere das Angebot. Wie schwer die meisten dieser
Bücher sind! Ich blättere und gucke. Endlich habe ich mich
entschieden und trage nun drei schwere Bildbände in meinen
Händen. Wie ich das beurteile, finden sich da drinnen die
wesentlichsten modernen Stilrichtungen und deren Vertreter. Also, das
klappt wohl!
Bea
steht an der Kasse.
„Guck
mal, Sabine!“, ruft sie und hält zwei Taschenbücher
in ihren Händen.
Ich
versuche, die Titel zu entziffern.
„Sex
mit dem Ex!“, liest sie mir einen Titel soeben vor.
„Bravo!“,
bescheinige ich.
„Steigern
Sie die Qualität ihres Sexlebens!“, posaunt Bea laut
heraus und die Frau hinter der kleinen Kasse weiß nicht, wo sie
hingucken soll.
Ich
bezahle mit der Kreditkarte, Bea verfolgt den Vorgang akribisch, dann
vermeldet sie laut : „Hast du gewusst, dass man die Prostata
stimulieren kann, Sabine? Steht da!“ Sie wedelt mit dem kleinen
Taschenbuch vor meiner Nase hin und
Weitere Kostenlose Bücher