Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Titel: Diana, Farben und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor von Ewersbach-Dreihausen
Vom Netzwerk:
der Tische steht und Wodka in sich hineinschüttet,
dabei ein paar nichtssagende Floskeln von sich gibt. Nun also darf
ich auch den Politiker in Augenschein nehmen, der sich partout
einbildet, mich irgendwann schon einmal gesehen zu haben :“Warten
Sie, sagen Sie es nicht, hm, die Berlinale, stimmt`s, ja, doch, oder,
Moment, nein, nein, Filmball, ach, jetzt hab ich es aber: der neue
Joliefilm, richtig?“ Ich blicke in ein breites neugierig
gespanntes Gesicht und Thomas drückt meine Hand heftig.

    „Ja,
dort war es!“, lüge ich und der Herr Staatssekretär
ist selig.

    Als
wir weiter ziehen, müssen wir lachen, da der Staatssekretär
eben laut in seiner Runde verkündet:“Na, ein Gedächtnis,
was! Tja, erkenne jedes Gesicht wieder, jedes!“

    Dann
sind wir vor dem
Bild .

    „Diana!“,
sage ich.

    „Interessant!“,
sagt er.

    Nun,
im klaren, hellen Licht wird das Gesicht der Dargestellten fabelhaft
ausgeleuchtet und ich erkenne Violas Züge darin. Eindeutig, das
ist sie!
    Thomas
beobachtet mich von der Seite.

    „Gut,
dann soll es `Diana` heißen. Allerdings muss ich noch daran
arbeiten, da ist noch viel zu klären, zu finden.

    Wie schafft man es, auf so
einer kleinen Leinwand, derartige Ausdrucksstärke zu zaubern?
Nun, erhellt und ausgeleuchtet, entdecke ich das erste Mal, wie viele
Farben hier zusammenspielen, wie viele Ebenen , wie viele Schichten
ineinander greifen, um die Figur im Vordergrund eben so erscheinen zu
lassen, wie sie, halb ausgeführt, halb schon fertig, dem
Betrachter entgegen blickt.

    Plötzlich steht eben
jene Viola vor uns und blickt Thomas vorwurfsvoll an.

    „Dir ist schon klar,
dass wir auch noch andere Gäste haben, Thomas?“

    Mich streift ein
abschätziger Blick.

    „Ja, ja, so eilig
wird es ja nicht sein, Kleines!“, flüstert Thomas.

    „All die Arbeit, hör
mal!“, sie hat endlich ihren Auftritt, und sie genießt
es, keine Frage, : „Soll das alles umsonst gewesen sein, weil
der Herr Magister Artium Thomas Münzer mal ein Kind aus dem
Volke herumführt!“, keift sie giftig in meine Richtung.

    Ich muss schlucken. Das hat
gesessen, und schlagartig fühle ich mich wieder nackt, klein,
gering, unwichtig, uninteressant, zufällig, nebenbei, Nachbarin
eben.

    Ich entdecke das höhnische
Grinsen in Violas Gesicht.

    „Ja, lass mich mal,
Viola! Gleich!“, sagt Thomas in dunklem Tonfall.

    Sie scheint verstanden zu
haben und trollt sich fort.

    „Also, Sabine...“,
will er beginnen, doch ich falle ihm ins Wort, : Ja, Thomas! Ich
hab`s schon verstanden! Wunderschön war es, deine Bilder, ich
bin beeindruckt! Ich würde mir gerne einen Katalog nehmen, da,
also.....“

    Er nickt und läuft
schon in Richtung des kleinen Tisches, darauf die bunten Prachtbände
lagern, greift nach dem obersten Band und dann erkenne ich, wie er
flink einen Stift aus der Innentasche seines Sakkos hervor zaubert,
diesen umständlich öffnet und rasch etwas auf die Rückseite
des Bandes schreibt.

    Er ist wieder nahe bei mir.

    „Erst lesen, wenn du
daheim bist. Also: Unten!“, sagt er und lacht plötzlich
und ich muss ebenfalls laut auflachen.

    Thomas bringt mich zum
Ausgang. Die Besucher haben sich schon längst auf die einzelnen
Räume verteilt, auch ist der Lärmpegel gesunken. In kleinen
Gruppen steht oder sitzt man zusammen und spricht und trinkt.

    Am Korridor draußen
angelangt, verstärkt er den Druck an meiner Hand.

    „Damit wir uns
wiedersehen!“

    „Damit wir uns
wiedersehen!“, wiederhole ich.

    Dann ist er wieder im
Atelier verschwunden und ich stehe im leeren Korridor, den schweren
Katalog in Händen und gehe langsam die Treppen hinab, während
die Geräusche von oben und das Lachen leiser und leiser werden.

    -
- -

    I n
meiner Wohung angekommen, studiere ich die Rückseite des
Kataloges und finde unterhalb seines Portraits eine kurze Notiz, wie
flüchtig hingeworfen in schnellen, hastigen Zügen:
„Freitag, 19 Uhr, Atelier? T.“

    Ich setze mich auf die
Couch. Der schwere Katalog findet den Weg auf den Tisch. Immer wieder
lehne ich mich nach vorne und blättere die Seiten durch. Diese
Farben! Faszinierend. Ich entdecke einige Schnappschüsse, die
Thomas zeigen, immer Thomas, einmal beim Beobachten des Ausladens
seiner großformatigen Bilder, einmal beim Erklären,
Deuten, Hinweisen, umringt von Besuchern, einmal vor einer Staffelei,
Farbpalette in Händen, eine leere, frische Leinwand ist zu sehen
und seine großen, hellblauen Augen, sein Lachen, sein Charme.

    Dann

Weitere Kostenlose Bücher