Diana, Farben und Begierde (German Edition)
klar,
wenigstens. Er, der Maler, und ich, nackt und gebannt zu ihm
starrend, seinen Bewegungen folgend, brav und gehorsam die Postionen
einnehmend, die er von mir verlangt.
Dann
stellt sich die Unruhe wieder ein. Kannst ja doch nicht machen,
Sabine! Er hat dich ja eingeladen! So auf fünf Minuten da
hinauf? Du vergibst dir ja nichts. Es wäre eigentlich ein Gebot
der Höflichkeit. Also: Kurzbesuch, alles im Rahmen der
Höflichkeit, dann freundlich Smalltalk absolvieren und schwupps
wärest du wieder daheim, in deinen eigenen vier Wänden!
Die
Röte steigt schon wieder in meine Wangen und ich bin
fuchsteufelswild!
Was
er sich einbildet! Und ich sitze da und weiß nicht ein und aus!
Ich
seufze und steige langsam in die Stöckelschuhe. Das hellgrüne
Sommerkleid, das meine Figur so wunderbar umschmiegt und betont,
streife ich langsam glatt, blicke an mir herab und muss wieder
festestellen, dass ich fantastisch aussehe, wenn ich auch innerlich
zerrissen bin zwischen Für und Wider, nicht weiß, was zu
tun sei, verzweifelt einen Ausweg suchend, und dennoch weiter mich
bereit mache, um dort hinaud zu gehen, dort hinaus, wo die Treppen
sich befinden, die ich empor steigen werde, zu ihm hinauf, in sein
Atelier, in seine Arme, ja, das ist es, das ist es.
Der
Sicherheit halber trage ich noch eine weitere Schicht Rouge auf mein
Gesicht auf, vergewissere mich mittels eines Blickes in den
Badezimmerspiegel, ob denn von dieser brennenden Röte meines
Gesichts etwas zu entdecken sei und nicke befriedigt und erleichtert:
Das Rouge hat alles verdeckt, keine Spur von Rot über den
Wangen, den Wangenknochen, dem Hals, alles perfekt verdeckt.
Mit
einem kleinen Seufzer öffne ich die Wohnungstüre, blicke
auf die silberne Armbanduhr, lasse die Türe ins Schloss
schnappen und stehe im Flur.
Stille.
Nichts
regt sich in unserem Haus.
Ich
bin natürlich schon zu spät dran! Mittlerweile ist es acht
Minuten nach Sieben Uhr und dann nehme ich die Treppen in Angriff und
das Klappern meiner Stöckelschuhe zieht durch das stille
Stiegenhaus.
Seltsam,
sonderbar. Diese nervöse Fahrigkeit verlässt mich mit jeder
Stufe, die ich emporsteige. Endlich oben angekommen, fühle ich
mich fabelhaft, selbstsicher, tatendurstig, als wären all diese
Zweifel, die mich in meiner Wohnung plagten und die mir zusetzen,
plötzlich fortgewischt.
Ich
fühle mich großartig.
Kann
sein, ich werde vielleicht ein wenig länger bei ihm sein, wer
weiß das schon im Voraus zu sagen? Sollten seine Mädels da
sein, was soll`s? Er hat mich eingeladen also hat er sich auch
ausgiebigst um mich zu kümmern, Punkt!
Die
grüne Ateliertüre ist geschlossen. Ich nähere mich dem
Atelier, hole tief Luft, überprüfe noch einmal den Sitz des
grünen Kleides, sehe, wie sich mein Busen rasch und regelmäßig
hebt und senkt, da ich die Treppen doch schneller emporstieg, als ich
das gewöhnlich zu tun pflege und dann klopfe ich laut an das
helle grüne Holz der Ateliertüre.
Nichts
regt sich hinter der Türe. Ich gehe näher an das grüne
Holz heran und dann klopfe ich fest mehrmals.
Meine
Stimmung fällt in den Keller! Plötzlich komme ich mir
fürchterlich albern vor, wie ich da stehe und lausche. Er hat es
einfach vergessen! Der Herr Maler. Einfach vergessen. Ich fasse es
nicht. Wie dumm ich doch bin, mich hierher zu stellen und darauf zu
warten, dass die Türe sich öffnen würde. Einfach
vergessen. Die Enttäuschung steigt in mir hoch, vertreibt die
Hochstimmung, die in mir schwang.
Vielleicht
hat er das Klopfen nicht gehört, eventuell befindet er sich in
einem der entfernter gelegenen Räume? Nun klopfe ich mit
Nachsatz so lange, bis mir die Knöchel meiner rechten Hand
wehtun.
Nichts!
Ich
drehe mich um und gehe langsam zu den Treppen, die mich wieder
hinabbringen sollen in meine Wohnung, als ich das Geräusch
vernehmen kann, das entsteht, wenn die schwere Haustüre zufällt.
Da
läuft jemand offenbar durch den Flur, nimmt scheinbar beim
Heraufsteigen mehrer Treppen auf einmal, dann hält dieser Jemand
kurz inne, jetzt kann ich hören, wie er laut nach Luft schnappt,
dann hetzt er weiter herauf.
Ob
er das ist?
Ich
setze kleine Schritte zurück zu der Ateliertür, vorsichtig
darauf bedacht, dass mich das Klappern meiner Stöckelschuhe
nicht verrät.
Er
soll ruhig sehen, dass ich pünktlich da war, wie es ausgemacht
war: 19 Uhr.
Na
ja, Sabine, 19 Uhr 10 eigentlich....
Egal!
Nun
hört man das Keuchen und Luftholen immer deutlicher. Aha,
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