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Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Titel: Diana, Farben und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor von Ewersbach-Dreihausen
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zu haben, haderte mit sich, weshalb er denn da rauf nach
Stuttgart gefahren war!

    Als
aber ein erstes Gemälde endlich an einer der hohen Galeriewände
positioniert war, wusste er, dass er alles richtig gemacht hatte.

    Dieser
junge Deutsche war nichts anderes als ein Genie!

    Oh
ja, er hat die Großen und Berühmten in seiner Galerie
ausgestellt, er kannte sie alle, ihm konnte man nichts vormachen!

    Also
hatte er sich innerlich mit sich selbst arrangiert: Der Tag würde
kommen, da diese Heimsuchung namens Fiedler wieder aus seiner Galerie
verschwunden sein würde. Bis dahin galt es also: Durchhalten!

    Mit
Grausen erinnert er sich an eines der unzähligen
Streitgespräche.

    „ Gnädige
Frau, Ihr Enthusiasmus in allen Ehren, aber DIESE Preise wird Ihnen
in Wien keiner zahlen! Alles was recht ist, gnädige Frau!“

    „ Papperlapapp,
Professor! Der Junge ist ein Ausnahmetalent, und das wissen Sie!“

    „ Gnädige
Frau, ich darf Ihnen in Erinnerung bringen: Der Kunstmarkt ist
derzeit in einer mehr als angespannten Lage....“

    „ Ach,
Professor, der Kunstmarkt ist immer in einer angespannten Lage! Das
klappt schon, so wie es nun ist, ist es perfekt!“

    „ Frau
Fiedler, ich muss aber darauf bestehen, ich bitte Sie inständig,
wir können diese Preisgestaltung nicht aufrecht erhalten.
Einfach gesprochen: ich kenne meine Kunden! Das wird keiner ausgeben
wollen für ein Gemälde, noch dazu, wo Münzer relativ
unbekannt ist. Treffen wir uns doch in der Mitte, gnädige Frau!
Vertretbar wäre ja ohne Frage, also das mittlere, gehobenere
Preissegment, spannen wir den Bogen also, für die
großformatigen, da bin ich ja bei Ihnen, also 20 000 Euro,
keine Frage, die kleineren Sujets, ich bitte Sie, wir werden auf
allen Exponaten sitzen bleiben, Frau Fiedler!“

    „ Kommt
nicht in die Tüte! Die großen 25 ooo Euro, Minimum!“

    „ Gnädige
Frau, ich möchte festhalten, dass ich Sie darauf hingewiesen
habe, mehrmals! Damit das also gesagt ist: Das wird die erste
Eröffnungsausstellung der Galerie Winter, die mit gähnend
leerer Kasse einher gehen wird!“

    Dann
stand diese Frau inmitten der Galerie und lachte und lachte, wobei
sich ihr ansehnlicher Busen im Takt dazu bewegte.

    Was
hatte er sich da bloß eingefangen!

    Schließlich
begnügte er sich damit, im Hintergrund die Fäden zu ziehen.
Zwei Kamerateams waren rasch organisiert, eines vom Öffentlich
rechtlichen Rundfunk, welches einen Bericht für die
allwöchentlich Kultursendung zu drehen versprach, und ein
Fernsehteam von einem Privatsender.

    Das
würde alles am Eröffnungstag über die Bühne
gehen, pro Interview dreißig Minuten in der Galerie, bevor der
Ansturm losbrechen würde.

    Ebenso
brachte er die Telefondrähte zum Glühen, da er diverse
Kulturjournalisten des Landes auf Trab brachte, organisierte freie
Plakatflächen, wanderte von einer Druckerei zur nächsten,
trank übermäßig Wein, um intensiven Gesprächen
zu guten Ergebnissen zu verhelfen, orderte, schickte, bettelte,
betete.

    Eines
war unzweifelhaft erreicht: Die Stadt hatte Notiz genommen von Thomas
Münzer!

    Die
Plakate der Galerie Winter fanden sich bald in jedem Bezirk, wurden
in hunderten Taxis durch die Stadt gefahren und prangten gar an drei
Garnituren der Wiener Straßenbahnen.

    Dennoch,
er kannte sein Geschäft, DIESE Preise würde niemand in Wien
freiwillig zahlen wollen für einen Thomas
Münzer !

    Ja,
wäre Münzer ein Kokoschka, Klimt, Schiele oder
Hundertwasser, keine Frage, man würde anstandslos in die
Brieftaschen greifen, um horrende Summen achselzuckend zu begleichen,
aber für einen nahezu Unbekannten? Wer in Wien kennt schon
Münzer? Er biss sich auf die Unterlippe, mehrmals! Denn, es war
unbestreitbar: Der Name Winter würde mit dem Namen Münzer
in Zusammenhang stehen, untrennbar verbunden, es war ja SEINE Idee
gewesen, als der Prechtl absprang, Erwin Prechtl, phantastischer
Realist der Wiener Schule, ...

    Er,
Professor Doktor Gerhard Winter, war ja höchstpersönlich
nach Stuttgart gejettet, um den Münzer aufzutun!

    Das
erste Mal seit vielen Jahren plagte ihn unruhiger Schlaf. Seine Frau
versuchte aufmunternd und unterstützend zu wirken, es half alles
nichts.

    Nein,
nein, das würde untrennbar mit seinem Namen in Verbindung
bleiben!

    Und
dann war er sich gewiss: Es würde ein Riesenreinfall werden!

    Die
gesamte Stadt würde über ihn herfallen. Das erhabene, edle,
renommierte erste Haus am Platze, seine Galerie, würde in der
Luft zerrissen

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