Diana, Farben und Begierde (German Edition)
ja nichts mehr!
Ein
kaltes Glas Mineralwasser.
Himmlisch!
Andrea
sieht auf einen Sprung bei mir vorbei.
Sie
strahlt.
„ Das
klappt schon, Kindchen! Das klappt schon!“
Wieder
krieg ich einen Schmatz und ihre runden Arme liegen auf meinen
Schultern.
Ich
versichere ihr, dass ausreichend Kataloge vorhanden. Sie nickt,
murmelt:“
Das klappt! Und wie das klappt! Schon drei Bilder! Ein Auftrag
soweit, immerhin!“
Ich gucke
sie an.
„ Na,
ist ja noch jung der Abend!“
Dann ist
sie wieder auf und davon.
Ein neuer
Schwall Gäste zieht an mir vorbei.
Draußen
beginnt es zu dunkeln.
Ich
reiche Kataloge.
Eine
freundlich dreinblickende schlanke Frau löst mich ab.
„ Herr
Doktor Winter schickt mich! Hat schon alles seine Richtigkeit,
gnädiges Fräulein! Ich soll Sie hier ablösen!“
Ich
mische mich unter die Besucher. Meine Güte, da ist ja fast kein
Durchkommen!
Im
Hauptsaal tummeln sich die Massen. Vor einem großflächigen
Akt, der von hunderten Augenpaaren gleichzeitig begutachtet,
bewertet, geschätzt, bekrittelt, bewundert wird, steht eine
kleine Menschentraube, die immer wieder durch kurz aufflackerndes
Blitzlichtgewitter erhellt wird.
Herr
Winter steht im Zentrum der kleinen Gruppe. Ich sehe, wie eine ältere
Dame sich vor ihm hingestellt hat, die auf den Galeriebesitzer
einredet. Ich schiebe mich unter einigen Anstrengungen näher an
das Geschehen heran.
„ ...muss
schon sagen, Winter! Das ist unerhört!“
Ich
schlucke.
Was geht
hier vor.
Der
Galerist sieht gleich noch ein Stückchen hagerer und beladener
aus, nachdem ihn die alte Dame angesprochen hat.
„ Sehr
geehrte Frau Kommerzialrat...ich....“
„ Unerhört....Was
erlauben Sie sich, Winter!“
Mir wird
Angst und Bang. Mehr und mehr Zuseher bekommt jenes seltsame
Schauspiel. Blitzlicht. Surrende Kameras. Eben schiebt sich eine
große Kamera von einen Privatsender an mir vorbei, Die Hitze in
dem Raum steigert sich minütlich.
„ Sehr
verehrte.....“, stammelt Winter und innerlich scheint er sich
eben damit abgefunden zu haben, dass seine Vorahnungen alle zu Recht
ihn heimgesucht haben. Die Dame, die da vor ihm steht, ist DIE
Adresse in Sachen moderner Kunst, ist DIE Koryphäe! Wer in ihrem
Salon verteufelt wird, der bringt in der Stadt keinen Fuß mehr
auf den Boden, geschweige denn ein Bild an die Wand einer Galerie.
Frau Kommerzialrat Pokorny-Teschwittz hat mehr junge, aussichtsreiche
Künstlerkarrieren befördert, als sonst jemand im Land,
ebenfalls aber hat sie zahlreichen hoffnungsvollen Jungtalenten die
Zukunft gründlich verbaut, denn was sie hat-und das im
Überfluss-ist Geld, ist ein fest gesponnenes Netz aus
Beziehungen in alle Welt, ist Einfluss, ist unbestechlicher
Kennerblick, geschärft und verfeinert in über tausend
Ausstellungen, die sie schon genossen hat!
Winter
scheint merklich kleiner und kleiner zu werden.
Auch
findet sich wieder diese zart Röte in seinem Antlitz, die bis
weit über die Wnagenknochen sich langsam ausbreitet. Steht da
wie ein verlegener Schulbub, sinniere ich.
„ Unerhört........dass
Sie dieses Gottesgeschenk, dieses Genie.....uns so lange vorenthalten
haben, Winter!“
Winter
holt tief Luft, atmet abgesetzt wieder ein.
„ Nummero
23, Winter! Versteht sich!“
„ Sogleich
erledige ich das, sehr verehrte Frau Kommerzialrat....“
Frau
Fiedler schaltet sofort:“ Darf ich diese Gelegenheit ergreifen,
sehr geehrte Frau Kommerzialrat, und Sie dem Künstler persönlich
bekannt machen?“
Frau
Pokorny-Teschwittz lässt sich nicht zweimal bitten. „Das
wäre allerdings eine Auszeichnung! Welch Farben, Gnädigste!
Welch Farben! Wo ist der Teufelskerl?“
Wie lange
ich Thomas schon nicht mehr gesehen habe!
Ich
bleibe knapp hinter Andrea, werfe ab und an einen Blick auf die
Gemälde an den Wänden und bin irritiert, da ich bei einigen
kleine blaue Punkte erkennen kann, die unterhalb der Titelung
angebracht worden sind.
Heißt
das „Verkauft“?
Ich muss
gleich Andrea fragen!
Thomas!
Endlich
bin ich bei ihm. Er redet und redet. Bleibt dabei freundlich und
gelassen, obwohl von vielerlei Richtungen Fragen auf ihn einstürzen.
Sein Gesicht wird immer wieder von Blitzlicht erhellt.
Hier ist
der Andrang und das Herumgeschiebe noch bedrohlicher als im
Hauptsaal.
Frau
Kommerzialrat unterhält sich mit Thomas.
„ ...Sie
werden doch sich frei machen können für den kommenden
Samstag, Herr Münzer? Ich möchte Sie dabei haben, wenn
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